Sunday, September 30, 2007

Semesterbeginn

Das Wochenende habe ich gut überstanden. Samstags habe ich mich mit K. getroffen, wir sind zusammen Essen, Trinken, Karaoke singen und noch mehr Trinken gegangen, war ein sehr vergnüglicher Abend. The Pillows, Angela, Maya Sakamoto :)

Sonntags habe ich ein paar Dinge eingekauft, ein paar weitere Dinge versucht einzukaufen (eine neue Maus), aber nicht das gewünschte Exemplar gefunden und ein paar Sushi gegessen. Das Sushi-Kaiten in Akihabara, in dem ich vor zwei Jahren mal war, gibts noch, haha. Ausserdem habe ich versucht, herauszufinden, wann ich wo Vorlesungen habe. Fehlanzeige. Ich weiss bis jetzt nicht, wann die Sachen stattfinden, da die Japaner es nicht für notwendig halten, dass aufzuschreiben. Es gibt scheinbar eine webpage, die diese Informationen hat (zumindest wurde mir der Link geschickt, ist leider alles japanisch und schwer verständlich), aber ich habe natürlich noch keinen Account hier, und kann darum nicht einloggen. Warum publizieren die die Stundenpläne nicht einfach? Ist das dermassen top-secret? Und im Augenblick ist überhaupt niemand im Lab, den ich fragen könnte. Bah. Hoffentlich habe ich nicht zuviele Kurse am Montag Morgen (d.h. jetzt).

Friday, September 28, 2007

Die letzten drei Tage

Ich sammle wohl in nächster Zeit etwas die Infos zusammen und mach nicht täglich einen Post. Es ist nämlich zeitweise schwierig, etwas sinnvolles zu finden, was man gemacht hat, wenn nicht ganz soviel los ist. Beispiele folgen ;)

Das erste Ryokan, in dem ich war, war sehr, sehr hübsch, hatte schöne Zimmer, bequeme Futons und nettes Personal. Trotzdem bin ich möglichst schnell umgezogen. Wieso? Zuviele teilweise enorm mühsame Regeln. Curfew um 1? In Tokyo?? "Please put your shoes in the shoebox. We are not responsible for theft." Ich werd zu etwas gezwungen und muss trotzdem Verantwortung tragen? Sauber! Und dutzendweise Zettel an jeglichen Flächen, was man alles nicht darf oder tun muss. Ausserdem etwas ausserhalb der Stadt (passend zu curfew!), ausserdem auch kein Internet. Also habe ich gewechselt und bin jetzt in Laufweite von der Uni.

Trotzdem gabs ein paar lustige Ereignisse bei dem alten Hotel. Ich habe mit einer Koreanerin und einem Franzosen geschwatzt, wobei der Franzose kein Japanisch und nur sehr wenig Englisch und die Koreanerin natürlich nur Koreanisch, etwas Englisch und minimal Japanisch spricht. Da der Franzose unglaublich glücklich war, dass ihn endlich mal jemand versteht, war da irgendwie sonst nichts zu wollen. Dabei war es irgendwie ganz nett mit der Koreanerin vorher... Und was haben wir daraus gelernt: Sprich nie aus Höflichkeit einen Franzosen an, der etwas depressiv ausschaut (weil er nix versteht), wenn du mit der Koreanerin beschäftigt sein könntest.

Für den Tag darauf gibts wirklich enorm wenig zu erzählen. Ich habe mich um meine japanisch-Kurse gekümmert, meinen Pass abgeholt (Hurra, ich bin Student! Hurra, ich habe einen Pass!), einige Formulare organisiert, und etwas Informationen aufgeholt, die man in drei Wochen reisen einfach verpasst.

Heute Abend war ich das erste (und hoffentlich letzte) mal in Kashiwa, der Dependance unserer Fakultät. Welcome-Party für die neu eingetroffenen Chinesen (und mich). Gab lecker Chinesisches Essen, Alkohol und Unterhaltung.

Tuesday, September 25, 2007

End of the Holiday as we know it

25.9.07 - Eigentlich glaube ich ja nicht an Schicksal (übrigends gibt es im Englischen zwei Wörter, Destiny und Fate, und im Japanischen auch, Ume und Sadame, aber kenne die Unterschiede nicht) und ziehe es vor, von Zufall zu sprechen, aber ab und an wird hier schon etwas seltsam gewürfelt. Ich habe im Shinkansen von Kyoto nach Shin-Oosaka vor einer guten Woche etwas smalltalk mit meiner Sitznachbarin gemacht und das nicht erwähnt (wenn ich das tun würde, müsste ich etwa zwei Leute täglich vorstellen). Heute bin ich auf dem Rückweg in Shin-Oosaka ausgestiegen und derselben Person begegnet. Sachen gibts.
Dies ist wohl auf längere Sich der letzte Text, der im Shinkansen entsteht, da mein JR-Pass heute ausläuft (darum fahre ich auch die 1000 km von Hakata nach Tokyo, so ein Ticket kostet 40% eines dreiwöchigen Passes). Von jetzt an bin ich wohl in und um Tokyo, was auch bedeutet, dass ich öfters Internet haben werde, hoffentlich täglich. Ich werde versuchen, einen Instantmessenger zum laufen zu bringen (Firewalls) und Skype abends anzuschmeissen. Ich müsste überall sehr einfach als Kdansky zu finden sein, wenn ihr mich sehen wollt. Ansonsten schickt mir über die üblichen Kanäle eure Nicknames, damit ich euch aufnehmen kann. ICQ speichert die Namen ja auf dem Server, da müsste ich alles haben, aber MSN und skype sind sicher lokal.

Nachtrag um 9: Ich habe im zweiten Anlauf in Tokyo eine Bleibe gefunden, ein enorm stilvolles, aber etwas unpraktisches Ryokan (Curfew???) und das beste Tonkatsu bis anhin gegessen. Ausserdem konnte der Koch durchaus gut Englisch, das ist immer amüsanter, wenn ich vom Japanischen ausweichen kann, wenn mir die Worte fehlen.

In Hakata braucht man lokale Bekannte

24.9.07, allerdings schreibe ich das Tags darauf im Shinkansen nach Tokyo. Gestern war mir einfach nicht danach und ich hatte wieder mal sowieso kein Internet. Ich habe den ganzen Tag ich Hakata zugebracht, wie schon im vorigen Eintrag erwähnt. Wie viele Orte in Japan hat auch Fukuoka/Hakata einen Ruf. Nachdem ich heute ein wissenschaftlich einwandfreie, qualitative Studie* durchgeführt habe, komme ich zum Schluss, dass die Nullhypothese erfüllt wird und die weibliche Bevölkerung hier tatsächlich besonders hübsch ist. Hey, ich habe mir das nicht ausgedacht! Leider hatte ich wenig davon, Hakata leidet beim Nightlife etwas am Wald-vor-lauter-Bäumen-Phänomen. Will sagen: Es gibt hier so unglaublich viele Clubs, Bars und Restaurants, dass ich schlicht nichts finden konnte, was meinem Geschmack entsprach, und nachdem ich zehn Türen geöffnet und durch mehrere Dutzend Fenster geschaut hatte, verging mir die Lust, ausserdem war es sowieso spät und meine Füsse waren kaputt. Also habe ich den Montag Abend lesend verbracht.

Ausserdem habe ich mich tagsüber mehrfach verirrt, obwohl die Stadt wie ein Gitter aufgebaut ist. Die Japaner sind wohl das einzige Volk auf der Welt, die die Strassen so schlecht anschreiben (nämlich gar nicht, die Blocks haben Namen, die Strassen nur selten), dass es notwendig ist, alle paar hundert Meter ein grosses Schild mit einem Ausschnitt des Stadtplanes aufzustellen. Freundlicherweise sind diese Karten immer so gedreht, dass direkt davor stehend "vorne" = "oben" ist, was die Orientierung kurzfristig erleichtert. Langfristig allerdings steckt der Teufel im Detail. Auf unseren Karten hat es nämlich solche kleinen Pfeile drauf, die Norden anzeigen. Hier hält man das nicht für notwendig. Wer will schon wissen, wo Norden ist?? ICH! Ich habe angefangen, mich am Sonnenstand zu orientieren, um die Himmelsrichtungen zu bestimmen. Warum komme ich mir so lächerlich dabei vor, wenn ich in einer der technisiertesten Gegenden der Welt eine der ältesten Orientierungstechniken verwende? Grossstadtdschungel par excéllance.

Sexmuseum

23.9.07, kurz nach Mitternacht (jaja, schon wieder eigentlich falsches Datum), Hotelzimmer. Nachdem ich gestern das Sexmuseum verpasst hatte, wollte ich das heute Morgen nachholen. Insofern ein aufwändiges Unterfangen, als ich eigentlich um 9 aufstehen wollte und dann hoch fahren, um quasi als erster reinzukommen, damit ich noch einen Tag übrig habe. Allerdings wurde es gestern wie schon erwähnt ziemlich spät (so irgendwas nach 2) und darum hatte ich nur geringe Lust, früher aufzustehen als umbedingt notwendig. Zu allem Übel stellte ich am Morgen fest, dass meine Herberge überhaupt keine Dusche hat (in der niedrigsten Preiskategorie), wahrscheinlich, weil es an jeder Strassenecke ein öffentliches Bad gibt. Das ist insofern problematisch, als dass ich Nachts ziemlich geschwitzt habe und ungern stinkend rumlaufe. Also bin ich etwas spät aufgestanden, habe meine Sachen gepackt, saubere Sachen in den Rucksack gesteckt, gestrige angezogen und bin zum einem weiteren berühmten Onsen mitten in der Stadt gepilgert. Das war auch da, wo ich schon Internet hatte, darum nahm ich zusätzlich noch das Notebook mit (ja, mein Rucksack war sehr voll). Dort gebadet, Mails und andere online-Sachen erledigt und dann festgestellt, dass schon Nachmittag ist. Trotzdem wollte ich das Museum noch besuchen und als ich endlich mit Gepäck am Bahnhof war, war es nach zwei. Spontan entschloss ich mich, doch nicht nach Myazaki zu fahren, da einfach zuviele Dinge unpassend waren. Ich würde erst spät ankommen, müsste am Montag recht bald los und die Hauptattraktion, das weltgrösste Planetarium, wäre Montags geschlossen und Sonntags war ich zu spät dran. Also bin ich einen Tag früher als geplant nach Hakata gefahren, hier gibts sicher genug Kram, um 24 Stunden mehr zu verbraten.

Zum Sexmuseum: Etwas klein, aber lustige Ansammlung von Kuriosa. Nachbildungen von Walpenisen (Giraffen sind auch gut ausgerüstet) und passenden Vaginas (da könnte man sich drin verstecken) und eine grosse Sammlung an antiken Japanischen Aktmalereien. Big L wird uns sicher gerne mit dem korrekten Namen beglücken, ich weiss es nicht auswendig und habe wie meist wärend des Schreibens kein Internet. Amüsanterweise sind diese Bilder allesamt sehr detailliert (geeignet, um im Biologieunterricht äussere und innere Labia zu unterscheiden...) und ziemlich haarig (damals war Brasilianisch halt noch nicht en vogue), aber da die Darstellung von Schamhaar in Japan zur Zeit immer noch theoretisch verboten ist, wurden alle kaschiert. Indem man auf die Scheibe des Schaukasten an der richtigen Stelle getönt hat. Nur hat das Glas gute 20 cm Distanz zum Papier selber, was bedeutet, dass man mit etwas seitlich stehen problemlos alles sehen kann. Hypocrites!

In Hakata habe ich mir dann ein etwas teureres Hotel geleistet (5150 yen Einzelzimmer, das Doppelzimmer wäre 6200, ich brauche Begleitung, dann wärs richtig billig, nur müsste ich wahrscheinlich dann sowohl den Aufpreis bezahlen wie auch die Begleitung entlöhnen...), weil ich mal wieder ein weiches Bett, unhörbare Nachbarn und eine eigene Dusche wollte. Nur Internet fehlt natürlich wieder, dafür müsste ich nochmal eine Preisklasse hoch. Aber langsam verstehe ich, warum man mehr Geld für Hotels ausgibt, als absolut notwendig wäre. Als ich das erste Mal in Japan war, habe ich bei der Unterkunft gespart was immer möglich war. Diesmal war ich einiges grosszügiger, habe in 20 Tagen knapp 900 CHF statt gut 700 CHF ausgegeben und muss sagen, dass das gar keine schlechte Investition war. Ich habe mich nur einmal über dumme Zimmergenossen aufregen müssen, hatte immer saubere Klos und oft meine Ruhe im Badezimmer. Durchaus einen Aufpreis wert. Nur etwas Schade, dass ich so keine Leute kennenlernen konnte wie in den Lobbies der Youth Hostels. Andererseits sind das eh fast alles doofe Touristen :P

Essay des Tages: Universitäten und Einstellungen dazu.
Ich beobachte hier fast täglich den von mir so getauften "Tôdai-Effekt". Der zeigt sich wiefolgt: Wenn man mit Japanern als Ausländer in Japan spricht, ist die erste Frage in 99% der Fälle: "Woher kommst du?", die zweite Frage: "Wie lange bist du schon hier?" und die dritte: "Machst du Ferien oder bist du geschäftlich hier?". Meine Antwort bei der dritten ist dann immer, dass ich zur Zeit zwar Ferien machen würde, aber ab oktober ein Austauschstudent in Tokyo sei. Frage vier ist ebenfalls offensichtlich, nämlich Uni und Studienrichtung. Und hier kommt der Tôdai-Effekt. Sobald ich sage, an welcher japanischen Uni ich sein werde, reissen alle Gesprächspartner die Augen auf, machen "eeeeeeeeehhhhhhh?????" oder "ERAI!!" (in etwa: "Beneidenswert! Wie toll!") und sind hin und weg, dass jemand an eine so unglaublich tolle Uni geht, schliesslich ist Tôdai die berühmteste Uni Japans, und gilt auch als konkurrenzlos beste. Der Effekt ist an sich sehr praktisch, es ist sozusagen ein Schubladenwechsel (Beispielschubladen: "Dummer Ausländer", "Ausländer, der Japanisch kann und darum nicht so dumm ist", "Hochintelligenter, toller Tôdai-Student") zu meinen Gunsten.
Und hier kommt das Essay: Die ETH hat in der Schweiz quasi den selben Status wie Tôdai hier, theoretisch müsste sie sogar einen noch besseren Ruf haben, schliesslich ist sie in internationalen Rankings immer deutlich vor Tôdai (top 3 vs top 10 in etwa). Aber wenn man in der Schweiz sagt, dass man an der ETH studiert, wechselt man von der "Arroganter/Fauler Student"-Schublade in die "Hochnäsiger, elitärer Sozialphobiker ohne Freunde, den man tunlichst nicht kennen sollte", oder aber der Gesprächspartner weiss gar nicht, was die ETH ist. Typisch Schweiz: Anstatt Erfolg positiv zu sehen, ist Missgunst angesagt. "Streber" im negativen Sinne gibts hier (fast) nicht, fleissig sein ist eine Tugend. Ich möchte ja nicht die totale Leistungsgesellschaft propagieren, aber da wir mehr oder weniger in einer sind, sollten wir vielleicht nicht von klein auf lernen, dass man ja nicht besser als der Durchschnitt sein sollte, wenn man keinen Ärger will. Je untalentierter und vor allem fauler man ist, desto beliebter wird man. Sehr sinnvoll, oder?

