Friday, August 31, 2007

Visum, Teil 47

Damit auch wirklich jeder die Story kennt, hier die Leidensgeschichte meines Visums.

Um in Japan zu studieren, sollte man ein Studentenvisum haben (ob ein 6-monatiges Touristenvisum genügen würde, weiss niemand, nicht einmal die Austauschverantwortliche der Uni Tokyo). Um das zu bekommen, muss man sich erst an der Todai (Tokyo Daigakku, Universität von Tokyo) bewerben und angenommen werden. Dann muss man einen Visumsantrag ausfüllen und an die Todai schicken, in Papierform über den weiten Ozean. Sodann wird einem von denen ein Certificate of Elegibility (CoE) gesendet (nochmal Ozean), mit welchem man zur Japanischen Botschaft (irgendwo) geht, um ein Visum zu beantragen. Insgesamt dauert das Prozedere ca ewig und zwei Wochen, besonders, wenn die Annahme als Student (Schritt 1) sich in die Länge zieht, weil die Professoren in den Ferien sind oder unklare Bedingungen an arme Austauschstudenten stellen. Natürlich ist mir das offensichtliche passiert: Das CoE liess auf sich warten und warten und warten und dann musste ich mein Flugzeug erwischen, ohne Visum. Es gab dann diverse Pläne:

Plan A: Ich bekomme das CoE am Morgen vor dem Flug, rase nach Bern, bekomme mein Visum (im Normalfall eine Sache von einer Woche, aber es geht auch schneller laut Botschafter), rase zurück nach Zürich und bekomme meinen Flug gerade so.
Undurchführbar weil: CoE war auch Montag Morgen noch nicht da.

Plan B: Ich reise in Japan als Tourist ein, organisiere ein neues CoE, mache dann einen Visa-Run nach Seoul und komme dann zurück.
Vorteile: Fast unkaputtbarer Plan.
Nachteile: Superumständlich, ziemlich teuer und zeitaufwendig, beinhaltet zusätzliche Flüge, Aufenthalte und muss mit einer weiteren Botschaft diskutieren. Ob die wohl Englisch können oder nur Japanisch und Koreanisch?

Plan C: Wie B, aber anstatt nach Seoul zu gehen, beantrage ich das Visum lokal.
Vorteile: Seeeehr praktisch.
Nachteile: Der Botschafter war der Meinung, dass das gar nicht möglich sei. :(

Was wirklich passiert ist: Mein CoE lag noch in Japan bei der Uni rum. Die haben das nie geschickt, weil sie keine Adressebestätigung von mir erhielten (etwas seltsam, ich weiss, dass ich eine mail geschickt habe, aber ich habe dann nicht nachgehakt). Bonus: Es gibt tatsächlich jemanden, der Studentenvisa für Austauschstudenten organisiert! Der will zwar etwa 10'000 yen (grobe Schätzung) und meinen Pass sehen und wird auch etwa einen Montag benötigen, aber wen interessiert das denn? Ich werde den Typen Montags treffen und damit wohl easy ein Visum bekommen. Ach, und zwei Tage mehr Ferien in Japan machen, und weil unerwartet, muss ich jetzt meine Pläne neu schreiben. Aber damit kann ich leben.

Ihr könnt übrigends sehen, dass ich auch immer wieder ein bisschen am Layout arbeite, die Spalte hier war früher viel schmaler und fett/kursiv gabs auch nirgends. Und erste Bilder fand ich auch, suche aber immer noch nach einem guten Foto-Hosting Anbieter, flickr sagt mir wenig zu (nur 100 MB, soviele bits kann ich mir ja auswendig merken!)

Und ich habe eine Blase am kleinen Zeh, die stresst mich. Ich muss heute ein Programm ohne Laufen entwerfen. Könnte schwierig werden, mit fast 2 km vom Hostel bis zur nächsten U-Bahn Station.

Macs sind doof. Jawohl!

