Thursday, December 20, 2007

Kusatsu

Dieses Wochenende war vorgezogene Weihnachtsferien mit N. Wir haben uns für eine Nacht nach Kusatsu begeben, ein sehr berühmter Onsen-Ort. Auch wenn "Kusatsu" und "Kusai" ähnlich klingen, sind die Zeichen dafür verschieden. Aber inhaltlich würde es passen. "Kusai" heisst: stinken. Und da in der Mitte des Dorfes eine offene, kochende Quelle liegt, stinkt es ziemlich deutlich nach Schwefel. Ich glaube ja, dass der Name von "stinken" kommt, aber geändert wurde, weil die Bewohner das nicht so toll fanden. ;)
Am Samstag morgen in aller Frühe (so gegen acht) sind wir aufgestanden und haben uns auf den Weg nach Shinjuku gemacht. Dort in einem Combini ein paar Onigiri und Sando-uichi gekauft und die reservierten Bilette abgeholt. Um zehn fuhr dann der Bus ab, eine mässig interessante Reise durch Tokyo, auf Autobahn, Landstrasse und am Schluss klassischer Gebirgsstrasse. Da wir uns unterwegs durchwegs gefragt hatten, ob es wohl Schnee hätte, waren wir sehr erfreut, als wir bei der Ankunft von etwa 5cm und leichtem Schneefall begrüsst wurden. Nachmittags und Abends haben wir das Dorf besichtigt und bei Einbruch der Dunkelheit ein Rotenburo (out-door-onsen) besucht. Das wäre eigentlich sehr toll gewesen, wenn ich mich nicht heftigst darin geirrt hätte, wie lange ich das heisse Wasser ertrage. Daher habe ich mir einen Hitzeschock zugezogen und war den Rest des Abends ziemlich reduziert (und mir war dermassen schlecht, dass ich das deliziöse Abendmahl fast komplett auslassen musste). Abends haben wir einen Kusatsu-By-Night Spaziergang gemacht, mit der heissen Quelle mitten im Dorf hübsch beleuchtet. Übernachtet haben wir in einem sehr hübschen, geräumigen Zimmer mit erstaunlicherweise zwei Doppelbetten. Wer braucht denn zwei?

Am Morgen war mir wieder etwas besser (auch wenn mein Magen erst gegen Abend wieder in Ordnung war, ich bin da halt empfindlich), und als wir aus dem Fenster schauten, trauten wir unseren Augen kaum. Das mickrige Bisschen Schnee wurde über Nacht kräftig aufgestockt, und es lag nun fast ein halber Meter. Nach morgen-Bad im Hotel, krassem japanischem Frühstück (mein armer Magen) und Check-out (mein armer Geldbeutel) kam dann die hübsche Szene: "Sollen wir Sie zum Bahnhof fahren?" - N: "Ich würde gerne ein paar Schritte laufen.", gefolgt von etwa 5 Schritten draussen, als ein heftiger Windstoss uns genug Schnee ins Gesicht bliess, um eine halbe Piste benutzbar zu machen. Fluchtartiges Umdrehen und: "Wir haben es uns anders überlegt, können wir das Auto haben?" Wir kauften Tickets für den Bus um eins, und gingen noch etwas im Schneesturm spazieren / Kaffee trinken. Dass N. nur kleine Sandalen anhatte, half nicht und führte zu komischen Situationen, als sie durch 30 cm Schnee rannte. Ich durfte nachher meine Dienste als Fusswärmer gratis anbieten.

Wir wolltendann noch etwas kleines zu Mittag essen und entschieden uns für Udon (Nudeln), liefen in ein ok aussehendes Restaurant, wurden da freundlich begrüsst und es wurden uns die Spezialitäten erklärt. Diese Empfehlungen waren die teuersten zwei Gerichte auf dem ziemlich umfangreichen Menu, aber wir wollten ja nichts grosses. Wärend der nächsten fünf Minuten überlegten wir etwas hin und her, und wurden zweimal von der alten Schachtel unterbrochen, die wahrscheinlich die Chefin war, dazwischen ging sie zu jemandem an einem anderen Tisch, den sie kannte, setzte sich zu ihm und beobachtete uns (und flüsterte ihm etwas zu, mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck). Als sie dann auch noch sowas wie "jetzt macht mal vorwärts, ihr Lahmärscher" in ihren Bart murmelte, wärend sie vor uns stand (!), wars genug und wir gingen direkt wieder. Im Nachhinein aufgefallen: Beim reinkommen/hinsetzen wurde uns weder Tee noch Wasser angeboten, beim rausgehen wurden wir nicht verabschiedet. Definitiv unhöflichstes Restaurant ever. Rückweg per Bus, Abendessen in Ebisu, sehr schöner Abend. Bier getrunken um meinen Magen zu beruhigen, funktioniert immer gut.