Saturday, September 22, 2007

Beppu - City of a Thousand Baths

Es ist viertel vor Neun, ich habe Hunger und heute noch fast nichts gegessen, ich sitze in der Stadt zwischen ein paar Hotels und eines davon hat ein offenes Wireless. Zwischendurch muss man halt einfallsreich sein. Ich habe mich eine Weile nicht gemeldet, weil ich schlicht kein Internet auftreiben konnte, das kommt einfach vor. Heute war ich Baden, Baden und Baden. Das war toll, aber jetzt gehe ich Essen.

Und hier die lange Fassung, geschrieben etwas später, gepostet drei Tage danach:
Nachdem mir bei der Ankunft erstmal die Französische Journalisten über den Weg lief und wir kurz Hallo sagten (die Welt ist klein), war es Zeit, sich touristisch zu betätigen; Beppu ist eine der bekanntesten (wenn nicht sogar die bekannteste) Stadt, wenn es darum geht, sich in heisses Wasser zu legen. Es gibt hier wirklich an jeder Strassenecke ein Bad, die Stadt ist voller Auspuffrohre, aus denen weiss-gelblicher Dampf strömt. Natürlich liess ich mir die Chance nicht entgehen, hier ausgiebig zu baden. Ich habe das hoch auf dem Berg gelegene Bad ausprobiert. Natürlich ist alles im Freien, inkl. Duschen (ohne Dusche, nur mit Wasserkübel und Hahn, man muss den Kübel füllen und über sich schütten. Eindeutig nicht von Leuten erdacht, die lange Haare waschen müssen, das dauert quasi ewig), und das Bad selbst ist auf einem Felsvorsprung gelegen. Der Ausblick aufs Tal war grossartig, gerade, wenn man sich dazu nackt in der Sonne aalen kann. Dazu hatte das heisse Wasser angenehme 38°C, eigentlich etwas kühl, aber in der drückenden Mittagshitze gerade angenehm. Als zweites bin ich in das nebenan gelegene Schlammbad gegangen. Nach dem Hochgenuss der ersten ein ziemlicher Reinfall. Einerseits relativ teuer (1050 yen Eintritt, 400 yen ist normal, luxusbäder sind um die 700, gerade in Beppu hat es auch viele, die gar nichts bis nur 100 yen verlangen), und dann fehlte einfach der Service. Weder Seife noch Shampoo vorhanden (üblicherweise findet man anständige Kanebo-Flüssigseife oder vergleichbare Produkte vor), Schliessfach kostet sogar nochmal 100 yen extra und das Bad selber ist auch eher zweifelhaft. Natürlich erwarte ich von einem Schlammbad keine totele Sauberkeit (wäre ja etwas sinnlos), aber die unschlammigen Orte waren auch dreckig, das heisst rostig, teilweise von Schwefelablagerungen überwachsen, die Saune war klein, dreckig und stank nach Schwefel, und die Bäder waren alle zu kalt (35°C oder so). Ach ja, und "mixed bathing (naked)" bedeutet hier dasselbe wie in der Schweiz: Male only.

Ich liess mir sagen, dass vor einigen Jahrzehnten die meisten Bäder keine Ausländer rein liessen, einfach darum, weil die Ausländer nicht verstanden, wie man japanisch korrekt badet. Man steigt nämlich nicht einfach ins heisse Wasser, sondern schrubbt sich zuerst draussen ab und benutzt das gemeinsame Wasser erst, wenn man schon sauber ist, zur Entspannung. Macht eigentlich auch Sinn, so kann man mit viel weniger Wasser viel mehr Leute bedienen. Mitlerweile haben die westler gelernt zu baden (es hat viele lustige Schilder als Hilfe, mit teilweise amüsantem Englisch "do not use soap!!") und darum darf ich auch überall rein. Aber ich habe einige Japaner gesehen, die sich selber nicht daran halten, Dreckskerle!

Und am Rande sollte man Pinkelzonen in Schwimmbädern einrichten, so wie Raucherzonen im Restaurant. Wasser fliesst ja nicht mehr als Luft, ich sehe also kein Problem.

Abends bin ich in Beppu eins trinken gegangen (schliesslich Samstag), hatte auch einen amüsanten Abend in einer Bar beim flirten mit einer Beppuanerin. Mit ein paar kleineren Hindernissen. Selbstverständlich war sie nicht single (obwohl alleine da. Fishy?), aber viel mehr genervt hat mich der Barkeeper. Dessen Job ist es, Drinks zu servieren und mich zu unterhalten, wenn sonst keine Gäste da sind. Aber wenn ich offensichtlich mit einer Frau flirte, dann hat er die Beine in die Hand zu nehmen und ein paar Gläser zu putzen! Dabei war sie schon älter als ich und ich älter als er! *aufreg*
Naja, um 2 Uhr morgens bin ich dann nach Hause gelaufen, gerade, als weitere (weibliche) Gäste auftauchten, aber ich hatte mein japanisch verschossen und zuviel Alkohol im Blut (um sinnvoll mehr japanisch zu sprechen). Crap.

Aso Mountain

21.9.07 - Die gestrige Nacht war grässlich. Die Klimaanlage blies mir kalt ins Gesicht (das konnte ich durch umpositionieren des Futons immerhin ändern), aber ich fand trotz langen Probierens nicht heraus, wie man das dumme Ding abschaltet. Doof, dass die Fernbedienungen nur mit Kanjis angeschrieben sind. Und umso ärgerlicher, dass ich die Konkurrenzmarke begriffen habe, weil ich einmal eine englisch beschriftete Bedienung in der Hand hatte und mir merken konnte, was was bedeutet. Als ob das nicht genug wäre, lässt meine Erkältung langsam nach. Gut für meine Stimme, aber was das bei einem kaputten Rachen und verstopfter Nase/Ohren bedeutet, könnt ihr euch ja vorstellen. Heftiges Husten, um den Schleim loszuwerden. Ziemlich garstig, und ich konnte bis um drei Uhr früh kein Auge zumachen. Jetzt bin ich auf dem Weg nach Aso, einem riesigen Krater mitten in Kyushu, und hoffe, rechtzeitig da anzukommen, um noch ein paar Schritte zu wanden. Sonst müsste ich morgen früh aufstehen!

Und diese Mac-Wortkorrektur ist toll. Da sie sich bei jedem start auf Englisch umstellt (und wieder einschaltet), sind quasi alle Worte rot markiert in diesem Text (Ausnahmen: war, die, toll ...). Aber aus irgendeinem Grund ist "Kyushu" im Vokabular und darum nicht rot. Beeindruckend.

And now for something completely different. Chinesen. Chinesen haben hier in Japan einen ziemlich schlechten Ruf und sind sehr unbeliebt. Natürlich geht das auf langjährige Feindschaft und Vorurteile zurück. Aber nicht nur. Chinesen haben ungeschickterweise einen komplett anderen Verhaltenskodex als Japaner, was selbst mir massiv auffällt. Sie reisen in grossen Gruppen, verstopfen damit sämtliche Ein- und Ausgänge, weil sie nicht auf die Seite gehen (dafür würde sich jeder Japaner fünfzigmal entschuldigen), rufen dauernd laut in der Gegend rum, die Kinder rennen und kreischen dauernd, kurzum, nach japanischem Verständnis zeigen sie jegliches schlechte Benehmen, das in der Öffentlichkeit möglich ist. Ach, und ausserdem haben die Chinesen in Japan allesamt sehr viel Geld und zeigen das auch. Sie laufen mit vollgestopften Einkaufstüten in auffälligen Markenlamotten rum, haben alle möglichen Gadgets dabei (der 5 jährige neben mir besitzt einen DS Lite, welchen er auf voller Lautstärke im Zug laufen lässt). Kein Wunder haben die Chinesen hier einen so schlechten Ruf, sie arbeiten mit grossem Elan daran, ihn so zu halten. Ich selber setze mich meist in einen Wagen, in dem keine Chinesen sind, da das den Lärmpegel um gut die Hälfte reduziert...

21:50, Minshukan irgendwas. Ich wollte gerade "ich fühle mich gerade wunderbar" schreiben und das genüsslich ausführen, als mich ein Tropfen Wasser im Ohr irritierte, und ich aufstand, um mir ein Wattestäbchen zu holen, um das zu änderen. Ich öffnete mein Necessaire und schon war meine gute Laune verflogen. Eine Crème-Tube wurde irgendwie verbogen und ist hinten aufgebrochen und jetzt habe ich weisse, fettige Crème auf meiner Zannbürste, Rasierpinsel, und und und. Trotzdem. Ich fühle mich gerade blendend. Ich sitze auf etwa sechs zusammengefalteten Futons gegen die Wand gelehnt, es herrscht eine angenehme Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Zimmer, und ich komme gerade vom Baden. Ich habe es nämlich endlich geschafft, ein anständiges Onsen zu finden. Erst Waschen, dann draussen heiss Baden, gefolgt von etwas heisserem Wasser drinnen, dann in die finnische Sauna und zum Schluss ins kalte Becken. Beim Haare föhnen wurde mir dann etwas schummrig vom Temperaturschock, aber nur ganz kurz. Jetzt fühle ich mich wunderbar schlaff und entspannt nach einem harten Nachmittag, habe Wasserflasche (leider keinen Wein oder sowas) und Schokoladenkekse neben mir, Notebook vor mir und es fehlt mir eigentlich nur Internet.

Ich bin nämlich heute auf den hiesigen, riesigen Vulkan geklettert. Ein dramatischer Anblick, die Fotos können das wohl gar nicht wiedergeben (wenn ich endlich mal alle Uploade, aber ich will das am Stück machen und dazu brauche ich anständiges High-Speed-Internet. Ich hatte Glück, denn im Augenblick ist er sehr aktiv und man kann nur etwa alle zwei Tage hoch gehen, ohne im Schwefeldampf zu ersticken. Alles ist voller Warnhinweise, die in fragwürdigem Englisch darauf hinweisen, dass Leute mit Asthma, Herzkrankheiten oder ähnlichem nicht hoch gehen sollten. Zudem hats überall Schutzbunker gegen fliegendes Geröll.

Und noch ein Essay: Heute auf dem Heimweg vom Onsen dachte ich mir: "Ach, wie schön, ich fühle mich gut (ok, erkältet, aber das ignoriere ich jetzt einfach), habe toll gebadet, gehe jetzt nach Hause und esse ein paar Kekse und trinke was kaltes dazu und dann lese ich den aktuellen Pratchett - Wintersmith weiter. Ach wie toll!" Als nächstes habe ich mich gefragt, warum ich mich zuhause nie auf ein Buch freue und bin habe dann einen interessanten Gedankengang gemacht. Quintessenz: Computer sind schuld. Aber nicht so, wie man denken würde. Aber ich habe grob geschätzt, wieviel Zeit ich täglich auf die eine oder andere Art vor dem PC verbringe. Sicher zu viel. Aber davon abgesehen, was mache ich da eigentlich? Ich kam zum Schluss, dass ich wohl mehr als 75% der Zeit einfach nur Text lese. WoW ist primär chat, Foren sind Text, surfen ist Text, Chats sind Text, Essays oder Fachliteratur sind Text, News sind Text und Blogs sind Text, fast alles Studiumsbezogene ist auch Text. Dazwischen vielleicht ab und an etwas youtube zur Auflockerung, aber eigentlich verbringe ich die meiste Zeit mit lesen (oder schreiben). Kein Wunder, bin ich nur bedingt dafür zu begeistern, etwas zu lesen, wenn ich schon jeden Tag einen grossen Teil meiner Zeit lesend verbringe. Hier ist das natürlich völlig anders, Internet habe ich selten und ich bin viel laufend unterwegs oder schaue mir Dinge an. Aber lesen tu ich selten. Darum freue ich mich so darauf.

Vor 23:00 Uhr das letzte Tram? WTF?

20.9.07 - Eigentlich 21., denn es ist kurz nach Mitternacht. Heute bin ich mit vergleichsweise wenig Enthusiasmus aus Hataka aufgebrochen, irgendwie war mir wenig nach Reisen, aber wenn ich nicht ein paar Kilometer mache, hänge ich am Schluss komplett fest und komme hier gar nicht mehr rum. Auf dem Weg zum Bahnhof habe ich einen Australier getroffen, wir haben etwas geplaudert, er war sehr sympathisch. Dann den Zug nach Kumamoto genommen, eineinhalb Stunden Fahrt. Unterwegs Phoenix Wright 1 fast fertig gespielt, toller Schluss, sehr empfehlenswertes Game! Die Auswahl an Herbergen im LP in Kumamoto ist enorm gering, obwohl die Stadt durchaus knapp 700'000 Einwohner hat. Eine wurde aber als "beste Wahl bei knappem Budget" empfohlen, das Minshukan Higoji. Da sitze ich zur Zeit in einem 6 Tatami grossen Zimmer (eher für 2-3 Leute gedacht) und fasse den wirklich guten Tag zusammen.