Naja, oder eher Japaner, die im Mac Store arbeiten und sich an grausame Bestimmungen halten, sind doof. Allerdings haben Japaner auch ihre Vorteile ("Ehre" genannt), was man gegen sie ausnutzen kann, aber dazu später. Ich wollte ein Stromkabel für meinen Mac kaufen, genauer gesagt, ein Kabel von der Steckdose zum Transformator. Meine Überlegung: So ein Kabel ist wohl das simpelste Teil Hardware, das man kaufen kann, ergo müsste es eigentlich billig und einfach erhältlich sein. Wäre es natürlich auch, wenn man einfach ein gewöhnliches, schwarzes im nächsten Elektrischer-Kram-Laden kaufen würde (zB in Akihabara an jeder Strassenecke). Wenn man aber ein wundertolles, weisses, maciges möchte, dann sieht die Sache nicht ganz so einfach aus. Unter anderem muss man zwingend in einen Mac-Shop gehen. Nachdem man diesen gefunden hat (was in einer Stadt wie Tokyo durchaus eine Weile dauern kan, dass Strassen keine Namen haben hilft natürlich auch wenig), geht man da zu einem "Mac-Genius" (aka Mediamarktmitarbeiter mit grüner Uniform und 5h Basistraining) und erklärt ziemlich umständlich (japanische Sprache...), was man genau benötigt.
So das dann getan ist, erfährt man, dass man das MacBook mitbringen müsste, um die Seriennummer aufschreiben zu können. Nein, man ahnt zu dem Zeitpunkt leider nicht, dass das kompliziert werden könnte und geht nach Akihabara (naja, man geht zwar nach Akihabara, kauft aber kein normales Kabel, man hat auch noch nicht realisiert, dass der Anschluss Standard ist). Am nächsten Tag (heute) besucht man also den Mac-Shop ein zweites mal (nach erneuter Suche, diese Stadt ist einfach etwas gross und unübersichtlich, habe ich das fehlen von Strassennamen schon erwähnt?). Da soll man dann seinen Namen aufschreiben und sich für ein Appointment registrieren. Und dann EINE FUCKING GANZE STUNDE WARTEN?! Auf ein verfluchtes Stromkabel? Weil sich sechs Japaner überlegen, ein Notebook zu kaufen und noch Überzeugungsarbeit notwendig ist? WTF? Und regt man sich dann auf, erklärt dem Japaner (spontan) (wortreich) (blumig) auf Englisch (da ihr mich kennt: ich war für meine Verhältnisse extrem diplomatisch und habe mich enorm zurückgehalten), dass einen sowas anscheissen würde, wird man mit einer Entschulding abgespiesen. Da man sich das wirklich nicht bieten lässt, dreht man auf der Stelle um, läuft zum Lift, fährt in das Untergeschos und verlässt den Laden.
Oder versucht es zumindest. Denn man hat (ungeplant und erst im Nachhinein realisiert) die Ehre des Japaners aufs Schärfste angegriffen, indem man wegen seines Handelns den Laden verlässt mit einem Gesichtsausdruck, der Bände spricht. Also gerät dieser in Panik, benutzt das Intercom um einen Angestellten im Erdgeschoss sofort dazu zu bringen, einen wieder nach oben zu schicken. Da dieser wirklich flehentlich bettelt und einen tödlichen Hundeblick einsetzt, muss man wohl oder übel folgen und wieder nach oben fahren. Da darf man etwas einzigartiges erleben: Cut-In-Line in Japan. Ich wurde vor alle anderen gezogen. Jawohl. Unerklärlich, unglaublich aber (Handaufsherz) wahr. Natürlich musste trotzdem noch die Seriennummer notiert werden und ca drei Seiten Romane getippt werden und eine Unterschrift gesetzt werden, aber immerhin bin ich jetzt stolzer Besitzer eines Mac-Stromkabels mit japanischem Stecker. Und ich musste nicht mal etwas bezahlen, da es ein Garantiefall war (Zitat myself: "Mein Kabel ist kaputt, ich brauche ein neues"). Es ist ja auch kaputt! Es geht hier nicht! Hah!

