Thursday, February 21, 2008

Wohnungen Teil 2

Meine Wohnungssuche neigt sich dem Ende zu, nicht primär darum, weil ich etwas supertolles gefunden hätte, sondern vielmehr, weil ich von der Sucherei genug habe. Alle bis jetzt gesehenen Möglichkeiten laufen auf exakt dasselbe heraus: Wenn ich weniger als 5000 Franken über 6 Monate ausgeben will (inkl. Deposit, Reinigung und Agency Fee, was locker 2000 davon ist), muss ich in einem Loch leben, sobald ich etwas über 5500 Franken gehe, bekomme ich schöne Wohnungen, die leider einfach etwas teuer sind.

Beispiele für Löcher:
- Direkt am Highway. Und mit "direkt", meine ich auch "direkt", ohne Umschweife. Wir reden hier von 10 Metern Luftlinie. Mit offenem Fenster kann man sich in der Wohnung nur schwerlich unterhalten, mit geschlossenem ist es nicht viel besser. Natürlich kein Doppelglas und/oder sinnvolle Isolierung oder ähnlicher Luxus.
- Erster Stock (darum etwas wenig Licht), einziges Fenster ziemlich klein (ein Quadratmeter oder so) und darum noch etwas weniger Licht. Ausserdem ist vor der Fenster eine Wand. Etwa 30 Zentimeter Distanz. Ich bräuchte definitiv keine Vorhänge um zu schlafen.
- An einem Bahndamm. Über den im Zehnminutentakt Züge fahren (pro Richtung) und somit etwa alle fünf Minuten ein durchdringendes DING-DING-DING-DING die Toten aus dem Schlaf reisst.
...

Nach langem Überlegen und sehr viel Kopfzerbrechen habe ich mich dann entschlossen, einfach etwas mehr Geld auszugeben, damit ich mich nicht soviel ägern muss. Man ist nur einmal Student, man ist nur einmal Austauschstudent und man ist nur einmal mit diesem Status in Japan. Höchstens. Ich rechne allen meinen Bekannten hier immer vor, dass es sich nicht lohnt, auf Filet zu verzichten und nur Nudeln zu Essen, wenn man dadurch im Laufe eines Jahres 2000 Franken sparen kann, wenn man nachher mit dem entsprechenden Abschluss in einer mehr Woche verdient als man sich mühsam erkämpft hat. Und dann halte ich mich selber nicht daran. Welch Hohn! Gut, zu meiner Verteidigung muss ich anmerken, dass ich nicht Geld sparen wollte, um Geld zu sparen (was der Schwabe hier tut), sondern eher darum, weil ich mir nicht sicher bin, ob mein Geld noch für den Heimflug reicht, wenn ich nicht etwas behutsam damit umgehe. ;)
Trotzdem: Ich habe jetzt die wahrscheinlich teuerste Wohnung genommen, die ich mir angesehen habe (aus etwa 15 Stück), aber anstatt in Kleinhünigen zu wohnen bin ich jetzt auf dem Bruderholz, meine Wohnung hat gigantische 16 Quadratmeter, ist im zweiten (obersten) Stock mit Balkon und Südlage, modernes Parkett, Küche und anständiges Bad. Ausserdem ist es kein "Mansion", sprich: Grosses Haus mit siebzig Einzimmerwohnungen, etwa so stilvoll und atmosphärisch wie ein Militärbunker, sondern ein kleines Häuschen mit nur zwei Wohnungen insgesamt mit einem etwas eigenartigen, aber sehr liebenswerten, Grundriss. Und ich kann von Ikebukuro aus gerade so laufen (15 Minuten). Vielleicht lege ich mir ein Velo zu, im Frühling/Sommer durchaus eine Überlegung wert, aber im Winter wäre mir das echt zu eklig gewesen, da bezahle ich lieber viel Geld für die Ubahn.