Wie gesagt, ich habe vom Bahnhof aus angerufen, weil das Ding etwas abgelegen (insbesonders einige Meter Bergauf) liegt und ich sicher nicht mein Gepäck hoch- und wieder runterschleppen wollte. Der Besitzer spricht gebrochen, aber durchaus verständlich Englisch und bot mir am Telefon sofort an, mich vom Bahnhof abzuholen (das steht auch so im LP, aber das steht da noch öfters und ist mir noch nie passiert). Willkommene Überraschung! Ich solle mich doch kurz 15 Minuten gedulden. Also kaufte ich mir was zu Essen (Mittagessen) und setzte mich unter einen grossen Baum in den Schatten, es ist schliesslich weit über 30°C heiss (gestern 36°C laut Zeitung). Nach etwa 5 Minuten kam er auch schon angebraust und lud mich und eine Französin ein. Ich habe dann mit Freuden die Konversation bestritten, da er etwas Englisch und ich etwas Japanisch kann, ging das enorm gut. Im Haus angekommen, wurde ich mit der Minimalmiete von 3000 yen pro Nacht für ein Riesenzimmer konfrontiert. Sehr gut. Als wir dann in die Stadt wollten, etwas Sight-Seeing betreiben, bot er sofort an, uns doch zum Bahnhof zu fahren, ach nein, direkt zum Schloss. Gerne namen wir auch dieses Angebot an. Dann sind wir zu zweit zwei Stunden durch das restaurierte Schloss spaziert, haben eine Samurai-Wohnung bestaunt, Bilder vom Myamoto Musashi Brunnen gemacht und dann per Tram (omg Heimat!) zum berühmten Suizen-ji-Koen gefahren. Ein netter, wenn auch nicht dermassen beeindruckender Park (wenn man Okayama gesehen hat), im Sonnenuntergang sehr schön anzuschauen.

Dann haben wir uns getrennt, ich wollte die hiesige Spezialität testen, ihr gefiel der Gedanke wenig, rohes Pferdefleisch zu essen. Und genau das habe ich dann getan. Nachdem ich eine Weile gesucht habe, bin ich auf eine "Konfiserie Swiss" gestossen, wo ich mir die Auslagen angeschaut habe (nicht sonderlich schweizerisch und nicht sonderlich aufregend) und dann gefragt habe, wo man hier am besten Basashi essen könnte. Prompt wurde ich mit Karte ausgestattet und los gings. Ich kam in einem etwas besser aussehenden Restaurant an, wo ich erst mal 30 Minuten auf einen Sitz warten musste, es war alles so gestossen voll. Schonmal ein gutes Zeichen. Um die Pointe vorwegzunehmen: Das Essen war zwar unglaublich teuer (6200 yen), aber mindestens genauso traumhaft köstlich. Amuse Bouche: Salat mit zwei Streifen blanchierten Pferdefilets, dazu ein leichter Apperitif (irgendwo zwischen Süsswein und Likör anzusiedeln). Vorspeise bestand aus kleingeschnittener Brust (auch roh), gefolgt von Filet, Speck (also das Stück, woraus man Speck machen würde, selbstverständlich roh), und noch einem Schnitz, der mir aber nicht so gefiel. Ach ja, und zwei Scheiben Nackensehne, das ist ziemlich ungeniessbar. Nächster Gang sah sehr seltsam aus. In Pilzsauce gekochte komische Dinger. Mir schwante übles. Und wurde bestätigt. Es handelte sich um Darm, bei uns geht das wohl unter Kutteln durch. Schlimmerweise war es eigentlich sehr gut, auch wenn mein Hirn sich weigerte, auf Übelkeitsgefühle zu verzichten. Etwas benommen, bestellte ich eine Flasche Nihonshu, was die Sache durchaus erleichterte, zumal ich eine gute Sorte erwischte (pure Glückssache, da ich keine Sorte kenne, keinen Namen lesen und nur nach Preis unterscheiden kann). Dann kam eine leichte Suppe (mit gekochtem Pferd drin) und schliesslich als Hauptgang ein perfekt blutig gebratenes Pferdesteak, mit etwas Gemüsebeilage und sehr japanisch anmutender Sauce. Ein Traum. Ach ja, und zum Dessert bekam ich ein kleines Sorbet (aus japanischen Mandarinen), im Normalfall halte ich wenig von Sorbets, die sind immer zu süss und meistens langweilig im Geschmack. Was für ein Irrtum. Das war schlicht und ergreifend das beste Sorbet, das ich je gegessen habe. Kurz entschlossen, bestellte ich eiskalt ein zweites und verstand gar nicht, was die Kellnerin von mir wollte, als sie mir netterweise zu erklären versuchte, dass ich dafür den Preis eines normalen Dessert Sorbets bezahlen müsste. Als ob ich diesen Preis nicht schon nachgeschaut und als "320 yen? Mir sowas von egal!" abgehakt hätte. Abgerundet wurde das Dinner davon, das der Koch (hinter der Theke, hats hier meist) 6 Jahre in Berlin lebte und wir auf Deutsch plauderten, und er mir das Menu erklären konnte.

Nachher habe ich noch etwas zu trinken gesucht, bin auf eine grosse Buchhandlung gestossen, habe sogar eine englische Abteilung gefunden und statt Getränken Bücher gekauft. Da ich dann nur noch etwa 45 Minuten Zeit hatte, um eine Bar zu finden, wenn ich noch nach Hause fahren wollte, entschloss ich mich spontan, in eine Arcade zu laufen, als ich daran vorbeikam. Dann habe ich zwei Games GGXX gespielt, eine Japanerin besiegt (Jaaaaaa!!! Mein zweiter Sieg in Japan!), und trotzdem das Tram verpasst. In was für einer Stadt fährt das letzte Tram denn um 22:45?! Aber irgendwie kann ich mir hier sehr gut orientieren, alles, was ich gesucht habe, fand ich im ersten Anlauf und auch die 2 km Weg quer durch alles bis zum Hotel waren Umweglos erledigbar. Jetzt ist gegen eins, die Klimaanlage bläst mir kalt ins Genick und ich Huste wie ein Irrer. Immerhin ist meine Stimme nur noch schlimm und nicht mehr inexistent.

Wednesday, September 19, 2007

Hakata

Mit dem Shinkansen nach Hakata gefahren, dort dann an der Tourist Info nach einem günstigen Hotel gefragt weil der LP kaum etwas enthält und dann dort eingecheckt. Erträgliche Hässlichkeit der Räumlichkeiten, Wahl zwischen Dormitory (2500) oder Einzelzimmer (3500, effektiv ein Doppelzimmer für mich alleine). Militär-ähnliche Kastenbetten, aber anständige Matratzen und eine regulierbare Klimaanlage. Beim engen und schlecht gelüfteten Eingangsbereich stehen viele Schuhe herum, man muss ja hier an sehr vielen Orten die Schuhe ausziehen, aber das ist nur dann ein Problem, wenn es viele Westler hat, deren Schuhe stinken prinzipiell grauenhaft. Waschen diese Leute ihre Füsse denn gar nie? Da hatte es viele Westler und man sollte tunlichst die Luft anhalten, wenn man das Gebäude betritt. Aber der wirkliche Nachteile dieser Behausung war ein anderer: Die Wände waren dünn wie Papier und man konnte hören, wenn sich der Nachbar im nächsten Zimmer laut umdrehte oder Hustete. Weniger mein Problem, ich war sehr müde und der grösste Huster, aber der Ort ist nur bedingt empfehlenswert. Ach ja, und gegenüber wurde gebaut, und mit gegenüber meine ich "hinter drei Wänden", aber es klang, als ob der Borer an meinem Bett angesetzt wäre. War noch kurz im TS und habe ein wenig mit Kela, Sera und Sio geplaudert. Ihr müsst öfter mal um 5 Uhr abends im TS sein, das ist bei mir dann Mitternacht und ich schaue immer kurz rein, wenn ich mal Internet habe.

Kyoto

Immer, wenn ich gefragt wurde, was auf meiner letzten Japanreise das Beste war, habe ich geantwortet: Der Besuch beim Teemeister Jack in Kyoto. Es ist schwer zu erklären, wieso mir das so gefallen hat. Aber irgenwie ist es unglaublich entspannend, jemandem dabei zuzuschauen, elegant (und relativ aufwändig) Tee zuzubereiten, dazu mit netten und meistens interessanten Leuten über irgendwas zu reden und zwischendurch eine Tasse enorm guten (wenn auch am Anfang sehr speziell schmeckenden) Tee zu trinken.

Gestern bot sich endlich die Gelegenheit, wieder da reinzuschauen. Jack (und seine Frau H.) leben in einem kleinen, uralten, japanischen Häuschen in Kyoto. Kyoto ist übrigens eine Stadt mit sehr vielen kleinen, verwinkelten Gässchen, in denen man sich fast enorm gut verirren könnte, wenn nicht immerhin die meisten rechtwinklig als Strassennetz aufgebaut wären. Das verhindert immerhin, dass man nicht mehr weiss, wo man ist. Es verhindert leider überhaupt nicht, dass man ein Stunde sucht, obwohl man bis auf einige hundert Meter genau weiss, wo man eigentlich hin will. Irgendwann kam ich dann aber doch ans Ziel (nachdem ich angerufen habe...), und kam dann auch noch zu meiner Tee-Zeremonie. Es war wie letztes mal sehr entspannend und angenehm. Übernachtet habe ich auf dem Boden, leider ohne anständigen Futon, sondern auf ein paar Kissen und Decken gebettet. Obwohl ich selten dermassen hart genächtigt habe, schlief ich sehr gut. Wahrscheinlich lags an der angenehm gut gelüfteten Wohnung (da wo bei uns Glas ist hats Löcher in der Wand, verschliessbar mit Bambustüren) ohne Klimaanlage.

Part II: Übrigens ist Kyoto pervers heiss und schwül und eine wahre Mückenplage. Ich habe etwas über 20 Stiche gezählt, die ich mir im Laufe eines Abends im Garten sitzend eingehandelt habe. Von zwei verschiedenen Sorten Mücke wahrscheinlich, denn die einen sind klein und knallrot, die anderen gross und nur leicht gerötet. Beissen tun beide mittelstark.

Sunday, September 16, 2007

I am Back!

Tokyo, 17.9.09, 12:45. Ryokan K-something. Habe quasi neben dem Ueno-Park ein kleines Ryokan gefunden, grosses Einzelzimmer, Bett für zwei Leute, ohne Bad. 4800 yen, nicht gerade gratis, aber ganz ok. Und die Leute hier sind netter als Mr. "We-don't-like-smart-people" K.-Inhaber. Nachdem es heute Morgen in Sendai geregnet hat, kalt war und windig, musste ich einen neuen Schirm kaufen (den letzten habe ich im Zug liegenlassen, grrrr), und in Tokyo brennt die Sonne vom Himmel, ich bin schon wieder komplett verschwitzt. Jtzt gehe ich hier erstmal duschen und dann wohl mal im Lab vorbei, Dinge ordnen, Leute treffen, Partyort heute Abend raus finden.

Ach ja, wichtiger Nachtrag betreffend mails auf mein Keitai: Scheinbar geht jeglicher ISO, solange keine öäü oder ähnliche ungewöhnliche Zeichen drin sind. Damit könnt ihr mir alle schreiben, juhu! Glaubt nicht, dass ich alles beantworte, das kostet mich schliesslich Geld! Ich schreibe dann später mal eine Antwort vom PC aus ;)

Nachtrag Zwei, 20 Minuten nach Mitternacht. Ich kann tatsächlich beliebige mails empfangen, wenn sie keine Sonderzeichen enthalten, der verskillte Pala hats zumindest geschafft, mir eines zu schicken. :P Ich komme gerade von der Farewellparty von N. nach Hause, wir waren toll Essen (Drinks à Discretion, olol? In Relation dazu bin ich quasi nüchtern!) und nachher noch Karaoke singen. Von 14 Leuten, die dabei waren (inkl. Prof!), habe ich etwa 10 (inkl. Prof!!) gehört, und einer besser als der andere. Ich fühle mich so unmusikalisch. Naja, ich selber habe nicht gesungen, da meine Stimme zur Zeit nur etwa 4 Töne zuläst (tief, sehr tief, krächzen, röcheln), dank an das kalte Wetter in Hokkaido, verdammt. War trotzdem eine Riesengaudi.

Sleepless in Sendai

19:00, wieder mal im Shinkansen, diesmal auf dem Weg nach Sendai. Ich sitze jetzt seit bald 7 Stunden im Zug. Ah, Korrektur, davon bin ich gute 1:30 ja gestanden, weil es nicht genug Sitzplätze hatte. Diese Nicht-Shinkansenzüge sind eine Qual. Extrem langsam, oft überfüllt, sehr eng, mässig klimatisiert, extrem langsam (sagte ich das schon?) und zudem rumpeln und wackeln sie so stark, dass man nicht lesen oder schreiben kann, ohne dass einem schlecht wird, wie im Auto. Ich weiss das aus erster Hand... Immerhin: Ich konnte tatsächlich mit Ta + A heute Abend in Sendai abmachen, allerdings weiss ich weder genau wann noch wo, da mein Keitai keinen Strom mehr hatte und ich seit 10 Uhr natürlich kein Internet zum mails checken hab. Jetzt lädt das Keitai im Waschraum auf, da gibts Spiegel, Strom und Wasser. Vorhang zuziehen und alle Japaner denken, da sei wer drin und lassen es liegen. Vorhin kam zwar irgendeine Durchsage betreffend Strom im Badezimmer, aber ich habe echt nicht verstanden, ob gesagt wurde, dass man es da benützen dürfe oder dass es verboten sei. Zumindest existiert ein Verbots-Schild, sondern eine Angabe, dass es 100V/50Hz sei. Sieht nach Kundenfreundlichkeit aus, ergo erlaubt. Und sonst benutze ich es trotzdem. Dieser Zug hat übrigens 100% reservierte Plätze und keine normalen. Und er ist zu etwa 95% leer. Macht sowas Sinn?

Betreffend Gesundheit: Ich bin tatsächlich ein bisschen erkältet, habe aber diese Nacht sehr gut und recht lange geschlafen (das YH in Sapporo ist toll) und fühle mich darum einigermassen fit.

Nachtrag: Als mein Keitai endlich wieder etwas empfangen konnte, musste ich leider feststellen, dass A. schon etwas vor hatte und jegliche Verabredung fiel ins Wasser. Na toll, und ich auf dem Weg nach Sendai? Hätte ich ja gleich nach Tokyo fahren können.