Ansonsten war ich heute in einem öffentlichen Bad, das war ganz lustig und sehr heiss (38°C), mitten in Tokyo, Roppongi (eine der teuersten Gegenden). Vorher wurde ich in einer Sushi-ya schlecht bedient (ebenfalls ein Novum), ich sah wohl nicht genug nach Geld aus... Und habe natürlich wieder ewig nach dem Sentô gesucht, aber verschwitzt sein ist nicht sooo schlimm, wenn man nacher baden kann.

Und jetzt habe ich Mitbewohner hier mit Geschichten über Teezeremonien, Facts you didn't want to know über Plattwürmer (aka Bandwürmer, es gibt hier ein Parasitenmuseum) und Überlegungen zum Thema Selbstmord unterhalten. Darum ist jetzt so scheisse spät, eigentlich wollte ich noch ein neues Hotel suchen und morgen mal wechseln, jetzt könnte das knapp werden. Naja, dann halt übermorgen vielleicht, oder ich rufe morgen früh an.

Ach, und ich habe News zum Visum, aber das schreibe ich morgen, jetzt will ich ins Bett.

Wednesday, August 29, 2007

Okane

Als ich heute morgen meine Uhr piepsen hörte (Wecker Funktion!), entschloss ich spontan, liegenzubleiben. Das führte dann dazu, dass ich erst zwischen 10 und 11 aus dem Bett krabbelte, und als ich endlich mit Duschen und Haare waschen fertig war, waren meine Roommates endlich auch wach. Ein echtes Novum. Jetzt weiss ich auch, warum die über 10 Stunden im Bett liegen: Laut eigenen Aussagen schlafen beide enorm schlecht und tun kaum ein Auge zu. Naja, die eine lag gekleidet (inkl. Strapsen) im Bett, ich denke mir da einfach meinen Teil. Überhaupt hat es hier einige komische Gestaltn. Ein waschechtes emo-kid (5 mm schwarzer Eyeliner, pinke Schattierung, kräftig gegelte, schwarze Haare, Piercings. Ein Italiener, welcher per VoiP mit seiner Freundin (?) chattet, aber aktiv versucht, seine umfangreichen Studien über Sushi (von denen redet er seit etwa 15 Minuten) direkt nach Italien zu schreien. Und als Bonus eine Horde halbwüchsiger, die nonstop vor der PS2 im Hotel sitzen. Wofür haben wir Akihabara um die Ecke?

Dinge, die man in Tokyo machen kann, um schnell viel Geld loszuwerden:
- U-Bahn fahren. Interessanterweise ist das aber nicht direkt teuer: In Tokyo hat es zwei Metro-Gesellschaften, die Toei (gehört der Stadt) und Tokyo Metro (ein Verbund privater Netzwerke). Das Problem: Wenn man zwischen den Firmen wechselt, muss man ein neues Ticket lösen. Da die kürzeste Kurzstrecke etwa 130 yen kostet, einmal durch die ganze Stadt aber "nur" 290 yen, sind gewisse Wege sehr ungünstig. Von meinem Hotel zur Uni müsste ich 2 mal umsteigen, was total etwas um die 500 yen ergibt, oder aber ich fahre alles mit einer Gesellschaft, benötige länger dank Umweg, zahle aber nur die Hälfte.
- U-Bahn Mehrfahrtenkarte verlieren: ca 2280 yen.
- In Harajuku in den Laden Laforet gehen, in welchem fünf Dutzend Designer ihre Labels haben (jeweils nur ein kleines bisschen Ladenfläche), und da folgende Artikel kaufen: Jeans 23000 yen (geht noch), Karohemd 15700 yen, Karohemd gegenüber 46000 yen, Lederjacke 154000 yen, passende Schuhe: nochmal soviel. Ich ass stattdessen ein Brötchen, 300 yen. Okane heisst übrigens "Geld".