Wednesday, December 12, 2007

Elevator Control System

Danke für die zahlreichen Kommentare zum letzten Post, das war einiges an Denkanregung. Um mich auf einen zu beziehen: Ja, Studium ist hier nicht wirklich spannender als in der Schweiz. Aber da ich kein Musterstudent bin, verbringe ich nur einen relativ geringen Zeit mit studieren (von den Japanischkursen + Lernzeit dafür einmal abgesehen). Im Lab lasse ich mich ab und zu blicken, aber mehr, um mit den Leuten zu schwatzen als um da was zu arbeiten.

Der weiteren würde ich sicher nicht hierbleiben, "nur", weil ich eine N. habe, aber andererseits ist das ein weiterer Grund in der Liste. Meine Liste umfasst ansonsten in etwa: Hier gefällts mir besser als zuhause. Studium ist vergleichbar, Vorlesungen sind etwas langweiliger und unverständlicher, dafür darf ich Vorträge halten anstatt Prüfungen zu schreiben (und ich bin einer der ganz wenigern Menschen, die das sogar gerne machen). Ich bin zur Zeit auf der "bleiben" Schiene, aber bevor nicht alle Papiere unterschrieben sind, ist nichts endgültig. Zur Zeit ist beispielsweise auch noch unklar, ob ich Schulgeld bezahlen müsste. Falls dem so wäre, komme ich auf jeden Fall im Februar nach Hause. Ich bezahle doch nicht 5000.- Fr Schulgeld! Ich finde es übrigens eine Frechheit, dass die japanischen Studenten, die diesen Betrag ja berappen, dann auch noch Handlangerkram machen müssen. Mein Lab wird im Frühling das Gebäude wechseln (wohin, ist unklar, aber dass umgezogen muss, ist felsenfest), und da wird von den Studenten und PHDs erwartet, Tische und Kram selber zu schleppen. Und dafür bezahlt man dann auch noch Schulgeld?

Weiter im Text: Irgendwann nächste/übernächste Woche findet das Comiket statt, da bin ich dann definitiv ein paar Tage ein Otaku. Cosplay wird wohl nichts. Ich habe nämlich keine langen Haare mehr, darum kann ich schlecht Frauen darstellen. Hah, erwischt. Natürlich habe ich noch lange Haare. Zumindest für eure Verhältnisse, ich finde meinen neuen Haarschnitt kurz. Und sexy! Wer sehen will, muss mich im Skype anrufen.

Ah ja, der Titel. Meine aktuelle Aufgabe, die mich die letzten drei Tage gequält hat: "Design an Elevator Control System in UML with Use Cases and Scenarios." Eine der beschissensten Aufgaben, die je jemand erfunden hat, aber Software Engineering gibts auch hier. Dank an J., die mir die mehrseitige Aufgabenstellung aus dem Japanischen übersetzt hat. Dass der Typ auch noch geschwollenes und umständliches (Beispiel? "Der Aufzug hat Knöpfe um den Aufzug herbeizurufen, wenn man diese betätigt, wird der Aufzug herbeigerufen.") Japanisch benutzt, macht die Sache nicht gerade einfacher.

Tuesday, December 4, 2007

Noch ein Semester?

Eventuell tut sich die Möglichkeit auf, noch ein Semester in Japan zu bleiben.

Soll ich?
Will ich?

Nachteilig ist, dass das mein Studium mit fast garantierter Sicherheit um ein Semester verlängert, da ich in Zürich wohl nicht um ein volles Jahr (inkl. Masterarbeit) herumkomme, ausser, ich kann das irgendwie ultimativ geschickt einfädeln, aber das sehe ich zur Zeit noch überhaupt nicht.

Vorteile wären, dass ich mich hier immens wohl fühle, mein Japanisch von brauchbar auf fliessend bekommen könnte und meine Beziehung zu N. noch etwas geniessen könnte. Februar ist arg früh. V


Zu bewältigende Probleme: Visum ist gedeckt, Wohnheim sollte organisierbar sein, es ist primär ein bisschen Papierkrieg und Dinge, die ich nicht entscheiden kann.

Was denkt die Leserschaft?

Monday, December 3, 2007

Still alive

Auch wenn ich keine Zeit habe, Blog zu schreiben (und jetzt auch das Problem habe, dass sich die Einträge stark ähneln und/oder sehr privat sind), mich gibts noch. Das heutige Thema soll lauten: "Mein erster Spitalbesuch".