Trotz all dem bin ich Abends noch in die Stadt gegangen, allerdings schon etwas spät, etwa um halb 10. Da wirds in Japan immer etwas schwierig, noch etwas zu Essen zu bekommen, und nach einigem Suchen gab ich es auf, etwas neues zu entdecken und ging in dasselbe Restaurant, in dem ich A. + Ta. getroffen habe, schliesslich war To, der Koch, auch ganz cool und ich wusste, dass der Laden bis 2 Uhr früh auf hat und Essen serviert. Das hat den Tag wohl gerettet, ich hatte grossen Spass, mit To., C. (der Kellnerin) und einem weiteren Gast zu parlieren und derbe Scherze zu reissen. Immer wieder beeindruckend, wie wenig Sprache man beherrschen muss, um Zoten zu machen.

Thema Zoten: Ich habe ja bereits geschrieben, dass ich eine mail-Meinungsverschiedenheit hatte mit dem Besitzer des wahrscheinlich günstigsten Hotels in Tokyo. Ich schrieb im Wesentlichen, dass ich die e-mail Regelung für unsinnig halte "... but it's your rules, so if you want me to dance, I'll dance. So I will still call tomorrow." Als Antwort kam dann ein "if you don't like it, you could book another hotel". Trotzdem musste ich natürlich anrufen (hey, ich hab geschrieben ich würd das machen), und das Gespräch lief wiefolgt:

K: Konnichiwa, ashita wa, heya ga ari masu ka? (do you have a free room tomorrow)
(nach ein Paar Sätze wechsel auf Englisch, sein Englisch ist quasi muttersprachliches Niveau)
H: What is your name?
K: Abc. (geändert fürs Internet)
H: What?
K: A B C, it's really short.
H: and your last name?
K: That IS my last name.
H: and your first name? no wait, are you the guy who wrote me this email?
K: Yes, that is me.
H: 'cause you made a kinda smart comment, and I don't like smart comments.
K: I always make smart comments. (auf den Satz bin ich ja soooo stolz)
H: I run this business and it's my rules!
K: That's what I wrote.
H: You wrote something about dancing
K: Yes, I was a smartass.
H: So we don't want your kind of people here, you should book another hotel.
K: No problem. *hang up*

Und das alles in einem ami-slang akzent, der direkt aus einem Western kommen könnte. Zu cool. Und ich habe jetzt wohl Hausverbot in einem Hotel in Tokyo (es gibt zum Glück noch eine knappe Handvoll weitere), aber das war es mir zehnmal wert! Im Normalfall muss man ja die clevere Antwort auf zwanzig schwachen finden, um schlagfertig zu sein, hier ging es nur darum, die beste aus zwanzig tollen zu wählen, da jeder seiner Sätze kiloweise Material lieferte.

Friday, September 14, 2007

Unhappy with the state of affairs

15.9.07 - Der gestrige Abend verlief in etwa so wie befürchtet. Zum Glück kann ich noch Wizardry 8 auf dem Notebook fertig spielen (auch wenn ich dank Emulator und fehlender externer Maus etwas Probleme habe, zum Beispiel kann ich nicht rechtsklicken). Jetzt schreibe ich im Bus, morgens um 9:20 in Tekkyou, weil das dumme Ding von Asahidake einen Umweg über T fährt und nachher erst zum Bahnhof. Yeah, noch mehr Zeit im Bus verbracht. Ausserdem ist meine Planung hinfällig, wei K. abgesagt hat. Jetzt habe ich einen Tag mehr Zeit und bin am falschen Ort. Ach ja, und das Hotel war wirklich 10'000 yen teuer und der Service war auch nicht mehr als ganz ok. Das YH in Togakuchi war besser bei einem Drittel des Preises. Der Ort bekommt von mir eine Empfehlung als Tagesausflug, aber auf keinen Fall zum Übernachten.

Betreffend Internet: Das Starbucks von vorgestern hat gar kein Wireless (in Sapporo hat scheinbar keines, wurde mir erklärt), sondern ich muss ein privates erwischt haben. Heute Mittag war aber zuviel los im Aether und ich konnte keine stabile Verbindung bekommen. Kein Kunststück bei mehr als 10 aktiven Netzen am selben Fleck. Die anderen waren alle auf die eine oder andere Art gesichert, ich gehe mich jetzt mal über WEP-Hacking informieren, ich weiss, dass das einfach geht (WEP hat einen heftigen Bug drin, welchen man in der System Security Kernfach Vorlesung kennenlernt), ich hab nur keine Software dazu.

Abends: So, ich war an einem berühmte Ort Ramen essen, war ziemlich lausig (Das Fleisch hatte eine eher ungesunde Farbe Richtung Grün, ich habs dann mal gelassen) und mässig freundlich. Nur, weil die hier Dialekt sprechen, heisst das nicht, dass sie mein Hochjapanisch nicht verstehen können, aber scheinbar wollen sie das. Weiter zu "Japaner sind zwischendurch Deppen": Mail von einem Hotel, bei welchem ich online reserviert habe: "we are very sorry to inform you that all e-mail reservation request needs at least one week in advance." Das macht perfekt Sinn, natürlich. Schliesslich ist e-mail eine niedere Form der Kommunikation und als solches nicht würdig, Ernst genommen zu werden. Ausserdem sind gerade kurzfristige Mails technisch schwer machbar, da alles immer erst persöhnlich ausgedruckt und abgetippt werden muss. Und das in einem Land, wo jedes Mobile Phone locker 5000 Zeichen e-mails verschickt und empfängt (5 bis 15 yen), voller Bilder und Kram. Ob es wohl schlau war, eine schnippische Antwort zu schreiben? ;) Es gibt zum Glück noch eine knappe Handvoll weiterer Hotels in Tokyo, notfalls bezahle ich auch ein paar yen extra, wenn ich dafür meine Würde behalten darf. Mal davon abgesehen, dass ich für den selben Preis vom Schlafsaal auf Einzelzimmer wechsle, wie ich für ein 3-Minuten-Gespräch bezahle...

Nach den Ramen bin ich an ein Guilty Gear XX AC Turnier gegangen (kleiner Ramen, 20 Mitspieler), sehr typisches Slash-Lineup (Anji und Eddie übervertreten), mit einer AC-Jam (2x Combo = Win, Halbfinale) und einer sauguten I-no (Sieger), 10% Frauenanteil. Ich habe mich gar nicht erst eingetragen und mir die Blamage erspart, aber als ich nachher noch eine Runde mit ABA gespielt habe, erntete das zumindest bei der Charakterwahl positive Kommentare. Ich wurde dann brutalst vernichtet, aber ich beschuldige immer noch die Steuerung, ich komme mit dem Stick immer noch nicht klar. 50% Erfolgchance bei Halbkreisen ist etwas mässig, wenn zwei Key-Moves (Wortspiel) einen Halbkreis brauchen...

Als letztes bin ich in eine Gohyakku-Bar gegangen (alle Drinks 500 yen, exklusive 5% Tax, und ausser denen, die mehr kosten laut Karte...). Whisky Sour macht man hier mit Whisky + Eis + Schweppes. Fragwürdig.

Zur Zeit fühle ich mich halb-Krank, mein Hals kratzt und meine Stirn ist heiss, eventuell eine Kombination von Rauch und Alkohol, oder die HeissKalt Abwechslerei von gestern und heute früh (Schwitzen + plötzlicher Wind + Regen + etc) fordert Tribut. Ich befürchte, ich werde ein bisschen erkältet sein, darum bin ich jetzt auch ins YH und mache mal wieder Wäsche, diesmal auch die Weisse, weil es mehr als eine Maschine hat!

Keine Zeit, keine Zeit!

14.9.07, Ausnahmsweise im Zug, diesmal von Sapporo nach Asahikawa (Tomorrowriver), 11:20. Eigentlich wollte ich ja heute früh kurz noch meine Mails checken, aber ich habe eines der wenigen Starbucks ohne Internet erwischt. So ein Mist. Heute Nacht in einem Kapselhotel übernachtet. Eine interessante Abwechslung zu Youth Hostels.

Vorteile:
- "eigenes" Zimmer
- schönes Bad
- Sauna!
- Yukata, Tuch, Seife, Rasiercreme, Rasierklinge und Zahnbürste gibts einfach so.

Kein Unterschied:
- quasi Schlafsaal
- günstig

Nachteile:
- das Bad war viel zu kalt (d.h. lauwarm)
- Die Klimaanlage in meiner Kapsel war kaputt, d.h. ich musste mit offenem Eingang schlafen (zwei Kubikmeter Luft sind sehr schnell unerträglich warm), das führte dazu, dass ich zweidreimal aufwachte.
- in sämtlichen Aufenthaltsräumen wird geracht. Aufzuwachen und als erstes eine Nase kalten Rauch einzuatmen ist abartig eklig.

Wo ich schon beim Rauchen bin: Die Japaner halten es höchst interessant mit Rauchen. Einerseits herrschen an unzähligen Orten extrem rigide Verbote (auf Strassen, öffentlichen Plätzen, in Zügen, auf Bahnhöfen), andererseits wird sonst geraucht bis zum Umfallen (Arcades, Bars, Restaurants). Immerhin sind fast alle Räume mit Klimaanlagen ausgestattet, welche die Luft immerhin auf ein akzeptables Niveau bringen. Als in Sendai in einem Restaurant mein Tischnachbar eine Zigarette angesteckt hat und ich es nicht riechen konnte, war ich wirklich erstaunt (Gegenbeispiel: Im Ryokan in Morioka hat der Bewohner des Nebenzimmers geracht und ich habs gerochen...). Noch ein Pluspunkt für Starbucks: Kein Rauch. Ich hoffe, die Schweiz kriegt endlich anständige Gesetze hin, bis ich wieder dort bin (d.h. totales Rauchverbot an allen öffentlichen Orten, man kann ja ein paar Glashäusschen in Banhöfen aufstellen, in denen geraucht werden darf. So machen es die Japaner auch.) Sich in einem Häuschen auszustellen nimmt dem Rauchen auch gleich sehr viel von seiner Coolness und schreckt vielleicht ein paar Kiddies ab. Zigaretten kosten hier übrigens 300 yen, d.h. 50% so teuer wie bei uns, aber das Lohnniveau ist auch etwa halb so hoch, wobei diverse Artikel in ganz anderem Verhältnis stehen wie bei uns.

Warum ich nach Asahikawa fahre: Ich wollte eigentlich heute in Sapporo verbringen, aber das YH dort hat kein Zimmer mehr frei (wobei wärend ich mir dann überlegt habe, was ich machen wollte, eines frei wurde, aber da waren meine Pläne schon anders). Ich fahre jetzt ziemlich ins Kaff raus, gehe am späten Nachmittags etwas in einem Nationalpark wandern und Abends gross baden. Übernachtung dort und morgen zurück nach Sapporo (Abends ist ein GGXXAC Turnier, das will ich sehen), darum reise ich zur Zeit mit leichtem Gepäck (ein Set Kleidung, Tuch, Zahnbürste, Notebook) und habe meinen Kram im YH gelassen. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Ach, und ich hatte keine Gelegenheit, meinen Digitalkram aufzuladen, d.h. meine Kamera hat nur noch einen halben Akku, mein DS ist leer, mein iRiver auf 30% und mein Notebook auf 10%. Und ich habe nur einen Adapter (und nur Notebook dabei)... Ich hoffe schwer, meine Kamera hält noch bis Morgen Abend durch.

Asahidake Onsen, Ryokan, 17:40. In 20 Minuten gibts hier Abendessen, hoffentlich taugt das was. Ich hatte etwas Pech bei der Zimmersuche, das YH ist schon voll und die anderen Zimmer sind alle schweineteuer. Ich zahle hier vorraussichtlich knapp 10'000 yen für eine Nacht (immerhin mit 2 Mahlzeiten, das wäre auch 1500-2000 yen), aber trotzdem das Dreifache von meinen sonstigen Ausganben. Aber ich werde zumindest zu handeln versuchen, schliesslich musste ich ein Doppelzimmer alleine bezahlen (es gibt keine Einzelzimmer und ich kann ja schlecht jemanden von der Strasse mitnehmen), das Hotel ist nicht ausgebucht und ich bin ein armer Student. Der Besitzer scheint einen sehr netten Eindruck zu machen, vielleicht geht da ja noch was. Ach ja, und sämtliche Rotenburos (Heisse Bäder im Freien) schliessen so um 6 Uhr, damit man nicht nach dem Abendessen noch dahingehen kann (How to reduce your customers efficiently). ausser einem. Das vom YH. Irgendwie habe ich prinzipiell etwas dagegen, nochmal 500 yen für Baden im YH auszugeben, nachdem ich selber nicht im YH wohne (und es somit gratis gewesen wäre). Dabei hätte ich ein heisses Bad sowas von nötig, meine Füsse sind ganz geschunden. Das liegt daran, dass ich die falschen Schuhe angezogen habe zum wandern und zu spät realisiert habe, dass ich die stabileren in Sapporo gelassen habe.

Das war die clevere Überleitung zum positiven Teil: Ich bin mit einer Seilbahn (glaub Schweizer Marke, Sisva oder so) auf 2000 Meter Höhe gefahren und zumindest am Hang des höchsten Berges Hokkaido rumgekraxelt. Wobei unsereins bei 2290 Höhenmetern gerade mal eine einzelne Augenbraue hebt, aus Höflichkeit sozusagen. Trotzdem war die Aussicht atemberaubend, kilometerweit Berge, alles voller rötlicher Blumen, Sträucher und Bäume, daneben kleine Seen und Vulkangestein. Und als Bonus aktive Schwefelschlote, aus denen weisser, stinkender Rauch aufsteigt. Beeindruckend beeindruckend. Wireless gibts hier natürlich auch nicht, so ein Mist aber auch.

Aber ohne Baden, ohne Lobby mit lustigen Leuten, ohne Bücher und ohne Internet wird der Abend etwas schwer zu töten werden.

20:00. Essen war gut und ich habe mich gut mit einem Mitgast unterhalten (lockere 69 Jahre alt), dafür sind die genannten Probleme alle noch da und es kam eines dazu. Ich habe K. gefragt, ob sie Sonntags Zeit hätte, dann würde ich auf dem Rückweg in Morioka vorbeikommen. Fehlanzeige, sie müsse arbeiten. Tjo, das wärs dann gewesen für K+K. Dann schreib ich dem "Paar" in Sendai eine mail, ob man was Essen gehen wolle. Vorschläge, wie ich ihn elegant abservieren könnte?

