Meine Wohnungssuche neigt sich dem Ende zu, nicht primär darum, weil ich etwas supertolles gefunden hätte, sondern vielmehr, weil ich von der Sucherei genug habe. Alle bis jetzt gesehenen Möglichkeiten laufen auf exakt dasselbe heraus: Wenn ich weniger als 5000 Franken über 6 Monate ausgeben will (inkl. Deposit, Reinigung und Agency Fee, was locker 2000 davon ist), muss ich in einem Loch leben, sobald ich etwas über 5500 Franken gehe, bekomme ich schöne Wohnungen, die leider einfach etwas teuer sind.
Beispiele für Löcher:
- Direkt am Highway. Und mit "direkt", meine ich auch "direkt", ohne Umschweife. Wir reden hier von 10 Metern Luftlinie. Mit offenem Fenster kann man sich in der Wohnung nur schwerlich unterhalten, mit geschlossenem ist es nicht viel besser. Natürlich kein Doppelglas und/oder sinnvolle Isolierung oder ähnlicher Luxus.
- Erster Stock (darum etwas wenig Licht), einziges Fenster ziemlich klein (ein Quadratmeter oder so) und darum noch etwas weniger Licht. Ausserdem ist vor der Fenster eine Wand. Etwa 30 Zentimeter Distanz. Ich bräuchte definitiv keine Vorhänge um zu schlafen.
- An einem Bahndamm. Über den im Zehnminutentakt Züge fahren (pro Richtung) und somit etwa alle fünf Minuten ein durchdringendes DING-DING-DING-DING die Toten aus dem Schlaf reisst.
...
Nach langem Überlegen und sehr viel Kopfzerbrechen habe ich mich dann entschlossen, einfach etwas mehr Geld auszugeben, damit ich mich nicht soviel ägern muss. Man ist nur einmal Student, man ist nur einmal Austauschstudent und man ist nur einmal mit diesem Status in Japan. Höchstens. Ich rechne allen meinen Bekannten hier immer vor, dass es sich nicht lohnt, auf Filet zu verzichten und nur Nudeln zu Essen, wenn man dadurch im Laufe eines Jahres 2000 Franken sparen kann, wenn man nachher mit dem entsprechenden Abschluss in einer mehr Woche verdient als man sich mühsam erkämpft hat. Und dann halte ich mich selber nicht daran. Welch Hohn! Gut, zu meiner Verteidigung muss ich anmerken, dass ich nicht Geld sparen wollte, um Geld zu sparen (was der Schwabe hier tut), sondern eher darum, weil ich mir nicht sicher bin, ob mein Geld noch für den Heimflug reicht, wenn ich nicht etwas behutsam damit umgehe. ;)
Trotzdem: Ich habe jetzt die wahrscheinlich teuerste Wohnung genommen, die ich mir angesehen habe (aus etwa 15 Stück), aber anstatt in Kleinhünigen zu wohnen bin ich jetzt auf dem Bruderholz, meine Wohnung hat gigantische 16 Quadratmeter, ist im zweiten (obersten) Stock mit Balkon und Südlage, modernes Parkett, Küche und anständiges Bad. Ausserdem ist es kein "Mansion", sprich: Grosses Haus mit siebzig Einzimmerwohnungen, etwa so stilvoll und atmosphärisch wie ein Militärbunker, sondern ein kleines Häuschen mit nur zwei Wohnungen insgesamt mit einem etwas eigenartigen, aber sehr liebenswerten, Grundriss. Und ich kann von Ikebukuro aus gerade so laufen (15 Minuten). Vielleicht lege ich mir ein Velo zu, im Frühling/Sommer durchaus eine Überlegung wert, aber im Winter wäre mir das echt zu eklig gewesen, da bezahle ich lieber viel Geld für die Ubahn.
Und jetzt zu den Banken: Ich habe eine halbe Stunde damit verbracht, herauszufinden, was die IBAN der japanischen Bank ist, bei der ich die Miete entrichten muss. Das weiss hier keiner. Die haben einfach nicht genug Kontakt mit der Bankenwelt! Und als ich ein Konto eröffnen wollte, wurde mir erklärt, dass ich das erst könnte, nachdem ich ein halbes Jahr hier gelebt hätte. Wie bitte? Und wie bezahlt der nicht-Austauschstudent denn seine Miete, wenn er das nicht kann? Und warum hatten meine Freunde das Problem alle nicht? Pfff. Dann gehe ich halt zur nächsten Bank. Wenn Ihr mein tolles Schweizer Geld nicht wollt, dann geb ichs euch auch nicht! Lantürnich!
Thursday, February 21, 2008
Wohnungen Teil 2
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5 comments:
yay Bärchen muss nicht unter der Brücke übernachten
Suesser, deine 2000 Franken Rechnung geht nicht auf, denn nicht alle kriegen die Kohle nur von Mama und Papa! Es gibt viele Leute die arbeiten neben dem Studium und dann machen 2000 Franken einen extremen Unterschied!
Gruss
L
Formulierungsfehler: Die betreffende Person bekommt ein Stipendium von etwa 2000 Franken im Monat und versucht, davon zweihunder im Monat "für später" abzuzwacken.
Gute Entscheidung denk ich , die Wohnung (hell, freundlich, geräumig) macht einfach viel aus für das allgemeine Wohlbefinden.
Zur Not musst halt doch noch ein wenig jobben dann klappt das schon.
Danach werde ich nächste oder übernächste Woche suchen. Deutsch oder Englisch kann ich locker unterrichten als Assistant Teacher oder als Nachhilfe. Wäre ausserdem sicher interessant.
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