Der Grund: Ein lästiger, stark beissender, roter Fleck auf meiner Haut. Also entweder eine Allergie, ein Pilz oder eine Hefe (von den krassen Dingen wie Hautkrebs mal abgesehen). Nachdem ich eine Woche gewartet habe und alle meine neuen Dinge gemieden habe (um eine Allergie zu finden) und sich eigentlich nichts gebessert hat, entschloss ich mich Montags, doch einen Arzt aufzusuchen, lieber verschwende ich eine Stunde als dass ich mir nachher "Wenn Sie früher gekommen wären, dann hätten wir jetzt kein Problem" anhören möchte. Wie findet man einen Dermatologen in Tokyo? Naja, wie immer. Internet. Ich fand ein Spital um die Ecke, welches einen Dermatologen hat. Erst suchte ich nach einem Ort, an dem garantiert Englisch gesprochen wird, aber dann siegten meine faulen Beine und ich entschied mich für das nächstgelegene, 5 Minuten zu Fuss hat deutliche Vorteile gegenüber zweimal Umsteigen mit der U-bahn.

Bei meiner Akunft wurde ich am Informationsschalter erst grossartig verwirrt, indem die Empfangsdame sehr höfliche Sprache und viele Fachworte verwendete. Dann wurde mir erklärt, dass Konsultationen nur Morgens von 8:00 bis 11:30 möglich seien und man umbedingt einen Termin ausmachen müsse. Auf meinen flapsigen Kommentar: "Und Nachmittags machen die Ärzte Ferien?" wurde entrüstet mich "Surgery! Surgery!" reagiert, worauf ich meinen Kommentar zum Witz erklärte (dafür gibts einen Ausdruck im Japanischen). Trotzdem frage ich mich, wieviel ein Dermatologe operiert. Der früheste Termin war Dienstag morgen um 9:30, was mir ermöglicht, nur einen Teil meiner Vorlesung zu verpassen. Ich habe aus Nervosität fürchterlich schlecht geschlafen.

Man muss, wie immer, natürlich Formulare ausfüllen, seine Krankenkasse vorweisen, zum Glück habe ich die obligatorische (und meine Schweizer, die erstatten mir die Kosten dann zurück). Wenn man nicht von einem anderen Arzt überwiesen wird, kostet es 1300 yen extra, sehr japanisch. Das war am Schluss 50% meiner Rechnung... Vor und nach dem Ausfüllen muss natürlich etwas gewartet werden, dann wird man ins Wartezimmer geschickt (eh?). Dieses Wartezimmer, oder eher, Wartesaal, beherbergt ca 150 Sitzplätze, jeweils in einem Rechteck angeordnet mit einem grossen Schild in der Nähe für die Institution, die man besuchen möchte. Ich hatte also das Gefühl, dass jeder im Raum mich anstarren würde und sich dachte: "Iiih, der hat sicher einen hässlichen Ausschlag, Lepra oder Pickel am Arsch!" Etwas irritiert setzte ich mich hin und beobachtete etwas die Patienten. Da hinten ist also Kardiographie, da drüben haben wir Zahnprobleme und diese Herren mir gegenüber? Ach. Urologie. Ich glaub ich sitze doch nicht so schlecht. Als Bonusereignis wurde ein Westler in abgewetzter Kleidung, Handschellen, Fussfesseln und vier Wächtern zur Urologie gebracht. Der hat wohl die Seife zu oft fallen lassen.

Und mein Problem? Eine Allergie. Zwar angenehm zu wissen, dass ich nichts aufgelesen habe, andererseits mühsam, dass ich mich von einer meiner Neuerwerbungen wieder trennen muss. Da kauft man mal ein paar Dinge ein und schon hat man sowas. Müssen diese Japaner auch überall komische Farbstoffe, Antifaltenmittel, Insektizide und sonstige -zide verwenden? Und auf was genau bin ich jetzt allergisch? Let the Versuchsreihe begin.

Wednesday, November 21, 2007

Auch hier kommt der Winter.