Thursday, September 13, 2007

Trainspotting

13.9.07 - Im sogenannten Expresszug von Hakodate nach Sappuro, 16:16. Heute ist der Tag des auf den und im Zug Warten. Am Morgen wollte ich noch schnell einen Tempel besuchen (siehe Bar gestern), 50 Minuten hin und zurück, dazu eine gute Stunde da bleiben, da ich um Acht aufgestanden bin, schaffe ich das bis um gegen 11:30 wieder hierher (mit Reserven) und dann fahre ich nach Sappuro. Erstes Hindernis: Der Bus zu diesem Tempel fährt nur einmal die Stunde, und ich musste ihn natürlich exakt verpassen. Eine erste Stunde gewartet, etwas zu knabbern gekauft. Als ich es dann zum Tempel geschafft habe, musste ich feststellen, dass über Mittag keine Busse zurückfahren, und ich nun die Wahl hatte, entweder eine riesige Tempelanlage in 30 Minuten zu durchrennen, oder aber bis um 14:30 (also gut drei Stunden) festzuhängen. Da der Obermönch von gestern kurz angebunden war und alle Hände voll zu tun hatte, entschied ich mich für ersteres und schaffte es somit auch um etwa 12:15 wieder nach Aomori. Dort habe ich mir etwas zu Mittag eingekauft (lustige Brötchen allerlei Spielarten, um sie im Zug zu essen), und um etwa 12:25 herausgefunden, dass mein Zug jeweils xx:21 geht. Yeah, nochmal eine Stunde gewartet. Dann immerhin gings ziemlich zügig in zwei Stunden durch den längesten Unterwassertunnel der Welt (ziemlich öde, es hat ja keine Fenster oder sowas) nach Hakodate. Unterwegs musste ich mich entscheiden, ob ich eine Nacht in Hakodate verbringen will oder direkt weiterfahren. Angesichts dessen, dass Hakodate wenig zu bieten hat (LP warnt explizit, dass die Stadt Abends mausetot sei, dann muss es ja schlimm sein), rang ich mich dazu durch, die nächsten drei Stunden im Zug zu verbringen.
Das japanische Zugsystem kennt nämlich keine Schnellzüge. Entweder ist man im Shinkansen mit 300 km/h unterwegs und hat das Gefühl, zu tief zu fliegen, oder man sitzt im "Express", welcher nur so heisst, weil er nicht dauernd anhält, aber leider trotzdem mit zwischen 50 und 80 km/h dahinzuckelt. Darum braucht man für die etwa 170 km von Hakodate nach Sapporo auch dermassen lange. Ich glaube, vorhin hat uns ein Velofahrer überholt, aber ich bin mir nicht sicher, weil es so schnell ging. Bücher habe ich ungeschickterweise schon alle gelesen (in Sapporo gibts Buchhandlungen mit englischen Abteilungen, da kaufe ich mir wieder etwas), Nintendo DS Akku ist leer (hat mich aber durch die ersten 60% gerettet), jetzt kann ich noch Musik hören und was mit dem Notebook machen. Leider ist mein Notebook immer noch etwas "clean" und hat kaum unterhaltsame Dinge drauf (welche kein Internet erfordern). Ich muss feststellen, dass ich im Bezug auf Computerkram nicht gewohnt bin, offline zu sein und alle 5 Minuten denke: "Ach, das könnte ich doch machen! Oh, braucht ja Internet." Darum nehme ich mir jetzt auch noch vor, im nächsten Starbucks meine HD mit Games und ähnlichem zu füllen, natürlich sollte es auf Mac laufen, keine externe Maus benötigen und nicht allzu neu sein (sonst brät es mir den Akku zu schnell). Vorschläge willkommen. Idealerweise Taktikkram, das entlastet das Gerät. Oder Dating-Sims, braucht nur einen Button. Sogar Mangas oder Comics würde ich nehmen, müsste einfach ohne Umstände downloadbar sein (alle durchklicken ist zu mühsam).

Starbucks, 21:30. Endlich Internet. Ganzer Tag nur im Zug war ne Qual. Wahrscheinlich muss ich Kushiro, bzw ost-Sapporo ausfallen lassen, die Regionalzüge verbraten einfach zuviel Zeit (zur anderen Küste fahren würde 5-8 Stunden dauern. Pro Weg. Und zurück müsste ich auch wieder). Abendessen war sehr lustig, im Bahnhof-Untergeschoss gibts eine Delikatessabteilung, die ich mir anschauen wollte und ein paar Sachen erstehen. Allerdings war ich relativ spät dran und nur noch ein paar Stände hatten was zu verkaufen. Dafür war quasi alles 50% heruntergesetzt und Ausverkaufsstimmung. Dann habe ich zu schnell zu viel gegessen, aber jetzt hatte ich Kaffee + Toilette + Internet, jetzt gehts mir wieder gut. Als nächstes gehts auf den Weg etwas trinken.

Ich kann es zwar nicht begründen, aber sobald ich in Sapporo ankam (welcher zurecht Klein-Tokyo genannt wird), fühlte ich mich viel wohler. Ich mag einfach grosse Städte. Ob das daher kommt, dass ich schlimme Kindheitserinnerungen vom Land zu verdrängen versuche oder ob ich einfach Neon-Reklamen mag, weiss ich nicht. Sucht mal einen Psychoanalytiker. Ach ja, ich bin zur Zeit in einem Kapselhotel untergebracht, darüber schreib ich wohl morgen was, der Eintrag hier ist lang genug.

Unforseen Circumstances

Warteraum des Bahnhofs Morioka, 10:30, 12.9.07. Der gestrige Abend lief nicht ganz wie erhofft. Positiverweise muss man erwähnen, dass es ein sehr netter, vergnüglicher Abend war. Eigentlich hatte ich geplant, in etwa folgendes zu tun: Essen bis 10 -> Karaoke (oder ähnliches) für eine Stunde -> Betrinken bis zwei Uhr früh -> "langer Abend". In der Praxis scheiterte das an ein paar sehr ungünstigen Umständen...

1. Ist K. wohl die einzige Japanerin, die Karaoke nicht mag. Das ist aber weiter nicht so schlimm, da der Teil gut durch mehr vom ersten oder dritten ersetzt werden kann.

2. Ich habe sie zwar auf gut 20 geschätzt (naja, sie ist 19, also noch etwas jünger als erwartet), hielt das aber nicht für ein grosses Hinderniss. Der Haken an der Sache? In Japan ist man mit 19 noch nicht volljährig und darf keinen Alkohol trinken. Natürlich verhält sie sich regelkonform (Japaner halt). Teil C geht hier baden.

3. Zusätzlich wohnt sie 50 Minuten ausserhalb der Stadt bei ihren Eltern (arg!), welche sie für die Nacht zurückerwarten (sehr viel mehr arg!). Da sie um 11 ihren letzten Zug erwischen wollte/musste, war meine Zeitplanung auch etwas schief (ich habe mit mindestens 2 Stunden mehr gerechnet).

So ein Mist aber auch. Hat zwar zwei Jobs (mit knapp 1000 yen die Stunde bezahlt, das macht 50% des gesetzlichen Mindestlohns in der Schweiz), nimmt kein Geld von ihren Eltern an, spricht gutes Englisch (für Japan), hat sich selber einen Sprachaufenthalt in Amerika finanziert, will Neurobiologie an einer guten Uni studieren, aber wohnt trotzdem zuhause und ist zu jung für Alkohol. Gemeinheit.
Da habe ich mich endlich damit abgefunden, dass Alkohol zum allgemeinen Plan gehört, und dann werde ich dabei von Altersbeschrönkungen aufgehalten (und bei uns wär sie sogar volljährig!!). Was lernen wir daraus: Schneller zur Sache kommen und zu junge Mädel meiden. Everything is fair in Love and war, ne?
Und eventuell liegt auch Big L. richtig: Japanerinnen finden first Base toll und bleiben gerne eine Weile da.


Ryokan in Aomori, vor Mitternacht. Diese Stadt ist ein Kaff. Hier gibts nicht mal einen Starbucks für Internet, geschweige denn ein gescheites Night-Life wochentags. Und der Lonely Planet hat (zum ersten mal) katastrophal versagt: Es soll hier zwei brauchbare Ryokan geben, ich bin bei beiden vorbei (konnte das erste telefonisch nicht erreichen und dann hatte ich keine Lust mehr) und stand einmal vor einem Gemüseladen und dann auf einem Parkplatz. Der Polizeiposten daneben bestätigte mir dann auch, dass diese zwei Hotels nicht mehr existieren. Na grossartig. Immerhin suchten die (drei Leute haben sich um mich gekümmert, toller Service) mir dann ein weiteres Ryokan raus und fragten telefonisch an, ob es noch Zimmer frei hätte (direkt einige hundert yen Telefonkosten gespart, 2 yen pro Sekunde ist einfach nur Wucher).

Dann bin ich etwas durch die Stadt gewandert auf der Suche nach einem Starbucks für Internet. Fehlanzeige. Sodann hatte ich das Problem, dass etwa 4 Uhr war und ich nicht wusste, was tun, da ich die Sehenswürdigkeiten innerhalb der Stadt unterwegs abgeklappert hatte (viel gibts da nicht) und wenig Lust auf eine 50-minütige Busfahrt zu einem weiteren Tempel verspürte. Ich hatte dann die grandiose Idee, doch eine längere Busfahrt zu unternehmen (aber per JR, also gratis anstatt 3000 yen retour) zu einem onsen-Ort in der Nähe. Musste aber feststellen, dass der letzte Bus um 15:30 fährt. Somit ist der Tag nach dem Mittagessen in Aomori quasi beendet, was für ein Kaff!

Was tut man also? Etwas trinken gehen, bisschen rumgammeln und aufs Abendessen warten. Und Lila, Lila durchlesen (Martin Suter, sehr solider Stil, gut erzählt, ziemlich fesselnd, aber vorhersehbarer Plot, nach gut 20 Seiten ist das Ende offensichtlich und es kommt dann auch so, aber durchaus einige gute Momente. Kurzweilige Lektüre für ein paar öde Stunden). Als nächstes halt Abendessen, ein weiteres mal LP gefolgt. Restaurant war relativ teuer (1550 yen für Menu), aber mickrige Portion und auch nicht gerade herausragend gut. Kein Vergleich zu den zwei Essen der letzten Tagen (10.9 war besser UND billiger, 11.9. war zwar minimal teurer, dafür dreimal soviel und doppelt so gut), aber da hatte ich auch Schwein. Doofer LP, hoffentlich versagt er in Hokkaido nicht so derb wie hier.

Am Schluss noch in eine Bar gegangen (letzte Chance für LP, auch eine Empfehlung, jetzt wollte ichs aber wissen). Die war ganz nett, hatte die klassischen Drinks im Angebot (aber mit Katakana geschrieben, ich brauchte 10 Minuten, um die Karte zu verstehen, wobei ich alle Kategorien ausgelassen habe, welche mich gerade nicht interessierten, "Burendii" zB), schliesslich Mochito getrunken und Shochu hinterher, war ganz ok. Interessante Gesellschaft gehabt von einem sehr gutaussehenden Musiker und der Frau, die ihn wahrscheinlich aushält (etwas irre und/oder betrunken, definitiv nicht hübsch und viel zu alt, aber er wird wohl seinen Grund haben, mit ihr saufen zu gehen). Ach ja, und den Tempelvorsteher des berühmten Tempels in der Gegend (ja, der mit 50 Minuten Busfahrt) in der Bar getroffen, in Begleitung zweier Frauen, im Smoking und mit Drink in der Hand. Christliche Priester machen definitiv etwas sehr, sehr falsch. Der konnte fliessend Englisch (whoa?) und jetzt bin ich explizit eingeladen, den Tempel anzuschauen. Das verlängert meinen Aufenthalt hier halt um einen halben Tag, aber kein Beinbruch. Ich muss nur schauen, dass ich auf dem Rückweg vielleicht noch die verpassten Dinge nachholen kann trotzdem rechtzeitig in Tokyo bin. Das lässt mir 2-3 Tage Hokkaido, aber mehr Wandern ertrag ich sowieso nicht. Ungeschickt ist nur, dass Hokkaido viel Fläche und keine Shinkansen hat. Das wird sehr viel Zeit fressen.

Ach ja, und wer die Anspielung im Titel errät, bekommt Bonuspunkte. Das gilt auch für "I Aten't Dead"

Monday, September 10, 2007

Auch am Montag Abend kann man ausgehen!

11.9.07 - Starbucks, High Noon.
Vorhin war ich kurz im "Mister Donutz", eine Kette, welche grossartige Donuts und ähnliche Dinge (meistens süss) hat. Und dazu servieren sie eine Brühe, die man kaum als Kaffee bezeichnen kann. Jetzt bin ich wieder im StarWirelessLanInternetBucks und trinke auch was anständiges. Wenn das so weiter geht, kann ich bis in zwei Wochen das gesamte Sortiment im Schlaf. Ah, Schlaf. Ich habe sehr interessant genächtigt: Das alte, versiffte, aber immer noch total sympatische Ryokan hat Zimmer mit Morgensonne und ohne Läden. Da ich erst gegen 2 Uhr ins Bett kam, bin ich etwas früh erwacht. Und dass ich von einem gewissen Rolf um 5 eine mail erhielt (hat gut geklappt, danke ;) hat auch nicht geholfen. Ich wusste ja nicht, dass mein Keitai in einer irren Lautstärke losplärrt, wenn etwas kommt. Das ist jetzt korrigiert, ihr dürft auch zu Unzeiten schreiben (ich bin hier 7-8 Stunden früher, je nach Sommerzeit).

