Thursday, August 21, 2008

Over and Out

Ich bin vorraussichtlich das letzte mal online, eventuell finde ich irgendwo nochmal Netz. Aber tendentiell gehts zurück in die Heimat, Pakete sind gepackt und bald verschickt, Wohnung ist halbleer, Geld ist ebenfalls aufgebraucht und so weiter.

Wahrscheinlich schreibe ich ein Abschlusspost in der Schweiz.

Friday, August 15, 2008

Augusta Camp

Und an einem weiteren Wochenende war ich mit N. an einem Konzert. Mit etwa 30'000 weiteren Zuschauern. Gut, dass wir in der zweiten Reihe sassen, und etwa 10 Sitze von der Mitte. Ein Teil der Bühna war sogar hinter uns... Doofer Laufsteg.

Aufgetreten sind eine Horde Berühmtheiten, von denen garantiert niemand ausserhalb Japans je gehört hat. Da das insgesamt etwa 10 Bands waren, war die Musik auch ganz nett gemischt und abwechslungsreich. Alles JPop, der uninformierte erkennt keine Unterschiede. Teilweise gefiels mir gut, teilweise wars etwas fragwürdiger; dihie eihine sahang ahallehes soho, mit einem Absetzer nach JEDEM. EINZELNEN. TON. Man kanns ja ab und zu machen, aber das ging echt zu weit.

Am Schluss gabs überraschend Feuerwerk und alle in den vorderen Reihen erschraken ein bisschen, und dann gab es überraschend sehr heftiges, lautes, explosionsartiges Feuerwerk und alle in den vorderen Reihen duckten sich instinktiv, rissen die Arme vors Gesicht und waren sonst ziemlich verschreckt. Ich natürlich nicht. Ich bin ja nicht schreckhaft. Zum Beispiel bin ich noch nie in einem PC-Game (zum Beispiel Diabo oder System Shock) verreckt, weil mich ein Monster erschreckt hat und ich die Maus fast weggeschmissen habe. Neinnein, noch nie passiert.

Die Rückkehr war wie üblich, eine halbe Million Menschen, die den Bahnhof verstopfen. Dann ein letztes mal bei N. übernachtet und Geschenke von ihrer Mama bekommen (weil man das in Japan so macht, wenn jemand für lange Zeit weggeht. Das weiss ich jetzt.) Nichts grosses, nur Gutscheine für zwei Designer-Hemden, die auf meine Grösse zugeschnitten werden. Die Dinger sind teurer als meine restliche hiesige Garderobe aufsummiert. Eieiei. Immerhin: Die Gutschriften ging ursprünglich an N.s Vater und der hat schon mehr Hemden als er tragen kann von der Sorte, laut Datum wurden die seit einem Jahr nicht eingelöst. Das beruhigt mein Gewissen etwas.

Hanabi

Vor zwei Wochen oder so haben wir ein weiteres "Muss Man In Japan Machen"-Kapitel erledigt. Hier findet im Sommer alle paar Tage (oder öfter) ein Matsuri statt, ein Sommerfestival. Es gibt Buden und Stände, fast so wie im Anime immer dargestellt, wenn auch eher etwas mehr Essen und weniger anderer Kram. Und sicher ein Drittel bis die Hälfte der Mädels kommen im Yukata (Sommerkimono). Der ist leichter und weniger schwer als ein echter Kimono. Nur etwa 4 Schichten anstatt einem Dutzend. Wie man in dem Ding nicht an einem Hitzetod stirbt, ist mir schleierhaft. Aber N. fängt grundsätzlich erst an zu schwitzen, wenn ich schon bis auf die Knochen nass bin.

Auf jedenfall haben wir uns am Bahnhof durch die Menschen gekämpft, in einen Zug gezwängt, nach Toda gefahren, dort auf dem Bahnsteg in eine Schlange gestellt und etwa dreissig Minuten später den Bahnhof auch verlassen können. Da sind wir dann der Menschenmenge gefolgt (oder haben uns mittragen lassen, wie mans nimmt), haben uns Buden-Essen gekauft (Gyouza, gebratene Pouletbrust inklusive Haut, Riesenkartoffel mit Butter), die Schlange vor der Toilette misstrauisch beäugt und desshalb eine Kurve ums Bier gemacht und uns schlussendlich auf einem Flussufer niedergelassen. Wenn man in Japan ein Flussufer gesehen hat, hat man alle gesehen. Begradigt, begrast und exakt dieselbe Steigung (etwa 30°), in zwei Etappen.

Da haben wir dann ein bisschen gewartet und versucht, mit giftigen Blicken die Nachbarn etwas zu verscheuchen (naja, nur ich, aber ist sehr wirkungsvoll als böser Ausländer) damit wir mehr Platz haben. Um etwa acht (stockdunkel, die Sonne geht hier wie gesagt sehr früh unter und leider eben auch auf, bevor ich ins Bett gehe) gabs dann auch ein Feuerwerk. Das war ganz hübsch, die Japaner machen auch immer ganz süss "aaaah" und "oooohhh" und sind angenehm bedacht, einem nicht in die Sicht zu stehen. Kurz vor Schluss sind wir dann auch aufgebrochen, in der Hoffnung, nicht allzulange im Stau festzustecken. Das hat auch gut funktioniert, wir mussten nur etwa 20 Minuten warten, bis wir in den Bahnhof kamen. Dort drin wars dann auch gut 10°C wärmer als draussen, wobei der Bahnhof von der halb-offenen Sorte ist, so wie Zürich oder Basel. Nachher gingen wir noch eins trinken und essen, und ich durfte eine Frau aus einem Kimono auspacken. Wer Angst vor BHs hat soll das nicht probieren.