Dinge, die ich sonst noch kaufen sollte:
Etwas gegen Mückenstiche, die Viecher hats hier in rauhen Mengen und sie sind superagressiv (resistent gegen Smog und Klimaanlagen, sowas gibts in Zürich nicht).
Kleider. Man kommt sich alle paar Minuten so vor, als sei man mit den zerissenen Jeans an einer weissen Hochzeit gelandet, sitze in der vordersten Reihe und gerade läuft eine Modenschau zur Unterhaltung. Es is wirklich beeindruckend, wieviel Wert (Geld) auf Style gelegt wird. Und dabei geht alles. Heutige Höhepunkte: Zwei Freundinnen/Geschwister, welche in Maid-Kostümen durch die Strassen schlenderten, eine in pink und die andere in schwarz. Zwei Schritte daneben jemand mit mehr Piercings als ich Haare habe, begleitet von einem Typen, welcher eine Frisur hatte, die Cloud vor Neid erblassen würde. Ich geh mich jetzt umziehen, ich hab Komplexe.

Thema Brötchen: Es gibt hier eine steigende Mengen "französischer" Boulangerien. Da versteht zwar niemand französisch, aber es gibt tolle und vor allem höchst interessante Gebäckdinge. Mit Schlagrahm gefülltes Croissant. Kleine Pizza aus Brioche-Teig, belegt mit Pilzen und Schweinebraten. Oder belegt mit Rührei, gebratenem und kräftig gewürztem Rindfleisch und Tomatensauce (das war übrigens sehr gut, wenn auch schwer vorstellbar). Oder belegt mit Wienerwürstchen, Zwiebeln, Käse und Ketchup (das war ein ziemlicher Reinfall). Schokoladenbrötchen sind ganz anständig, meist aber eher etwas fad.

Und zum heutigen Tag: Ich wurde Abends von meinen zukünftigen Lab-Kollegen zum Sashimi-Essen eingeladen. Prinzipiell ist Sashimi ja roher Fisch, also ganz ok. Aber was ich da alles gegessen habe: Walfisch-Sashimi (geht so), Walfisch-Speck (ziemlich naja), Tempura-Knorpel (im Teigmantel fritiert, immer noch Knorpel, gar nicht mal sooo übel, aber immer noch Knorpel), Fischleber (ziemlich gut), Natto (so schlimm wie man sagt), sonstige Fisch-Innereien, Unmengen von Sake (der teuerste Nihonshu kostete 500 yen pro Glas und ein Glas war geschätzt 3 dl, zur Feier des Tages haben wir den teuren bestellt, 25% Alkohol...). Anzumerken wäre noch, dass von den 6 anderen nur einer Englisch konnte, der aber eine gute Stunde später kam. Ausserdem sass er am anderen Tischende, ich kommunizierte also den ganzen Abend Japanisch und HandFussisch komm. Zu Beginn lief das schleppend, dann mit etwas Alkohol sehr flott und mit mehr Alkohol dann irgendwann gar nicht mehr. ;) Am Schluss feierten wir dann noch im Lab weiter, bei Wein (9% Riesling aus Deutschland, quasi Traubensaft), Alcopops (saures Rivella mit 5% Alkohol, gar nicht mal schlecht), Bier und Cup-Noodles. Thema des Abends: S. (Assistant) will etwas von O. (Researcher) aber es läuft nicht so recht. Es wurde mir aber hoch und heilig versichtert, dass dieses Lab nicht das einzige mit Liebeleien sei sondern dass das quasi Standard sei.
Und wenn ihr meint, meine lausigen Sprachkenntnisse hätten verhindert, dass ich schmutzige Witze reisse, habt ihr euch aber schwer getäuscht. Nur die Frequenz war niedriger, ich musste immer warten, bis ich den Faden wieder finde. Reiner Männerabend, sag ich nur. Betrunkene Japaner sind übrigens noch schwerer verständlich als nüchterne.