Und jetzt zu den Banken: Ich habe eine halbe Stunde damit verbracht, herauszufinden, was die IBAN der japanischen Bank ist, bei der ich die Miete entrichten muss. Das weiss hier keiner. Die haben einfach nicht genug Kontakt mit der Bankenwelt! Und als ich ein Konto eröffnen wollte, wurde mir erklärt, dass ich das erst könnte, nachdem ich ein halbes Jahr hier gelebt hätte. Wie bitte? Und wie bezahlt der nicht-Austauschstudent denn seine Miete, wenn er das nicht kann? Und warum hatten meine Freunde das Problem alle nicht? Pfff. Dann gehe ich halt zur nächsten Bank. Wenn Ihr mein tolles Schweizer Geld nicht wollt, dann geb ichs euch auch nicht! Lantürnich!

Monday, February 11, 2008

Comiket

Ja, ich war um Neujahr am Comiket, aber ich hatte keine Zeit, darüber zu schreiben.

Wohnungsnot

Wie die meisten wissen sollten, bleibe ich definitiv nochmal ein halbes Jährchen. Mein Flug wäre gestern gewesen, ich habe ihn storniert (und lausige 177 Franken zurückbekommen von einem 2200 Franken Flug...), eventuell bezahle ich sogar beim Neubuchen nochmal 200 Franken drauf, aber lieber bezahle ich etwas mehr, als dass ich mich zweimal von der selben Firma betrügen lasse. JAL und KLM wären das. Ob andere Fluggesellschaften ähnliche Tricks abziehen, weiss ich nicht, und es interessiert mich auch wenig, aber die zwei gehören mit Klagen in den USA überzogen.

Aber aktuell habe ich andere Sorgen. Mein Wohnheim schmeisst mich am 23.3 raus, weil man hier maximal ein halbes Jahr bleiben kann, ausser, man hat nur ein halbes Jahr angemeldet, dann kann man natürlich nicht auf ein ganzes Jahr verlängern wie diejenigen, die einfach mal zuviel auf den Vertrag geschrieben haben. Sehr japanisch. Darum brauche ich bei Gelegenheit eine neue Wohnung. Es gibt ein paar Eigenheiten hier zu diesem Thema. Japaner ziehen selten um und sind sehr sesshaft. Der Ausländer mag sich wundern, weshalb das so ist, aber nach kurzer Wohnungssuche wird das sehr klar. Als erstes gibts keine Internetseiten wie Homegate.ch oder Inserateseiten in den Tageszeitungen. Wie vermietet man also seine leerstehende Wohnung? Man beauftragt eine Wohnungsvermittlungsfirma. Diese verlangt dann für die Vermittlung vom Neumieter (!) eine volle Monatsmiete, für eine Einzimmerwohnung in durchschnittlicher Lage mit Studentenkonfort (WC/Dusche vorhanden, 16 Quadratmeter) ist das etwa 60'000 yen. Als ob das nicht genug wäre, verlangen viele Vermieter zusätzlich noch Schlüsselgeld (15'000 yen), eine bis drei Mieten Vorschuss und als ultimative Dreistigkeit einfach so nochmal eine bis drei Mieten als Geschenk. Bei nur fünf Monaten Mietzeit sind fällt natürlich jede zusätzliche Monatsmiete direkt als 20% Aufpreis ins Gewicht. Die Japaner sind dabei, eine Mietrechtreform durchzuführen (warum wohl... kann ich mir kaum erklären...) und diesen Quatsch abzuschaffen, aber für mich ists grauenhaft. Teure Mietzinse sind ja eines, aber dann nochmal 2000 Franken einfach so auf den Tisch zu legen finde ich nicht witzig.
Amüsantes Fact: In Tokyo haben fast alle Wohnungen keine Heizung, sondern nur einen Airconditioner mit Heizfunktion. Und schlecht isoliert ist auch standard. Da könnte man soooo viel Energie sparen.