Ach ja, gestern Abend: Nachdem ich etwa eine halbe Stunde durch die Stadt gewandert bin auf der Suche nach einem Lokal, habe ich mich für ein relativ teuer aussehendes, traditionell japanisch eingerichtetes in der Nähe des Bahnhofes entschieden. Immerhin konnte ich einen Teil der Karte lesen und wusste, dass es durchaus bezahlbar werden würde, solange ich keinen teuren Alkohol trinke. Am Schluss habe ich auch nur 1500 yen oder so bezahlt für ein gegrilltes Fisch-Steak, French Fries (omg Heimat!), frittiertes Gemüse und Misosuppe. Nachher bin ich dann noch einen Heben gegangen, das war fast doppelt so teuer (naja, ein fast volles Glas Nihonshu fallen lassen hilft der Rechnung überhaupt nicht (aber meine Hose riecht jetzt etwas ungewöhnlich), und am Schluss 5% Tax drauf und 400 yen Flatrate für Service berechnen ist auch nicht die feine Art, aber die Bar war ansonsten sehr cool). Aber selbst wenn ich täglich 4000 für Essen und trinken ausgebe (und das ist Edelrestaurant + Teurer Alkohol für 2 Personen (oder eine Person + deren Hose)), dazu etwa 3500 bi 4000 yen für Übernachtung plane und 1000 yen für Busse (das reicht für eine Stunde Bus fahren), habe ich tägliche Ausgaben von unter 10000 yen. Macht in 21 Tagen etwa 2000 CHF. Irgendwie leb ich auf grossem Fuss und geb nicht mal Geld dafür aus. In der Schweiz hätte ich dieselben Unkosten, wenn ich einmal die Woche auswärts Essen und trinken gehe, was ich hier aber täglich mache.

So, aber jetzt zum wichtigen Teil der Story des gestrigen Abends: Im Esslokal wurde ich von einem unglaublich sympatischen Mädchen bedient, welche sogar etwas Englisch konnte (OMG!). Wir haben etwa 10 Sätze gewechselt (viel Betrieb), Telefonnummern ausgetauscht und heute Abend hab ich ein Date (obwohl sie eigentlich heute keine Zeit hat, aber der "Ich bin nur noch einen Tag in der Stadt"-Satz (durchaus wahr) hat plötzlich Zeit geschaffen. Dank an Lomb. Passt man die eigenen Termine der Frau zuliebe an, hat sie nie Zeit; Stellt man aber ein Ultimatum, findet sich sofort eine Möglichkeit. Habe ich schon erwähnt, dass ich für Abmachungen von jetzt an zwei Wochen vorher Bescheid wissen will und 50% davon grundlos absage? Das müsste meine Beliebtheit etwa verzehnfachen.

Und was mich verdutzt: 0 Comments zu der Geschichte in Sendai. Wahrscheinlich kommt sie nicht so derb rüber wie ich sie empfand (und ihr seid eh alle viel abgebrühter), aber ein paar "ZOMG PERV!" hätte ich schon erwartet. Habt ihr alle auch kein Internet?

Morioka

10.9.07 - Im Starbucks.
Der erste Eintrag seit fast einer Woche, welchen ich direkt online schreibe, anstatt auf Reserve in irgendwelche Dateien zu speichern. Ich sitze hier im Starbucks, habe endlich Internet (nachdem mir im Internetcafè erklärt wurde, dass ich einen Virenscanner haben müsste, wenn ich dort Netz benutzen will. Ich habe ein MacBook? WTF Virenscanner?), aber hier hats einfach so Wireless. Langsam fange ich an, diesen Laden zu mögen. Kein Rauch, Platz, bequeme Sofas, Internet, guter Kaffee.

Heute früh aus Tônô aufgebrochen, Bus verpasst ("wie, der nächste fährt erst in 2 Stunden??"), aber zum Glück von jemandem zum Bahnhof mitgenommen worden. Und dabei haben wir nicht mal versucht, Autostop zu machen, sondern die nette Lady hat uns einfach so angeboten, uns mitzunehmen. "Wir", das waren ich (news!) und ein Kalifornier, den ich im YH Tônô getroffen habe, erst war er mir total unsympatisch, aber dann hat sich mein erster Eindruck geändert und wir sind gemütlich zusammen zum Bahnhof gepilgert und haben uns gut unterhalten über diverse CCGs. Dort mussten wir erfahren, dass eine Lok ausgefallen sei und bis auf weiteres sämtliche Züge nicht fahren würden. Na toll, und das mitten am Arsch der Welt. Sind also was essen gegangen, zwei Stunden später gabs dann wirklich wieder was, und dann haben wir uns getrennt.

Nach Morioka gefahren, hier einfach mal zu einem Ryokan gelaufen, aber da höchst unfreundlich abgewimmelt worden ("Haben Sie angerufen? Nicht?! Dann können Sie hier nicht schlafen!!"), aber scheinbar war alles voll. Naja, das kann man auch netter sagen, auch wenn ich angerufen hätte, wäre kein Zimmer frei geworden. Aber der Anruf hätte mich locker 400 yen oder mehr (10% der Übernachtungskosten) gekostet, die Tarife sind hier irre. Also Führer gezückt, zwei Strassen weiter gelaufen, und da enorm warm von einer leicht senilen alten Dame empfangen worden. Total enges, nicht perfekt sauberes und etwas schäbiges Ryokan, aber sehr billig und irgendwie total sympatisch. Als nächstes im Regen zu einem lokalen Mediamarktverschnitt gerannt und Kabel für die Kamera gekauft.

Tjo, und dann Starbucks. Jetzt gehe ich etwas zu essen suchen und nette Gesellschaft für den Abend, ich kann ja nicht gut alleine rumhängen. Es finden mich eh alle supertoll, weil ich ein Ausländer bin, der Japanisch gelernt hat. Das wurde mir gestern von jemandem im YH erklärt: Weil ich mich auf Japan einlassen würde, indem ich die Mühe auf mich nehme, die Sprache zu lernen, sei ich ein totales Vorbild (weil das alle ganz beneidenswert finden), und darum seien alle so nett zu mir. Mir solls recht sein. Aber ich als Vorbild? Ich hoffe, ich stürze das Land nicht in einen Krieg, einen Glaubenskonflikt und eine Wirtschaftskrise zugleich.

Jitensha

9.9.07
Früh aufgestanden, Kram gepackt (warum passt heute alles problemlos in den Koffer? Letztes mal hatte ich mehr Probleme?), Handtuch aus Hotel mitgehen lassen (sorry, aber ich brauche ein zweites und habe bis jetzt keines in einer guten Grösse gefunden), Shinkansen genommen, auf Lokalzug umgestiegen, mitten im gar nichts einen Bus genommen (den zu finden war nicht ganz einfach, zum Glück gibts hier an jeder Ecke Polizeiposten, wo zwar drei Leute sitzen, aber garantiert keiner was zu tun hat. Erinnert mich an Cops (cooler Film). Die sind dann immer supernett und hilfsbereit, meist sogar auch hilfreich), dann zu Fuss zur Jugendherberge gelaufen und da eingecheckt. Enorm hübsches Häusschen, ziemlich verschrobener, aber irgendwie netter Besitzer, der aber meines Erachtens keinen blassen Schimmer von Alltagsproblemen hat, wahrscheinlich löst seine Frau diese für ihn. Beispiele: Ich wollte meine Wäsche machen, er erklärt mir Maschine und Trockner (es hat nur einen Gledschlitz und keine weiten Bedienelemente, darauf steht "30 Minuten = 100yen", ich glaub, ich häts auch so verstanden). Nachdem ich meinen Kram aus dem Trockner genommen habe (ca eine Stunde später, in der ich warten musste, schliesslich kann man in Japan nicht Wäsche machen und erst Stunden später wieder auftauchen), sagt er mir, dass es auch eine Wäscheleine hätte. Ja toll, das müsste ich vorher wissen, dann wär ich längst weg. Als ich die benutzen will, stelle ich fest, dass sie dreckiger ist als meine Schuhsolen. Ok, mache ich halt noch etwas Hausarbeit und putze erst die Leinen. Schnappe mir also den erstbesten Lumpen, der rumliegt (schaut aus wie ein Bodenlumpen, aber das ist mir ja egal) und mache mich auf den Weg. Werde dann aber vom Besitzer aufgehalten, dass ich den dafür nicht nehmen könnte und der sucht umständlich einen anderen. In der Zeit, bis ich die Leinen endlich sauber hatte, hätte ich auch meine gesamte Wäsche machen können. Übrigends ist der Kram immer noch nicht völlig trocken, die Luftfeuchtigkeit hier ist einfach zu hoch. Nochmal in den Trockner gepackt und eine Stunde drehen lassen, vielleicht reicht das ja.

Beispiel 2 (noch viel verreckter): Ich habe ein Fahrrad (Jitensha) gemietet und wollte damit die Gegend erkunden. Da alles total flach ist und relativ nahe zusammen (Hotel in der Mitte, längste Distanz etwa 6 km) geht das eigentlich sehr gut. Probleme: Erstens hat das Fahrrad exakt einen Gang. Das ist beim Anfahren etwas lästig, aber beim Fahren auf gerader Strecke (ohne Verkehr) wirklich nervig. Entweder strampelt man sich zu Tode oder ist im Schneckentempo unterwegs. Zweitens sind die Bremsen lausig. Naja, da ich nicht mehr als 5 km/h fahren kann nicht so schlimm. Drittens sind die Räder in einem so erbärmlichen Zustand, dass man auf auf gerader Strecke kraftvoll treten muss, oder die Reibung der Kugellager und schlecht gepumpten Reifen bremst einen (Pumpe hab ich auch keine gefunden). Viertens gibt mir der Besitzer zwar eine Karte, aber die Karte hat weder alle Strassen (sondern nur die wichtigen), noch eine Anbgabe, wo denn Norden sei, drauf. Ich habe in meinem Führer auch so eine Karte mit nicht allen Strassen, aber da sind andere Strassen gewählt worden. Na super. Ausserdem weiss ich dort zwar wo Norden ist, aber dafür habe ich keine Ahnung, wo das Hostel zu suchen wäre. Der Besitzer zeichnet mir zwar das Hostel ein, aber nicht die davor liegende Strasse, so dass ich immer noch Norden suche...

Alles in allem hat mich dieses unprofessionelle Gewurstel locker zwei Stunden gekostet, bis ich endlich auf dem richtigen Weg war. Schön, dass mir von drei geplanten Sehenswürdigkeiten dann auch zwei vor der Nase geschlossen wurden (weil die zwischen 4 und 5 zu machen, elende früh-ins-Bett-geh-Japaner). Ursprünglich wollte ich ja zwei Tage hier bleiben, aber im Angesicht dessen, dass mich das kiloweise Nerven kostet, gehe ich morgen früh weiter. Ach, und vielleicht gibts dann auch wieder mal Internet, dieses Kaff hat gar nichts, wurde mir von mehreren Seiten bestätigt. Dafür war auf dem Fahhrad dahinbrausen sehr angenehm, und im Fahrtwind schwitzt man nicht so höllisch wie sonst. Wobei ich mich wieder daran gewöhnt habe, dass es immer etwas feucht ist, und stinken tut man auch kaum noch, da man so viel mehr schwitzt als stinkende Moleküle vorhanden sind. Alles nur eine Frage der Verdünnung.

Und nun zu Fahrrädern in Japan: Ich habe ganz vergessen, wie nützlich diese Dinger eigentlich sind. Und wieviel Ärger man damit hat (Reifen luftlos, Bremsen Glücksache, Lenken fragwürdig). Aber hier gelten spezielle Verkehrsregeln für Vélos: Gar keine. Bei Rot über den Fussgängerstreifen auf der falschen Seite, ohne Licht in der Nacht und die Bremsen gehen auch nicht? Polizisten (und die sind hier eh unterbeschäftigt) ziehen nicht mal eine Wimper hoch. Es hat etwas praktisches, so zu fahren, wenn man sich weder an die Fussgänger-, noch an die Auto-Regeln halten muss. Ja, liebe Mamma, mir ist nichts passiert, es hat hier praktisch keinen Verkehr und ich war leider nicht betrunken (hier gibts nicht mal anständigen Kaffee, geschweige denn eine Bar oder sowas!)

Betreffend Kaffee: Für gewisse weibliche Leserinnen (M. oder K. kommen mir spezifisch in den Sinn) wäre der Kaffee hier gar nichts. Japaner verstehen unter "espresso" in etwa: sanfter Milchkaffee mit wenig Zucker. Und unter "Cafè Latte" verstehen sie: Milchgetränk mit Mokkageschmack. Ich finds nicht mal so schlecht, man muss einfach mit einer anderen Einstellung an die Sache ran gehen ("Softdrink mit Kaffee-aroma"). Oder ins Starbucks gehen, da schmeckt es wie bei uns. Ich lobe ja selten die grossen Ketten, aber hier bin ich wirklich mal pro-Starbucks. Um eine Richtlinie zu geben: Ich hatte heute schon vier Tassen Kaffee (oder waren es fünf?) und spüre nicht das Geringste. In der Schweiz vertrage ich nicht mehr als zwei, bevor mein Magen anfängt, sich wie wild selber zu verdauen, und mein Hirn anfängt, literweise Stresshormone auszuschütten.

Am Abend habe ich einen eher mittelmässigen Fisch gegessen (war ok, aber ich bin mitlerweile anspruchsvoll), kein Internet gefunden, schwachbrüstigen Kaffee gesoffen, lauwarm gebadet und eine 30-minütige Präsentation über die Umgebung gesehen (ohne Powerpoint), wovon ich 50% schon in Natura gesehen habe und den Rest nicht sehen will. Langsam wird mir mein schlechtes Japanisch auch lästig. Irgendwie kann ich nie das sagen, was ich will, und niemand kann mir erklären, was die korrekten Sätze wären (schliesslich wird man hier nie korrigiert). Trotzdem ist es extrem angstrengend, auch nur Small Talk zu machen. Ja, ich hatte wohl schon bessere Laune.

Festi-Rein-Vall

8.9.07
Samstag Mitternacht. Ich habe gerade den gestrigen Abend zusammengefasst (und den auch bei gestern eingeordnet), jetzt zu heute: Nachdem ich heute früh gegen 10 mit leichtem Kater (irgendwer muss mir Fell in den Mund gestopft haben, ich bin mir absolut sicher!) erwacht bin und mich dann durch Dusche/Bad/Koffer gekämpft habe, habe ich mich etwas blinzenlnd auf den Weg nach Matsushima gemacht. Traumhaftes Wetter, keine Spur vom Taifun. Mit dem Zug an die Küste gefahren, dort auf eine Halbinsel gelaufen, am Strand entlang, Schwimmen gegangen (Wasser war geradezu heiss), auf einen kleinen Berg gekraxelt (oben Shirt gewechselt weil Klitschnass, immerhin war ich so clever, eine Reserve einzupacken), Japaner mögen übrigens eine andere Art von Humor haben (dazu sicher später mal was), aber wenn man ihnen auf dem Weg nach unten entgegenkommt, verstehen sie den "Es sind noch 3 Stunden!"-Joke auch. Die Aussicht auf dem Berg war enorm, kleine Inselgruppen überall. Ich bin fast braun geworden (naja, ich habe Sonnencrème benutzt, das war mir dann etwas zu riskant, im Sommer in der Mittagssonne unter wolkenlosem Himmel in der Badehose rumrennen mit meiner weissen Haut (und meinem Instant-Sonnenbrand-Hauttyp, ein Erbe mütterlicherseits). Jetzt tun mir die Füsse weh, nach gut 10 km, davon ein rechtes Stück barfuss über Beton und Sand, als Dauerschuhträger sind die sich das nicht gewohnt.