Um mit einem generischen Thema zu starten: Auch hier wird es langsam Winter. Wir haben zwar an gut zwei von drei Tagen wunderschönen Sonnenschein und über Mittag kann man sich sogar im Freien sonnen, aber es ist trotzdem kalt geworden. Ausserdem hält das Tageslicht nur von etwa acht bis ca vier Uhr, ansonsten ist es "dunkel". Tokyo ist natürlich nie wirklich dunkel, in der Nacht kann man sehr gut die Reflektion des Lichtes der Stadt an der Dunstwolke darüber sehen.
Es regnet wenig, es schneit nicht und es hat keinen Nebel. Temperaturen zwischen 5°C und 15°C (gegen 0°C um vier Uhr Morgens, aber da schlafe ich bin ich im Bett). Das stellt mich vor zwei Probleme: Erstens bin ich kleidungstechnisch natürlich etwas knapp und muss mit relativ wenig auskommen (d.h. eher eine Schicht extra tragen), viel Wäsche machen und sollte mal was einkaufen gehen, aber dazu bin ich zu faul/geizig/unentschlossen. Das zweite ist viel verreckter: Mein klitzekleines Zimmer mag nicht das gemütlichste sein, aber ich bin da relativ anspruchslos. Es mag etwas dreckig sein, aber wenn mich das stört, putze ich halt (eine gewisse Mitbewohnerin von mir in Zürich wird es freuen, dass ich regelmässig weiblichen Besuch habe, ich würde sonst meine Küche wohl noch weniger saubermachen, aber so bleibe ich in der Übung).
Aber was mich wirklich stört: Meine "Heizung" ist eine Klimaanlage, welche man auf 'Heating' stellen kann und von 'Isolation' haben die Japaner noch nicht gehört. Meine Fensterfront, etwa zwei auf zwei Meter, mit beidseitiger Schiebetür, ist nicht isoliert. Gar nicht. Die Ränder haben keinen Gummi, und es ist nicht mal Doppelglas. Das bedeutet, dass ich die Vorhänge (reichen nicht bis zum Boden) nicht öffnen darf, sonst erfriere ich quasi auf der Stelle, und auch geschlossen ist es im Zimmer ziemlich kühl.

Ach ja, und natürlich haben wir schon Weihnachtsdekorationen, irgendwo zwischen beeindruckend und sehr kitschig.

Alltag?

Langsam aber sicher wird das Aussergewöhnliche zum Alltäglichen. Sonntags/Montags Sightseeing, Dienstag Vorlesungen und Freunde treffen, Mittwoch Lab und Besorgungen, Donnerstag Japanisch und Tango, Freitag Vorlesungen und N., Samstag N. und irgendwie auffüllen. Das ist in etwa mein Rhythmus. Japanisch kann ich mitlerweile genug für die gewöhnlichen Probleme (was nicht heisst, dass ich nur wenige Fehler machen würde, sondern nur, dass ich einigermassen verstanden werde), den Kulturschock habe ich hinter mir und kann mich auch einigermassen so verhalten, dass ich nicht der unhöfliche Klotz bin.
Ich muss wohl wieder etwas Schwung in die Sache bringen, sonst wirds mir noch langweilig (als ob).

Diesen Montag war ich an der "Designfesta", einer jährlichen Kunstmesse. Kunst wird hier allerdings sehr weit ausgelegt, es war primär Kitsch und Kram. Trotzdem unterhaltsam mit Tim&Struppi-artigen Mondmobilen, "make-your-own-art", live Malen (Öl auf Leinwand), und ab und zu zu kawaii (herzig/cute/süss), als dass man das ertragen könnte. Wahrscheinlich knapp Tausend Stände, an denen irgendwelche Leute irgendwelche Dinge feilboten. In der Mitte eine Bühne, auf welcher Aufführungen liefen, Tanz, Akrobatik, Fahnenschwingen (wth?), Modeschau und sonstige Peinlichkeiten (25 als Mäuse verkleidete Irre, welche zu peinlicher Musik peinlich und sehr ungelenk herumhüpfen?).

Die alte Liste

Aus Archivierungsgründen kommt hier die Liste vom rechten Rand. Ich mache was neues.

Ich muss dringend die Vokabeln für Fingernägel und Zähne lernen. Aua.
Wenn Japanerinnen "nein" sagen, meinen sie entweder Ja oder Nein.
Ich sitze auf der Strasse und habe Internet
Nacktbäder ohne Geschlechtertrennung sind wie in der Schweiz: Male only
Das Sexmuseum hat nur bis 5:30 geöffnet, aber LP sagt 22:00
Gekaufte Schirme: 4.
I always make smart comments
Ich bin zu faul, Bilder hochzuladen und zu verlinken.
In der Nacht ist es in Tokyo nur unwesentlich kälter als tagsüber
Im Maid-Café darf man keine Fotos machen
Wenn Sentôs mit Mineralquellwasser (Geruch und Farbe seltsam) Hautkrankheiten heilen sollen, wo hat es dann viele Leute mit seltsamen und/oder bösen Ausschlägen?
Ich bin underdressed. Immer.
Witze über Penislängen sind völlig akzeptabel toll!
Nekomimi sind Katzenohren
150 yen = 1 euro
100 yen = 1 CHF
Hier gilt Regel 34 für alles
Hier kann man alles kaufen

Tuesday, November 13, 2007

Work! Work!