Geruhsamer Mittwoch

Mittwoch, kurz vor Mitternacht. Heute war alles sehr viel gemütlicher, ich habe quasi gar nichts gemacht! Ich war in Akihabara (wurde auch Zeit), habe den Profis beim gamen zugeschaut, gegen die Profis beim gamen brutal verloren (aber ich geb der Steuerung die Schuld, ich wusste nicht mal, welcher Button Punch/Kick ist, bevor ich das erste mal tot war...) diverse tolle Bilder gemacht (das Kabel liegt grad im Zimmer, ich werd morgen mal Bildchen ins Netz packen, Vorschläge in den comments für Hostanbieter (flickr?) werden gerne gesehen), festgestellt, dass DVDs vielleicht 5000 yen kosten, aber DS-games netterweise zwischen 1000 und 3000 angesiedelt sind, in der Schweiz sind die bei 80 Fr, auf Amazon immerhin noch 40 Euro, zwischen 40% und 80% Rabatt ist ganz nett. Etwas ungeschickt, dass Phoenix Wright (Teil 4 in Japan erhältlich, bei uns nur bis 2) auf Japanisch ein klein wenig schwierig werden könnte.



Dann wurde ich einem halben Dutzend meiner zukünftigen Studimskollegen vorgestellt, mit welchen ich arbeiten werde. Für die nicht informierten: Ich bin ja an einem Lab, wo ich über Sprachsynthese und -Erkennung forschen soll, und das sind die dortigen Einheimischen. Ist ein netter Haufen, ich bin morgen schon zur ersten Party eingeladen. Die e-mail dazu war allerdings auf Japanisch, ich bin mir noch nicht so sicher, wann und wo das stattfindet, aber das geht schon irgendwie :)

Sollte mir das Geld ausgehen, kann ich an der Uni-Mensa überleben: 300 bis 500 yen pro Mahlzeit, ziemlich gross und ziemlich gut (nicht ganz so gut wie im Restaurant, aber Welten besser als an unserer Mensa). Leider fahren die letzten U-Bahnen schon um Mitternacht und mein Hotel ist am Arsch der Welt (jaja, ihr denkt jetzt alle: "Japan ist auch am Arsch der Welt, olol?", aber mein Hotel ist 20 Minuten mit der U-bahn vom Zentrum (Zentrum ist zwar ein schwamiger Begriff hier), das würde etwa 30-40 Minuten per Fahrrad machen oder 3-4 Stunden zu Fuss, keine Option, um noch etwas zu trinken und die U-Bahn zu verpassen. Ich brauche ein Velo. Oder eine Bar in der Nähe. Prophet und Berg und so.

Ach ja, ich fühle mich im Augenblick wie zuhause: Der Typ neben mir kompiliert ein Linux auf seinem Laptop. Warum bin ich eigentlich nach Japan? Dafür habe ich das Dauerschläferzimmer erwischt. Wenn ich um 00:30 rein komme, sind 2 von 5 Betten belegt, wenn ich nach eins schlafen gehe, schlafen da schon 4 Leute tief und fest, aber wenn ich um 10 aufstehe, bin ich der erste. Hallo? Ich dachte immer, ich schlafe viel mit meinen um die neun Stunden in den Ferien, insbesonders nachdem ich über 30 Stunden am Stück wach war, aber die Deppen pennen und pennen und pennen. Ich müsste mal wieder Licht haben, um mein Gepäck etwas zu sortieren. Ich brauche wirklich eine Taschenlampe. Oder ein Keitai 携帯 (Handy) mit krassem Bildschirm.

Ich muss irgendwie diesen automatischen Zeilenumbruch in der Griff bekommen, der macht ein totales Chaos aus meinen posts.