Tango Meisterschaften

Vor einigen Wochen (drei oder so) war ich an einem hiesigen Tango Turnier. Der exakte Namen ist mir nicht ganz klar, aber das ist auch nicht so wichtig. Üblicherweise wurde es als "アシア タンゴ 大会" bezeichnet.

Es gab zwei Kategorien, Show Tango und Salon, in der ersten nur wenige Paare (fast alles "Profis"), und in der zweiten so viele, dass im Halbinale noch vierzig Paare dabei waren. Immerhin tanzen jeweils zehn Stück gleichzeitig, da kommt man mit vier Tänzen à drei Musikstücken grad so durch, und dann eine Finalrunde mit nochmal drei Stücken. Wir haben nur Finale und Semifinale gesehen, da wir nur am Sonntag Zeit fanden. Ausserdem war das Ticket billiger. Wobei ich im Nachhinein erfahren habe, dass Teilnahme ein Ticket inklusive hat und günstiger ist als ein Zuschauerticket... Da hätte ich mit Naoko ja teilnehmen müssen...

Von wegen Niveau: uuuh... Es hatte ein paar gute Paare. Und sehr viel Mittelmass und ein paar ganz und gar nicht gute. Ich würde mir zutrauen, auf ähnlichem Niveau zu tanzen, besonders da der Salon-stil, der offenbar als richtig galt, enorm wenige Figuren (ca keine nämlich) drin hatte. Und ich weiss, dass ich definitiv nicht "gut" bin.

Unser Lehrerpaar (Mikage & Alisa) hat letztes Jahr den Salon-Wettbewerb gewonnen und hat sich diesmal auf Show-Tango konzentriert. Sie wurden unverdient nur zweite. Als nach dem Semifinale die Rangliste bekannt gegeben wurde, war mir nicht mal klar, wechles Paar denn Platz 1 hatte, da die dermassen nicht aufgefallen waren. Ich durfte mir dann im Nachhinein erklären lassen, dass der Sieger schon seit etwa einem halben Jahr feststand (die Siegerfotos waren bereits gemacht) und als Ergänzung erklärte mir dann M., dass das eigentlich immer so sei bei diesen Wettbewerben. Da frage ich mich dann aber, warum überhaupt jemand teilnimmt. Vielleicht weil Teilnahme billiger ist als das Ticket?

Wednesday, August 6, 2008

UnGemütlich

Wo wir beim Thema Zürich sind: Ich habe zum ersten mal ein bisschen Heimweh. Oder eher: Mir hängts hier etwas zum Hals raus. Das liegt garantiert auch daran, dass ich mich gesundheitlich von etwa Mitte Juli bis Mitte August eher lausig gefühlt habe. Hat auch eine Weile gedauert, bis ich den Grund erkannte: Hitze. Heute um 10 Uhr abends (und die Sonne geht hier im Sommer schon um 7 unter (und dafür um 4:30 auf!!)) war es immer noch 30°C in Tokyo. Und heute war es deutlich frischer als Ende Juli. Ich habe einfach die Hitze nicht gut vertragen, schlecht geschlafen und war ein paar mal ernsthaft "krank". Seitdem benutze ich meine Klimaanlage nonstop, was meine Stromrechnung in die Höhe treibt, selbstverständlich das Klima kaputt macht und meinem Rachen nicht gut tut, aber immerhin fühle ich mich wieder wohl.

Zweimal hats zwischendurch geschüttet wie wahnsinnig; von der Sorte: Als es anfing bin ich sofort aufgesprungen, habe zwei Schritte gemacht und das leicht offene Fenster zugehauen und musste trotzdem nachher den Boden aufwischen... Aber insgesamt nützt das auch nichts.

Darum habe ich auch die letzte Zeit möglichst ruhig und abgeschieden an kühlen Orten (Starbucks, weil rauchfrei) verbracht und zwei Bücher gelesen: Hamiltons Commonwealth-Saga (Pandora's Star und Judas Unchained). Ich kann diese 2500 Seiten wärmstens empfehlen. Im gleichen Zeitraum habe ich ausserdem Mass Effect durchgespielt und das hat mir sehr deutlich vor Augen geführt, wie lausig PC-games zur Zeit sind. Weniger Unterhaltung, schlechtere Unterhaltung (0-8-15 Story anstatt genialer Plottwists) und deutlich höherer Preis als die zwei Bücher. Jetzt lese ich Dawkins, ein Biologe, der nicht nur denken sondern auch noch gut schreiben kann. Was man da noch alles über Evolution lernen kann!

Keine Ausreden

Nachdem etwa 40 Tage seit meinem letzten Post vergangen sind, gehen mir die Ausreden aus. Ich werde also jetzt ein paar Posts nachholen und die nächsten zwei Stunden schreibend verbringen.

Als allererstes: Mein Semester ist überstanden, ich habe sämtliche Reports eingereicht, inklusive desjenigen, welcher nur eine japanische Aufgabestellung hatte und diese auch noch etwa 15 Seiten lang war. Und alles selber übersetzt. Ich bin ja so stolz. Der Report selber war allerdings inhaltlich eher flach, irgendwo muss ich halt sparen. Noten habe ich natürlich noch keine bekommen, hoffen wir, dass das in Bälde nachkommt, damit ich meine Masterarbeit im Herbst beginnen kann.