Die vergangene Woche war ziemlich voll. Mittwochs war ich mit Vorbereitungen zu meinem Vortrag, einem Report (Abgabetermin Sonntag) und Leopard + Vista korrekt aufsetzen beschäftigt.

Donnerstags ging ich (natürlich) Tango tanzen und nachher zusammen was nettes Essen. Auffällig: Wärend des ganzen Abends wurde nur Japanisch gesprochen, aber ich verstand (fast) alles, oder zumindest genug, um mir nie fehl am Platze vorzukommen. Bis jetzt konnte ich nie allem folgen, wenn Japaner zusammen Gespräche führten. Letzten Donnerstag ist mir das zum ersten mal gelungen. Es ist schön, wenn man das Aussenseitergefühl nicht spürt. Joy!

Freitags war ich dann sehr beschäftigt mit einem Vortrag (siehe ein paar Posts weiter vorne) über ein belangloses Thema, aber ich konnte mich gut über die Runden retten. Standup Comedy wäre vielleicht auch ein Job für mich?

Samstag habe ich mich gegen Nachmittag mit N. getroffen, wir haben ein etwas ultimativ japanisches Päärchen-Ding gemacht: Ein Aquarium besucht! 本物だ!
Da man trotz Delphin und Seelöwenshow (zum Glück auch für Kinder verständliche Moderation, da kann ich über die Witze lachen) nicht mehr als zwei Stunden damit verbringen kann, sind wir schon eher früh etwas Essen gegangen, so zwischen sechs und sieben. Yakiniku. Grossartig. Neue Dinge: Zwerchfellmuskel von der Kuh (roh: braun und schlabbrig, gebraten: tolles Aroma, eher kräftig im Biss) und Schweinezunge (roh: sehr dünn geschnitten und rosig, gebraten: lecker, auch eher etwas beissfest) sowie die altbekannten Filet, Steak, Schulter und andere Stücke. Den Rest der Nacht im Bett verbracht und die Zeit vergessen. Als wir dann Sonntags immer noch im Bett lagen und ich sagte, dass ich jetzt aber wirklich aufstehen müsse, mein Magen schmerze schon vor Hunger, realisierten wir, dass es vier Uhr Nachmittags war und wir seit gut 22 Stunden nichts gegessen hatten. Also schnell ein paar Instantnudeln gemacht um dem Hungertod zu entgehen. Dann habe ich folgendes Mail bekommen und meine gute Laune war im Nu verflogen:

As a result of the checkup on 30th October, there is a problem on your electrocardiogram. The doctor suggested you have inspection of echocardiography. The echocardiography is made only on Monday morning. As a result of the blood test, there is a problem on your liver. Please you have reservation, and contact me.

Vom qualvollen Englisch abgesehen: Ich habe ein kaputtes Herz UND eine kaputte Leber?! WTH?! WTF?!?! Von wegen Herz: Damit habe ich fast gerechnet, nachdem die Krankenschwester drei Elektrokardiogramme anfertigte und die ersten zwei im Abfall landeten. Zudem habe ich ein 'Herzproblem': Zwei (mindestens) Ärzte bemerkten beim Abhorchen, dass mein Herz 'etwas seltsam klinge' und ich doch zu einem Spezialisten gehen sollte, um auf Klappenfehler und ähnliches zu untersuchen. Es sei wichtig, das zu wissen, falls man mal eine Operation haben sollte (Infektionsrisiko direkt im Herz an der schiefen Klappe), und im Extremfall sogar direkt gefährlich.
Also war ich schon vor 20 Jahren einmal bei einem Spezialisten, der aber meinte, dass alles in Ordnung sei (erfuhr ich im Nachhinein von meiner geliebten Mama). Aber als ich in 2005 nochmal darauf angesprochen wurde, bin ich selber nochmal zu einem Kardiologen gegangen und liess das gründlich untersuchen (eine Stunde Aufwand und eine nicht unbeträchtliche Summe Geld). Endresultat: Mein Herz klingt tatsächlich etwas seltsam, aber es liege kein Klappenfehler vor sondern es sei halt nur eine völlig ungefährliche Anomalie, welche bei einem kleinen Teil der Bevölkerung vorkomme.