Abend. Der Abend war echt schwach. Das Jazz-Festival war zwar ganz nett, aber eher tagsüber als Abends (und ich kam erst gegen 7 in der Stadt an, und um 9 wurde zusammengepackt, um halb 10 war Totenstille). Musiker waren von "ziemlich gut" über "ganz nett" zu mehr als wenigen "grauenhaft grottig". Und warum spielen zwei Bands nebeneinander gleichzeitig ein "I just called"-Cover (wovon eines fragwürdig und das andere geradezu fürchterlich war)? Der Song ist nicht mal im Original sonderlich gut! An den Ständen gabs hiesige Bratwurstvarianten (gebratene Fleischspiesse, mit schwankender Qualität, musste ich feststellen, die billigen waren mehr Poulethaut als Fleisch), auch enorm überteuert (für die Ausgaben des heutigen Abends (ca 2000 yen) hätte ich (sogar in Tokyo!) edel Sushi essen können) und Senf suchte ich vergebens. Ach ja, und ich habe 700 yen für weniger als 1 dl miesen Chablis ausgegeben, aber ich dachte, der sei nur 300 (Karte lesen ist Glückssache), und erst im Nachhinein bemerkt, dass die den Chianti kalt gestellt hatten... Das hätte mich sonst misstrauisch gemacht. Mit Wein in Japan habe ich bis jetzt durchgehend schreckliche Erfahrungen gesammelt, der beste war ein Kalifornier, der mehr Traubensaft als Wein war, aber als Traubensaft war der wirklich gut. Wenn man kein Bier trinkt, ist das echt etwas schwierig bei solchen Anlässen, wo man nicht auf Nihonshu oder Shochu ausweichen kann. Vielleicht fange ich hier ja damit an, ich hatte diese Woche mal eines und fand es weniger schlecht als auch schon (aber immer noch nicht gut). Um halb 10 war dann früh Schluss (und es begann auch noch zu nieseln) und mir nicht danach, jetzt noch ein gutes Sauf-Lokal zu suchen, also habe ich im Starbucks bei einem Eiskaffee meine Weiterreise geplant (Kaffee kann man hier nur in Filialen von Doutour oder Starbucks trinken, "Pronto" ist lausig und sonst gibts keine Cafés).

Dann bin ich ins Hotel und habe ca 90 Minuten Texte geschrieben.

Enge Jeans, spürbare Naht auf der Innenseite

7.9.07
Im Shinkansen von Oiyama (?) nach Sendai, gegen Mittag. Zur Zeit sitze ich auf dem Boden, mit dem Notebook auf den Knien, aber die unreservierten Wagen sind hoffnungslos überfüllt. Um mich herum hat es noch zwei weitere "Bishnismen" mit "Nôto", ich passe mich also hervorragend an.

Heute morgen bin ich aus Togakushi abgereist, mit dem Bus um 8:50 (und das nur, weil ich den um 7:50 um vielleicht 15 Minuten verpasst habe, ja, ich bin wieder viel zu früh aufgestanden, aber das Frühstück hier ist immerhin einige Entbehrungen wert. Wenn wir schon beim Essen sind: Das gestrige Abendessen war sehr köstlich. Unter anderem gab es eine Tomatensuppe/Gulaschverschnitt, welche mich sehr an Ski-Orte in der Schweiz erinnert hat (das hier ist auch ein Skiort), aber im Gegensatz zu diesen nicht durch brachiales Paprika in Höchstdosen die Zunge betäubt, sondern stattdessen mit sanften Harmonien den Gaumen umschmeichelt hat. Und solche Formulierungen benutze ich wahrscheinlich darum, weil ich gerade Murakamis "Tanz mit dem Schafsmann" lese, eine wahrhaftig erquickende Lektüre.

Und hier ein Thema, über welches ich sonst kaum schreiben oder reden mag: Das Wetter. Dank eines Taifuns hat es in den letzten drei Tagen folgende drei Arten Wetter gegeben: 1. Regen, 2. kurz davor, mit Regnen anzufangen, oder 3. gerade aufgehört zu regnen. Darum habe ich auch den Rest des gestrigen Tages lesend und badend verbracht. Trotzdem war ich dankbar dafür, dass mir nicht die Sonne auf den Kopf brannte und es unglaublich kühle 20°C war. Hier sagten alle, das sei kalt (Weichlinge!). Ich habe schon seit zwei Tagen keine kurzen Shirts mehr, und freue mich, dass ich jetzt die langarmigen Hemden tragen kann, ohne einen Hitzeschock zu erleiden (oder stinkig/stinkend herumzulaufen).

Hah! Zwischenhalt, mehr als die Hälfte der Reisenden sind ausgestiegen, Sessel frei!

Sendai, etwa 6 Uhr. Im Hotel eingecheckt, billig (4100 yen die Nacht), mickrig kleines Zimmer (aber alleine!), aber ziemlich ruhig und nette Aussicht aus dem zehnten Stock. Und ein relativ breites Bett (ca 120 cm) anstatt irgendwelcher Matten auf irgendwelchen Böden. Mal eine YH-Pause tut gut. Interessant, dass mein Lonely Planet dieses Hotel als Mid-Range bezeichnet, aber ein anderes mit 4200 yen / Nacht in der Billigstkategorie aufführt.

(Schreibezeitpunkt: Tags darauf, Mitternacht, aber am Freitag passiert, darum hier): Hier findet ein Jazz-Festival dieses Wochenende statt, darum habe ich so geplant. Nachdem ich aber erfahren musste, dass das eigentlich erst am Freitag richtig los geht (und der Taifun sowieso erst heute Nacht abschwirrt und es bis dann ziemlich hässlich stürmen wird), bin ich mit wenig Erwartungen im Regen in die Stadt gegangen. Dort ein bisschen Sightseeing betrieben, Palastmauern (im WWII alles zerstört) angeguckt, meinen Schirm zerlegt (und später den neu gekauften in der Bar vergessen, ohne ihn einmal zu benutzen, aber war eh nur 100 yen), ziemlich Nass geworden und dann umgezogen und Essen suchen gegangen. Ach, und den Tag voreilig als ziemlich mittelmässig abgeschrieben.

Laut LP sind die meisten Lokale etwa am selben Fleck, also bin ich dahin und habe ein bisschen rumgestöbert. Ich habe eine totale Hassliebe dazu, einerseits finde ich es toll, dass ich einfach etwas aussuchen kann, andererseits fühle ich mich so total hilflos, besonders, weil ich die Menukarten wenig bis gar nicht lesen kann, und nicht in die falschen Schuppen geraten möchte. Ich habe keine Lust, am Schluss 10'000 Yen auszugeben, nur weil ich von einem kostümierten Mädel sehr freundlich (mit Anfassen) bedient wurde. Und dann trotzdem nichts gute gegessen zu haben. So, zurück zur Geschichte: Ich bin also etwas ziellos rumgestolpert und habe mich dann entschieden, in ein nicht allzu teuer aussehendes Yakiniku-Restaurant zu setzen, das sehr heimelig aussah. Ich habe mich also an die Bar gesetzt und den Eigentümer/Koch "To." mit Fragen gelöchert, wie das denn hier funktioniere (man hat einen Grill vor sich und bekommt rohes Fleisch/Gemüse, welches man dann braten kann, nicht ganz einfach, 5 verschieden grosse Stücke exakt gar zu bekommen, wenn man sie auch noch nacheinander darauf legt. Fleisch-Raclette, sozusagen, koreanischer Ursprung, btw). Mein erster Banknachbar hat zwar mit grossem Elan englisch probiert, musste dann aber schon nach kurzer Zeit gehen, weil er was abgemacht hatte.
Dann kam ein Paar herein (sie "A." 27, er "Ta." 30), welches sich neben mich setzte. Warum ich das Alter so genau weiss? Man kam halt ins Gespräch, sogar sehr gut, und trank etwas Sake... erst Uulong-Tee, dann Nihonshu, dann mehr Nihonshu, dann Shochu, dann etwas mit Grapefruit und Sake, und da war glaub noch was, im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, wieviel wovon genau, an einem Punkt gab der Besitzer eine Flasche Shochu über die Theke, weil wir die Etikette anschauen wollten, aber er hat das dann vergessen und die Flasche wurde immer leerer (A. hat immer wieder nachgeschenkt, aber primär Ta, ab und zu mir und sich selber kaum, fieses Biest! Praktisch, dass ich ab einem gewissen Punkt viel betrunkener wirke, als ich wirklich bin (mein Japanisch lässt rapide nach, ich mache einen enorm müden Eindruck (kleine Äuglein, Gähnen) und meine Koordination ist lausig (Barhocker sind todbringende Hindernisse), aber ich bekomme durchaus mit, was abgeht, das verhindert, dass ich zusehr abgefüllt werde, da ich mitzähle (und Zahlen gehen immer), wie oft mir nachgeschenkt wird, und nie das "aber mein Glas war doch leer? Ach egal!"-Phänomen habe. Ta war da ganz anders, vertrug aber auch mehr, wenn ich soviel getrunken hätte wie er, hätte es düster ausgesehen. Ich hatte den Eindruck, dass A. versuche, ihn abzufüllen. Überhaupt war das Verhältnis der beiden sehr komplex/unklar (interessant?). Sie sagte mir, sie seien ein Paar. Als sie auf der Toilette war, sagte er, sie sei seine Ex (da glaube ich ihm eher, er macht einen eher traurigen/bedauernden Eindruck bei dem Kommentar, er hat auch "einsam" aus dem Wörterbuch gesucht). Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht richtig zusammen sind, denn sie hat ein bisschen viel mit mir geflirtet (und ihn schon fast ignoriert). Ein bisschen sehr sehr viel. Zumindest bin ich mir trotz Alkoholpegel sehr sicher, dass meine Hand auf ihrem Bein/Schoss irgendwie relevant ist. Sie hat sich regelrecht an mich gekuschelt aber (wie ich, wie gesagt, das geht auch betrunken) immer sehr darauf geachtet, dass er das nicht sieht, und ich bin mir absolut sicher, dass er keinen blassen Schimmer hatte, was da unter dem Tisch vor sich ging.
Auch höchst interessant war, dass er sich überlegt hat, noch in eine Hostess-Bar zu gehen (nette Mädels, hohe Preise, etwas Busen betatschen, aber kein Sex) und mich mitschleppen wollte. Das habe ich dann trotz Interesse abgelehnt (hey, ich hatte eine hübsche Japanerin neben mir sitzen, zumindest die eine Hand voll zu tun *hust* und billiger wars sowieso, mal davon abgesehen, dass ich nach wie vor moralische Bedenken habe (aber ich bin ja noch eine Weile hier und werde sicher noch kuriert)), und versucht, ihn alleine hinzuschicken. Hier kommt der Clou: A. hat ebenfalls versucht, ihn abzuschieben. Wenn ich nicht so betrunken gewesen wäre, hätte ich mich echt aufgeregt, dass ich (wir?) ihn nicht los wurde(n), darum muss die Geschichte hier auch enden. Jetzt im Nachhinein (nüchtern) reut mich das wirklich.
Naja, fast. Wir sind um 2 Uhr früh (oder wars 3?) dann noch mit dem Besitzer des Ladens Ramen essen gegangen und ich bin irgendwie noch ins Hotel gelaufen und ins Bett gefallen. Selten so gut geschlafen, trotz zu weicher Matratze. Toller Abend ;) Da ich nochmal in Sendai vorbeikomme, gibts vielleicht eine Fortsetzung (hoffe ich zumindest).

Ein Tag in Togakuchi

6.9.07
Ein Kleines Dorf auf 1200 metern Höhe (darauf wird man immer mal wieder hingewiesen, weil das so unglaublich hoch ist), bestehend aus einigem Dutzend Häusern und natürlich einigen Tempeln. Ich übernachte nahe des Chusha-Tempels ("Nähe Tempel" heisst der, sehr clever) in einem YH. Für ein YH mittem im Nirgendwo ist 3000 yen ohne Essen und 4200 yen mit Abendessen und Frühstück eigentlich ziemlich teuer, dafür bekommt man auch in Tokyo schon ein Zimmer. Allerdings kann sich das Zimmer dafür sehen lassen. 14 Tatami gross, Sessel, Tisch, Papierwände, 150 Jahre alte Tempelanlage, riesiges (japanisches, gemeinschaftliches) Bad. Ach, und da es zur Zeit nur zwei Gäste hat, habe ich so ein Zimmer für mich alleine. Scheinbar kommen heute Abend aber noch mehr, wie schade. Ach ja, die Toiletten sind leider auch typisch japanisch, aber immerhin sauber (auch wenn sie ziemlich riechen). Frühstück war echt japanisch, Miso, Lyoner (?), Kraut, Salat, eingelegte Wurzeln, Reis, Tee. Um 7. Nachher wurde gebadet.

Nachher bin ich als erstes zu besagtem Ninjamuseum gelaufen, lockere 2 km leicht bergauf. Das war enorm unterhaltsam, erst ein paar Austellungsstücke und gestellte Photos anschauen, dann ins Ninjahaus. Dort sind sämtliche Türen versteckt und teilweise muss man wirklich eine Weile suchen, bis man den Weg findet. Besonders lustig, wenn man erst auf der einen Seite eines Gitters sucht und später auf der anderen, und jemanden trifft, der noch nach dem ersten Durchgang fahndet. Ein diagonales Zimmer (ja, der Boden ist schief) und eine Treppe, die unter einem zusammenklappt, sowie einen Turm mit Erdbeben hat es auch. Ach, und man darf echte (wenn auch stumpfe) Shuriken schmeissen (kostet extra).