Heute gesehene Wohnungen:
- Tatamiboden, 16m^2, keine Heizung in irgendeiner Form, Waschmaschine gibts auch nicht, Erdgeschoss, Hauchdünne Wände, Lage bestenfalls erträglich, Dusche und WC quasi im Gang: 66'000 yen.
- Erster Stock, seltsame Eckform (wie da ein Bett und ein Tisch gut passen soll ist mir schleierhaft, darum steht sie wohl leer), aber dafür modernes Badezimmer, Minikühlschrank vorhanden (Minibars im Hotel sind meist grösser), 75'000 yen, Vorausschuss mitlerweile von 2 Monaten auf null reduziert, sehr hübsche Lage (ruhig, aber zwei Strassen weiter Shôtengai), aber etwas Abseits, zur Zeit Favorit 1. Frage mich nur, warum mir der Makler diese Wohnung so uuunglaublich schmackhaft machen wollte. Waschmaschine beim Bahnhof...
- Unspektakuläres Zimmer im dritten Stock, Haus wahrscheinlich in der Edozeit gebaut, Infrastruktur seeehr am Limit, ausser einer Sache: Die Toilette ist ein japanisches Original, d.h. ein Loch im Boden. Ohne mich, ich will sitzen beim Scheissen!
- 14m^2 im zweiten Stock, Licht in etwa so gut wie ein Kellergeschoss mit ehemaligem Kohle-Loch, Fenster ohne jegliche Isolation und ein Badezimmer mit sage und schreibe weniger als zwei Quadratmetern. Das heisst das Waschbecken ist schräg über der Duschwanne montiert und vor dem WC hat es weniger als 30 Zentimeter Freifläche. Selbst der Makler hat scheel geguckt. Lage anständig.
- Einzimmerwohnung im sechsten Stock (ja, ca siebzehnhundert Nachbarn) mit Südlage, brauchbare Grösse, ebenfalls Minikühlschrank vorhanden und eventuell könnte ich den Tisch vom Vorgänger übernehmen (der steht zwar in der Wohnung im Vierten, aber abgeschlossen waren die alle nicht und sowas ist schnell transportiert), was mir ein bisschen was sparen würde, aber ein kleiner Nachteil gibts auch hier: Teuer, teuer, teuer. 74'000 yen, und insgesamt sind etwa 200'000 yen beim Einzug fällig (eine Miete an den Makler, eine Miete hinterlegen, restliche 50'000 entschwinden einfach so). Hätte aber Münz-Waschmaschine im Haus. Favorit 2. Habe der Maklerin erklärt, dass ich grosses Interesse hätte, aber mir diese Beträge einfach nicht leisten können. Glatt gelogen, ich kann schon, ich will nur nicht :) Sie hat erwartungsgemäss damit reagiert, dass sich da wahrscheinlich was machen liesse.
- Riesiges Zimmer (fast 20 Quadratmeter) mit riesigem Badezimmer (30% grösser als das in Zürich) und breitem Gang für läppische 60'000. Wenn die Fenster nur etwas besser gegen Kälte (und Lärm) isoliert wären. Und vor besagtem Schalldurchlässigen Fenster nicht ein Highway wäre... Sehr schade, dass da bei den Fenstern gespart wurde, mit Doppelglas und anständigen Rändern könnte man diesen Highwaylärm locker ausblenden. Dann wäre die Wohnung allerdings sicher teurer als ich bezahlen könnte ;)

Ich habe bei der Uni mal angefragt, ob die auch ein Büro haben, welches bei solchen Dingen hilft (und mir dann eine Maklergebühr von 700 Franken spart, das wäre schon viel wert), aber noch keine Antwort erhalten. Nicht sonderlich unerwartet, heute war Feiertag.

Nachher mit N. Essen und Karaoke gegangen. Zum Glück habe ich eine Japanerin, sonst wärs noch schlimmer.

Und gestern hatten wir ein kleines Erdbeben hier. Nicht weiter beunruhigend. Aber wenn man im Bett liegt und sich denkt: "Eigentlich sollte ich mich wo anders hinstellen, aber es schwankt nur ein bisschen und draussen (Bezug: Bett/Bettdecke) ists schweinekalt..." wirds gefährlich. Aber wir hatten hier auch 10 Zentimeter Schneee mitten in der Stadt und in meinem Zimmer war es so kalt, dass ich meinen Atem sehen konnte. Habe ich schon erwähnt, dass ich zur Zeit öfters im Starbucks als zu hause bin? Die haben nämlich eine Heizung!