Wegen des Herzkommentares mach(t)e ich mir also keine Sorgen, aber Leber? Leberprobleme sind meist problematisch (entweder das Organ ist in Ordnung, man hat Gelbsucht oder man hat was ziemlich sehr Übles), und Hypochonder, der ich bin, geriet ich natürlich sofort in eine milde Panik (und verbrachte den Rest des Sonntags abgeschottet von der Aussenwelt in virtuellen Welten, um mich nicht damit auseinandersetzen zu müssen. Ab und zu ist Flucht auch eine Option). Ich schrieb dann ein nicht ganz perfekt freundliches Mail zurück (O-ton: "Ihr sagt mir, meine Leber sei zur Sau, aber ihr sagt mir nicht mal, was ich habe?!") und bekam Tags darauf folgende Antwort:

I'm very sorry. You never have "problem liver". I mistake to cancel this writing. Your liver is on problem. I'm very sorry again.

AAAAAAARRRRRGGGGGHHHHHHH!!!!!!!! Soviel Stress wegen einem Fehler. Das sollte nicht passieren!

Health Check up

Die 東京大学区 (meine Uni, liest sich "Tôkyô Daigakku") verlangt von allen Neuankömmlingen, sich einem ausgiebigen medizinischen Test zu unterziehen. Diesem durfte ich mich am Dienstag letzte Woche unterziehen. Dazu gehört:

1 Questionaire 1 (Krankheitsgeschichte)
Hatte jemand in meiner Familie Krebs? Weiss ich das?? Mitlerweile nachgefragt...

2 Urintest
"Eh ja, ich war grad auf der Toilette? Ich komme am Schluss nochmal, ok?"

3 Blutdruckmessung
Erste Messung: "Dekai!" (deutsch: "wow, so hoch?!" 150 / ? oder so)
Zweite Messung: "Es ist immer noch hoch" (135 / ? )
Dritte Messung: "Naja, immer noch hoch, aber ok" (125 / ?)
Ich: "Ich weiss, ich habe Weisskittelbluthochdruck ("White Coat Hypertension"), das ist normal."
Nurse: "Eh was?"
Ich: "omg :("
Ziemlich schwierig, das trotz Sprachbarriere (mein Japanisch reicht nicht dafür, ihr Englich war am Limit) zu erklären, aber es ging einigermassen.

4 Bluttest
Obwohl ich von Übelkeit bis Ohnmacht alles befürchtete (ihr kennt wohl alle meine Militäranekdote) ging das völlig Problemlos.

5 Gewicht + Grösse
Mit Kleidern? Warum nur 71 Kilo? Ich schätze, dass die Kleider automatisch abgezogen wurden (per grobe Schätzung)

6 Brust röntgen
Ja, danke, diese Bleischürze hätte ich gerne. Darf ich zwei haben?

7 Questionaire 2 (psychologische Fragen)
"Do you hear voices in your head?" - No
"Do you take drugs?" - Does Alcohol count?
"Do you have problems in your daily life in Japan?" - YES!!!!! LOTS!!!

Dumme Fragen.

We what we must because we can

Dies ist sozusagen der Nachtrag zum game/vista-post. Ich habe mein Vista zum laufen gebracht, alle Treiberschwierigkeiten aus dem Weg geschafft und sämtliche sonstigen Probleme erschlagen. Und weil ich Freitag Abends sowieso nichts vor hatte (N. war zum französischen dîner eingeladen), bin ich eben nach Akihabara gelaufen/gefahren und habe mir eine Orange Box gekauft. Wenn meine Kreditkarte nicht will, dann eben in cash. Internationale Version war günstiger als japanische Version, sehr seltsam, bei uns sind die Importe immer 10%-20% teurer als die lokalisierten Varianten. Soll mir recht sein. Ungeschickterweise war ich nicht alleine in Akihabara und darum wurde es Abends noch etwas spät mit Sushi und Nihonshu.

Sonntag Abends hatte ich dann grosszügig Zeit um mich meiner Neuanschaffung zu widmen. Das Urteil vorweggenommen: Valve hat durchaus recht, wenn sie die Orange Box als "Best Game Deal Ever" bezeichnen.

Bonusmaterial:
Half Life 2: Schon etwas älter, läuft dafür flüssig, und ist ein tolles Game.
Half Life 2 - Episode 1: Eher schwach und unglaublich kurz (etwa vier bis fünf Stunden), aber "eher schwach" im Vergleich zu HL2 bedeutet auch: sehr solide.