Als nächstes bin ich gegenüber des Museums zum berühmtesten Tempel hier gegangen, der direkt an der Strasse ist. Zumindest das Tor. Der Schrein selber ist weitere 2 km Richtung Gebirge, davon die letzten zweihundert Meter bergauf. Unterwegs habe ich ein paar ältere Damen getroffen und etwas Konversation gemacht. Die eine war ziemlich weit aus dem Norden gekommen und hat heftigen Dialekt gesprochen. Ich habe quasi gar nichts verstanden. Nachher bin ich noch zum Kaffee eingeladen worden, aber leider nicht mit dem Auto zurückgefahren (kein Platz), also habe ich mich von den netten Damen verabschiedet. Das wären dann Kilometer 5 und 6.


Wieder in Chusha, musste ich natürlich umbedingt das berühmteste Soba-Restaurant besuchen (soba ist die lokale Spezialität), das für hiesige Verhältnisse relativ teuer ist (850 yen minimal, locker nochmal 700 drauf für side-dish). Natürlich geht auch das nicht ohne Konversation, eine Dame gegenüber (Alter vom Aussehen unschätzbar, das heisst irgendwas zwischen 15 und 40, aber wahrscheinlich ähnlich alt wie ich) hat den Platz gewechselt an meinen Tisch weil damit ein Tisch frei wurde für die anstehenden Gäste. Naja, das war die Ausrede. Ich habe schon schlechtere erlebt... Das musste natürlich damit enden, dass ich einen Teil ihres Menüs esse (man bekommt ja immer verschiene Gerichte und wenn man zusammen isst, teilt man das, das ist soweit normal) und am Schluss auch noch eingeladen werde. Es ist relativ schwierig, selber zu bezahlen, wenn der Japaner darauf besteht.
Und für die Spanner: Leider ist sie dann ziemlich zügig mit dem Motorrad unterwegs zurück nach Nagano gefahren, was dachtet ihr denn?! Und Bild habe ich dummerweise keines gemacht.

Um zwei hatte ich also noch etwas Zeit, wurde von der YH-Besitzerin freundlicherweise zum dritten Tempel in der Region gefahren (weil sie gerade einkaufen gehen wollte und mich ein Stück mitnahm), und habe den Rückweg (nochmal 2 km) dann zu Fuss im Regen durch ein Stück Wald gemacht. Langsam fange ich an, meine Kamera besser in den Griff zu bekommen und kann auch bei schlechtem Licht passable Bilder machen. Aber wer kommt schon direkt auf die Idee, die Auflösung höher, aber die dpi niedriger zu wählen, um mehrere Lichtempfindliche Zellen für denselben Inhalt zu benutzen und somit Redundanz einzuführen, was Fehler korrigieren kann?

Jetzt bin ich Nass, Müde und es ist erst 4 Uhr Nachmittags. Früh aufstehen ist doof.

Up up and away!

5.9.07
Ich sitze im Shinkansen, vor mir ein Notebook, neben mir rast die Landschaft mit einem enormen Tempo dahin (zumindest relativ gesehen), ich bin auf dem Weg nach Nagano, oder genauer, nach Togakushi, einem kleinen Ort ein bisschen östlich. Der wurde mir wärmstens von N. empfohlen, Moorlandschaft, Ninjamuseum und Youth Hostel in einem alten Tempel. Klingt verlockend.

JR-Pass.
Das Teil ist einfach geil. Wenn eine Kontrolle ansteht, und ein Kontrolleur auch nur einen klitzekleinen Blick darauf erhaschen kann, ist alles in bester Ordnung. Nach zwei Kontrollen hat musste ich ihn noch nicht mal öffnen. Wohlgemerkt, das Gültigkeits-Datum steht auf der Innenseite... Aber was würde ich machen, wenn ich die Innenseite zeigen müsste und er wäre abgelaufen? Das wäre oberpeinlich und könnte eventuell Konsequenzen haben (das ist dann nicht mehr ein Fehler, sondern klarer Betrug). Ansonsten sind die Kontrollen ja enorm kulant: Falsches Ticket gelöst? Umtauschen, Unterschied begleichen (wobei ich nicht sicher weiss, ob ich Geld raus bekommen würde, das habe ich noch nie probiert). Im Zweifelsfall das billigste Ticket lösen und einfach mal fahren, und dann am Ziel anpassen.

Ach ja, ein Keitai (Cel Phone) habe ich endlich auch. Ziemlich cooles Teil, zwar ohne Kamera, aber blitzschnelle Software, sehr viele nützliche Funktionen (Kontakte in Gruppen, Nicknames, Kanji/Katakana/Hiragana/Romaji), e-mail fähig (kdansky bitte hier ein ät einfügen softbank.ne.jp), mich kosten e-mails 5 yen wenn unter 190 Zeichen, 15 yen wenn länger. Falls mir jemand schreiben will: Das e-mail muss afaik ISO 2022 encoded sein, was nicht umbedingt unserem standard entspricht. GMX webmail geht definitiv nicht. Aber ich freue mich über jede Zuschrift.

Nachtrag: "Ein bisschen" ist eine volle Stunde im Bus, welcher auf abenteuerlichen Serpentinen im Dunkeln bei Regen ins Gebirge fährt. Hat mich geradezu an die Schweiz erinnert.

Da ich das Abendessen im YH verpasst habe (sei sehr gut, sonst esse ich immer auswärts), blieb mir nichts anderes übrig, als die einzige hiesige Beiz aufzusuchen, wo ich etwas wie ein Alien behandelt wurde. Es war schwierig, überhaupt ein Glas Wasser zu bekommen, weil der Personal Blickkontakt mit allen Mitteln mied. Immerhin war das Essen gut (Ramen in Suppe, Torikatsu (Huhnstückchen, im Teigmantel frittiert), Kraut, Tofu, Reis. Interessanterweise war ich der Meinung, etwas mit Fisch bestellt zu haben und da war kein Fisch dabei. Es klärte sich dann beim bezahlen auf: Anstatt dem Menu für 700 yen (mit Fisch), habe ich das Menu für 1000 yen (mit Fleisch) bekommen, weil der Fisch aus war. Da aber niemand den Mumm hatte, mir das zu sagen, wurde ich bei dieser Entscheidung übergangen. Und am besten: Ich musste nur 500 yen bezahlen, weil ich das falsche Menu hatte. 50% Rabatt durch Gaijin-Effekt, nett.

Dann noch im Hotel gebadet. Etwas kaltes Wasser, maximal 35°C.

Thursday, September 6, 2007

I Aten't Dead

Ich sitze hier an einem oeffentlichen Computer und habe die letzten 10 Minuten damit verbracht, das Keyboard von Japanisch auf irgendwas umzustellen (probiert das mal, wenn das windows auf japanisch ist...), ach ja, alle blogschaltflaechen sind auch japanisch, sehr hilfreich. Ich werde versuchen, die Updates der letzten paar Tage irgendwie noch zu machen, aber dafuer brauche ich Netz auf meinem eigenen Notebook. Eventuell im Hotel mit etwas tricksen.

Vorsicht mit comments, ich werde diesen Eintrag eventuell loeschen.

Tuesday, September 4, 2007

Eine Woche vorbei

Wiedermal um Mitternacht, Dienstag Abend. Ich bin jetzt eine Woche in Japan, habe mich etwas eingelebt, fast alle meine Kleider verschwitzt (es ist immer noch etwa 25°C, auch zu dieser Unzeit) und viele Dinge organisiert. Heute habe ich meinen Railpass bekommen (mit etwas diskutieren, da ich ja keinen Pass habe, sondern nur eine Kopie), bin aber am Keitai gescheitert, weil die nur einen Originalpass akzeptieren. Naja, morgen holt mir N. einfach ein Prepaid und gibts mir, viel hat das nicht gebracht. Und das ist nicht mal verboten.

Ansonsten wichtiges Announcement: Da ich ab Mittwoch quer durch Japan unterwegs bin, werde ich eventuell nicht tagtäglich Internet haben, trotzdem werde ich täglich einen Eintrag schreiben, sie kommen dann einfach wohl etwas schubartig online. Das Reisefieber hat mich schon gepackt ;)

Und der deutsche schnarcht noch immer.

Monday, September 3, 2007

Das ist Japan!

Montag, Mitternacht. Kurznachrichten:
1. Ich konnte mein Visum beantragen und werde es in einem Monat erhalten, sehr gut. Nachteil: Mir wurde der Pass weggenommen und ich besitze jetzt nur eine Kopie und eine Bescheinigung, dass die Kopie glaubwürdig wäre. Das kann ja heiter werden.
2. Die Engländerin (mit den Strapsen) ist nicht mehr in meinem Zimmer. Stattdessen sind drei Deutsche eingezogen (sitzen gerade hinter mir, ich hoffe, sie lesen nicht mit, sagte grade "Hoka-iiiiiedo", ARG!!!! L2fuckingJapanesePlx!). Der eine davon schnarcht katastrophal, ich glaube, den hört man noch im Nebenzimmer, sowas hielt ich bis gestern nicht für möglich. Ausserdem haben sie ihre Wäsche gewaschen und ausgebreitet, jetzt riecht es in unserem Zimmer nach Nass und Schweiss. Sehr toll. Hoffentlich heute weniger Schnarchen, das war echt der Hass. Da war mir die etwas naive und umständliche Strapsenfrau doch lieber.
3. Meinen Professor getroffen. Für einen Japaner sehr nett (d.h. saumässig unterkühlt).

Was ich heute getan habe: Einen typisch japanischen Abend verbracht. Eigentlich wollte ich ja den Mandarake (ein Manga Laden immensen Ausmasses) besuchen, bin aber daran gescheitert, dass ich den falschen Führer dabei hatte und in Shinjuku gesucht habe (aber der Laden ist glaub eine Station weiter). Egal, Shinjuku ist trotzdem einen Besuch wert. Da gibt es primär zwei Dinge: Unterhaltung ohne Prostitution und Unterhaltung mit Prostitution. Das Interessanteste: Es hat einige (viele) Bars, in denen aufgetakelte, hübsche Männer die Frauen unterhalten und nett mit ihnen sind, dafür kosten die Getränke ein Vermögen, ach ja, und tolle Namen haben diese Bars auch:



Diese Männer stehen am frühen Abend auf der Strasse rum und versuchen Kundschaft anzuschleppen, ein höchst vergnüglicher Anblick ("onegaishimasu!" - "dame dame dame!" - "iiija!" - "dame dame dame"...). Das Bild ist schlecht, weil aus der Hüfte mit schlechten Lichtverhältnissen. Ich mache irgendwann noch ein besseres von so einer Szene.


Aber zurück zur Geschichte: Ich bin also in Shinjuku von Laden zu Laden gepilgert, habe auch in einer Arcade kurz angehalten und da zwei Japanern zugeschaut, wie sie sich auf ziemlich hohem Niveau einige Guilty-Gear-Matches (XX-AC für Insider) geliefert haben. Ich habe dann den Underdog angesprochen und irgendwie haben wir dann noch ein paar Partien gespielt und irgendwie sind wir dann Udon essen gegangen (300 yen) und nachher in eine japanische Bar. Da lief gerade eine Aktion, so dass alle Getränke nur 500 yen kosteten. Ich dachte mir: "Oh, billig, auch teure drinks nur 500 yen?" und ich lag so derb daneben. Alle Getränke zusammen kosteten uns nur 500 yen.
Zwei Bier, ein Drink und vier Flaschen Nihonshu (Reisschnaps) später sind wir dann in eine Photobooth gegangen und haben lustige Photos gemacht. Toller Abend alles in allem, wir gehen sicher nochmal zusammen Essen (wenn ich in drei Wochen wieder in Tokyo bin), er ist ein cooler Typ (und ich habe den Ausländerbonus, da ist man quasi immer beliebt).
Alles in allem ein sehr vergnüglicher Abend. Und jetzt kenne ich auch japanische Sake-Trink-Sitten, komplizierter als man meint. Ach ja, und wieder 4 Stunden japanisch geübt. Wenn das so weiter geht, langweile ich mich in den Universitätskursen ja!

Und meine Kamera ist echt scheisse bei schlechten Lichtverhältnissen, sie muss ewig lange belichten und dann verwackelt immer alles. So ein Mist.

Sunday, September 2, 2007

Party!


Sonntag, 2.10.07, kurz vor Mitternacht. Heute gibts sehr wenig zu berichten. Ich bin im 12:00 nach Shibuya gefahren, habe N. getroffen und wir sind dann nach irgendwohin dreissig Minuten ins die "Inaka" gefahren (japanisch für "countryside", bedeutet: "Ausserhalb der Stadt"). Dort wurden wir von einer netten Lady abgeholt, der Dame, die für die Administration von Komaba zuständig ist. Diese transportierte uns per Auto dann weitere zehn Minuten irgendwohin, ich habe nach etwa 30 Sekunden jegliche Orientierung verloren, weil alles so exakt gleich ausschaut. Wir kamen in einem Hinterhof an und wurden sehr freundlich von einem guten Dutzend Japanern begrüsst, den Einwohnern der umliegenden Häuser. Ich habe dann den Rest des Nachmittags und Abends essend und trinkend zugebracht. Der Mann der genannten Frau Y. ist Koch. Ein ausserordentlich guter Koch. Es war definitiv das beste Essen seit ziemlich langer Zeit (ach, und gratis war es auch). Getränke: Wir haben mit Shochou begonnen, ein Kartoffelschnapps, der verdünnt wird (und vorher 25% hat). Dann haben wir mit einem Pflaumenlikör weitergemacht, unverdünnt und 35%. Und abgeschlossen haben wir einem selbstgemachten, vor 15 Jahren von der Grossmutter eines anwesenden hergestellten Fruchtlikör. Ich kann keine garantierten Angaben zum Alkoholgehalt machen, aber es war definitiv etwas vom heftigsten, was ich je probiert haben. Ich schätze gut 50% oder mehr. Zum Glück gab es Essen für eine ganze Kohorte, darum bin ich am Ende nicht mal wirklich betrunken gewesen, nur etwas lustiger als sonst.
Ach ja, und 7 Stunden Japanisch pur war verdammt anstrengend, wenn auch sehr lehrreich. Und ich habe weitere Penis-Jokes gelernt. Die sind hier irgendwie salonfähig.