Tuesday, August 28, 2007

Zusammenfassung erster Tag

Mittwoch, 29., 11 Uhr. Anstatt zu früstücken, schreibe ich Tageblog. Gestern Nachmittag hat es mich dann doch noch umgehauen. Müdigkeit, zuviele Leute, zuviel Hitze, zuviel Feuchtigkeit, zuviel Lärm, zuviel Geruch, zuviel Smog, zuviel Stresshormone haben ihren Tribut gefordert. Nach dem Mittag bin ich in Asakusa auf den Markt gegangen (Bilder kommen noch, ich muss heute neue machen, meine Kamera ging out-of-akku), habe einen kleinen Bissen gegessen und dann wurde es mir zuviel. Um etwa 2 schaffte ich es gerade noch so, ins Bett zu klettern und den Wecker auf 4 zu stellen.
Nachher fühlte ich mich wieder etwas besser, wenn auch immer noch sehr wackelig. Ich habe dann ein bisschen Shibuya besichtigt, das Tokyo der 15-20 jährigen. Ich habe da am Bahnhof mit einem Freund von der ETH abgemacht und wir sind Essen gegangen. Ich konnte zwar die Karte nicht lesen (er auch kaum, handgeschriebene Kanji sind so eine Sache), aber wir haben trotzdem was gutes bekommen. Man bestellt hier ja meist nicht einfach ein Gericht, sondern mehrere. Ein Schälchen irgendwas kostet um die 200 yen (2 CHF, 1.35EUR) bis 550 yen und hat dann zum Beispiel zwei Pepperoni (Paprika für deutsche Leser), ein grilliertes Fischfilet oder Kartoffeleintop mit ein paar kleinen Stückchen Fleisch drin drauf.
Erwartungsgemäss war es sowohl gut als auch günstig. 3200 yen für 2 Personen inkl. Getränke mitten im  Herzen Tokyos scheinen mir als Schweizer geradezu geschenkt.

Nachher haben wir einen Blick auf ein paar Geschäfte geworfen, geschaut, wo man ein Mobile kaufen könnte (unsere funktionieren nicht, unterschiedliche Netze) und einen Laden besichtigt, welcher einfach günstig ist, dafür aber weder sortiert noch zuverlässig. Man geht rein, schaut, was es hat und kauft eventuell etwas. Stellt euch eine Kreuzung zwischen Media Markt, Ikea und Aldi vor. Es gibt auch sehr interessante Produkte: Socken mit einer Länge von 120 cm, Kissen, die wie Busen ausschauen (und sich auch ähnlich anfühlen, soweit man das bei einem Kissen hinbekommt, quite creepy), Nekomimi und sonstige Fetischkleidung. Will jemand eine Schuluniform für Kindergärtner in Erwachsenengrösse? Ach ja: DVDs sind hier pervers teuer, man findet kaum eine unter 5000 yen, egal was. Auch alte Sachen kosten soviel, Spirited Away war 5000 yen, eine Staffel 24 oder Desperate Housewives 30'000 yen und die aktuelle Neon Genesis Evangelion Box sogar 42'000 yen, obwohl die Serie schon mehr als 10 Jahre alt ist. Ich werde hier ziemlich sicher keine DVDs kaufen.
Ich liess nur einen Schirm mitgehen, da es draussen schlagartig in Strömen zu regnen begann. Wir wurden ziemlich patschnass, aber weil es ja so warm ist (30°C abends im Schatten) waren wir bald wieder trocken. Elendes tropisches Klima.