Neuerscheinungen:
Half Life 2 - Episode 2: Ich hatte keine grossen Erwartungen und war somit positiv überrascht. Neue Fragen, diverse Antworten auf alte Fragen, tolles storytelling, geniale Scripts, spannende Kämpfe gegen die neuen Jägerroboter und bekannten Striders. Wirklich wirklich empfehlenswert, ich halte es für besser als HL2 selbst.
Team Fortress 2: Erwartungsgemäss ähnlich zu TF1. Cooler Grafikstil, interessante maps, spannend zu spielen. Kritisieren muss ich die grösste Neuerung: Entfernung der Granaten hat die Balance zwischen den Klassen massiv verschoben. Engi und Demoman leiden massiv, und Engi hats eh sehr schwer. Die Sentrygun ist auf Level 1 nichts wert und upgraden dauert Ewigkeiten. Zusätzlich sind wirklich alle Levels so ausgelegt, dass man die Kanone nirgends sicher aufstellen kann und nur mit einer Flinte bewaffnet (ich brauche meine EMPs!!) kann man nicht mal einem Scout das Wasser reichen. Trotzdem spassig.
Portal: Highlight. Nicht nur in der Sammlung, sondern insgesamt. Etwas vom Besten der letzten 5 Jahre. Stilvoll, rabenschwarzer Humor ("This next challenge is impossible." "), vergleiche auch hier: http://youtube.com/watch?v=jBcVdUhCCyI , ab 0:50.

Ich empfehle jedem, der einen Rechner hat, auf dem HL2 läuft, die Orange Box zu kaufen. TF 2 ist fun, Episode 2 ist quasi ein kompletter Singleplayer Titel (mit seinen 5-7h Spielzeit durchaus vergleichbar mit Vollpreistiteln) und Portal ist das beste Game seit Jahren.

Wednesday, November 7, 2007

Raubkatzen

Das Post hier schreibe ich von Vista aus, auf meinem Mac Book Pro. Ja, ich habe ein Leopard (Mac OS X 10.5) in die Finger bekommen, ohne 150 Fr dafür bezahlen zu müssen, und es natürlich installiert. Die Kurzvariante lautet: Bootcamp benutzt, um Vista zu installieren. Die etwas längere: Bootcamp hat die Zusammenarbeit verweigert, ich musste ein volles Backup (100 GB) machen, meine HD formatieren, Leopard ein zweites mal (diesmal von Grund auf) installieren, dann Vista installieren und am Schluss etwa 15 mal hin und her wechseln, um mehr oder weniger alles zum laufen zu kriegen (wenn zum Beispiel unter Mac die Bluetooth Treiber aktiv sind, spinnt Vista ganz gewaltig rum, verweigert sich zum Beispiel USB-Mäusen, Grafikkartentreibern und Runtime Environments, also quasi unbenutzbar). Jetzt geht Vista zwar, aber nach ein paar Stunden rumspielen (mit dem System, ihr Perverslinge) komme ich vorerst zum Schluss, dass Vista wie XP mit Nachteilen ist. Eine Sicherheitsabfrage bis zwei pro Programm, das man gerne benutzen möchte (d.h. man liest gar nicht mehr, was da steht, man klickts einfach weg), Treiberchaos (viele Dinge gibts nicht, und Mactreiber sind alle taufrisch und voller Fehler), und so weiter. Einige nette Verbesserungen, aber auch nicht mehr, als XP Service Pack 3 hätte haben können.
Leopard ist das Gegenteil. Kaum bemerkbare Features, die paar wenigen, die auffallen, schaltet man ab, dazu zwei neue Tools (Bootcamp und Time Machine), von welchen eines nur halbwegs funktioniert (Boot Camp) und das andere zwar sehr elegant läuft, Backups wie am Schnürchen erstellt und eigentlich ganz toll wäre, wenn es nicht dauernd abstürzen würde. Und zwar immer dann, wenn man versucht, seine Dateien vom Backup wieder auf die HD zu kopieren. Habe ich erwähnt, dass ich ein komplettes Backup gemacht habe? Ratet mal, wer jetzt seine Daten nur unter Krämpfen wieder benutzen kann... Alles wichtige konnte ich retten (Bilder, Dokumente) und der Rest wird wohl einfach warten müssen, bis Time Machine ein paar Bugfixes bekommt. Eigentlich wollte ich ja Half Life - Portal / TF2 auf dem Vista spielen, aber bevor ich ein game kaufe, wollte ich eine Demo ausprobieren. Wenn wir schon dabei sind, Bioshock. Natürlich nur schwarzer Bildschirm bis jetzt. Wenn ich mal Zeit hab, kann ich mich immerhin mit Systembasteln ablenken. Erinnert mich etwas an die Win98/2k Zeit, von wegen Treiberchaos, aber immerhin bot 2k auch was.