Zum Abschluss des Abends gingen wir in eine Aussie-Bar, in der mein Bekannter arbeitet (für 1000 yen die Stunde, Nachtschicht von 24 bis 07, ein Drink kostet auch 1000 yen, Bier 800 yen (halber Liter), Cola 500 yen und Perrier 700 yen). Da war zwar nichts los (nur 2 Gäste inklusive mir), aber wir haben uns trotzdem gut unterhalten. Am Schluss habe ich die letzte Ubahn erwischt und bin gegen 01 in mein Bett gelangt, nicht, ohne vorher noch eine Mitbewohnerin des Zimmers zu wecken, weil die Dame so clever war, das Zimmer von innen mechanisch abzuschliessen (was das elektronische Kreditkartentürschloss ausser Kraft setzt). Die Betten haben auch keine Vorhänge, darum war Licht auch etwas problematisch. Vielleicht kaufe ich  mir eine Taschenlampe, wenn ich eine finde, die weder Internet, 1 Farben oder Musik machen kann und dafür bezahlbar ist.

Monday, August 27, 2007

Reise und Ankunft 27.8.07

27.8.07
Ich schreibe diese Zeilen im Flugzeug. Es ist Morgen, soweit man das sagen kann. Zumindest in Japan ist es etwa 8 Uhr früh und wir kommen in etwa einer halben Stunde an. In der Schweiz wäre es kurz nach Mitternacht. Natürlich habe ich kaum geschlafen, Stress, Lärm und Rhythmus waren nicht zu überwinden. Und der Kaffee hat auch nicht geholfen.
Meine Nervosität heute früh hat sich in Grenzen gehalten, ich habe es schlimmer erwartet, trotzdem bin ich sehr angespannt und freue mich enorm, ich hab längst den Überblick über meine Emotionen verloren. Als ich mich auf meinen Platz gesetzt habe, habe ich das Schlimmste befürchtet. Zentralbereich, zwischen einer Frau mit Kleinkind und einem Engländer auf der anderen Seite, vor mir eine Wand statt weiterer Sitze (unter welche man seine Beine strecken könnte oder Gepäck packen) und hinter mir drei Teenager. Glücklicherweise wurde ich gebeten, mich doch wo anders hinzusetzen, um der armen Frau und ihrem Kind etwas Platz zu machen. Aber nur, wenn ich wirklich damit einverstanden sei. Haha. Jetzt, acht Stunden später muss ich aber sagen: So schlimm wärs nicht gewesen. Das Kind hat nicht ein einziges Mal geschrien, gequängelt oder geheult, die Knaben waren auch sehr gesittet. Zwischendurch beneide ich die Japaner.

19.4 Kilogramm Gepäck mit Mantel und Schuhen. Der Rückflug wird ein Problem werden.

KLM ist ganz empfehlenswert, Frühstück war allerdings scheusslich (kein Brot?), dafür ist der Service sonst toll und das Personal enorm freundlich.

27.8.07 Zweiter Teil
Überschrift: Meistens ist die Welt sehr viel komplizierter als sie sein müsste, aber ab und zu ist alles so einfach, dass man Angst hat, etwas sei schief gelaufen:
- Mein problematisches Einreisen ohne Visum: Kommentarlos durch den Check, der Zöllner hat nur mit einem Zwinkern gefragt, ob ich Marijuhana oder ähnliches dabei hätte.
- Fahrt nach Tokyo: Informationsschalter, erste Variante wählen, Ticket bezahlen, ersten Zug nehmen auf angewiesenem Gleis, aussteigen an Zielstation, umsteigen auf Zug gegenüber.
- Finden des Hotels: Den Anweisungen auf der Homepage folgen, ankommen, check-in durchführen. Und das Notebook in der Ubahn aufklappen, um nachzuschauen, wo man durch muss, tut dem Ego gut.
- Internet: In Lobby setzen, notebook aufklappen, Passwort an der Rezeption erfragen, Internet haben. Sogar ohne zu bezahlen.

Ach ja, um mich rum sitzen etwa 10 Ausländer mit etwa 15 MacBooks... Ich fühle mich so mainstream?

Ich bin jetzt etwa 22 Stunden am Stück wach, habe 3 Kaffees hinter mir (allerdings auch einen Cognac) und weiss nicht, ob ich Hunger habe. Und es ist erst Mittag.