Update: Dass die Bioshock Demo nicht läuft, liegt wohl doch nicht nur an Vista/Bootcamp, sondern auch an Bioshock. Ich habe testweise die HL2 Demo heruntergeladen (mit 2 MB/sec, da gehen auch 3GB sehr flott) und siehe da: Perfekt flüssig in sehr hohen Details mit maximaler Auflösung. Wenn jetzt Steam meine Kreditkarte akzeptieren würde für die Orange Box hätte ich es schon. Gnaaaa. Dann ruf ich mal Swisscard an.

Und von wegen Real Life: Vortrag fast fertig, Report fast fertig, schon wieder erkältet und mit Japanisch beschäftigt.

Sunday, November 4, 2007

Toudai

Ich möchte ja nicht allzu schlimm lästern, aber diese Uni wird überschätzt.

Professoren
Machen einen kompetenten Eindruck, wenn auch zwischendurch arg unverständliche Entscheidungen, vor allem bezüglich des Stoffes. Totale Trivialitäten sind durchaus nicht selten. Man muss halt bedenken, dass das Grundstudium hier noch generischer als an der ETH ist und somit weniger fachspezifisches Platz hat.

Organisation
Beschränkt effizient. Es geht schon alles, aber niemand weiss, was der andere gerade macht, man muss sich selber um jedes Dokument kümmern und fünfzehnmal dieselben Fragen beantworten, dazu einige wirklich seltsame Dinge wie Health Check up mit Chest X-Ray, Elektrokardiogramm, Urin- und Blutprobe und Mental Health Fragenbogen. Aber natürlich können die Ärtze (Krankenschwestern imo) kein Englisch. Weisskittelbluthochdruck (White Coat Hypertension) war natürlich niemandem ein Begriff... Das war mühsam.

Vorlesungen
Über die japanischen kann ich tendenziell vor allem sagen, dass sie japanisch sind. Aber was ich verstehe, klingt oft enorm banal (Zufall?). Ich habe eine Mastervorlesung über Netzwerke, in der Telnet und Cerberos erklärt wird. Das sollte wirklich im Bachelor sein, das ist Grundwissen.

Prüfungen
Habe bis jetzt keine gesehen, ich muss nur Reports und Vorträge schreiben. Die Reports seien trivial, liess ich mir sagen, und bis jetzt war das auch so, wirklich Standardfragen (entsprechen den ersten zwei Serien eines ETH-Faches). Vorträge sind schwer einzuschätzen, aber eines meiner Paper ist lächerlich, das andere soll ich selber aussuchen (ich werde limitiert auf "muss zum Stoff passen", wobei der Stoff in etwa "Netzwerke" beinhaltet. Ob ich einen alten Vortrag nochmal halten soll? Leider die Slides nicht auf diesem Gerät).

Japanisch
Vorlesungen in einer Fremdsprache sind immer übel schwer, und man gibt sich hier wirklich wenig Mühe, etwas international zu sein, auch wenn die meisten Professoren gut Englisch können. Die Japanischkurse sind sehr anspruchsvoll. Sehr nervig, dass im einen Kurs etwa der halbe Saal die Angewohnheit hat, sämtliche Antworten laut zu wiederholen. Das Gelärme stört meine Konzentration ja nicht... Und 90 Minuten nonstop ohne Pause ist auch hass.

Forschung
Mein Dozent ist wirklich nett und hat mir fast komplett freie Hand gelassen, wieviel ich machen möchte.

Fazit
ETH ist sehr viel anstrengender, aber da ich hier im Austausch bin, ist mir das noch so recht. Auch die nicht so anspruchsvollen Vorlesungen sind mir noch so recht, da habe ich immerhin eine Chance, etwas zu verstehen. Frage mich nur, wieso die Studenten trotzdem kompetent sind (und das sind sie!), wo die Prüfungen das nicht fordern.
Ach ja, und wenn ich "banal" und "trivial" schreibe, dann verstehe ich das aus der Perspektive eines Informatikstudenten im achten Semester mit einem Bachelor unterm Arm. Ich habe einfach ein sehr viel höheres Niveau erwartet, aber ich bin sehr dankbar dafür, dass das nicht so ist :)

Anfang November

Dienstag: Nach Japanischunterricht mit S. Essen gegangen, beim Karaoke gescheitert wegen zu geringen Alkoholkonsums.

Mittwoch: Abends Steak gebraten, Tag gemütlich verbracht, in Akihabara gewesen, mp3 Player gesucht, auch hier gescheitert (ich will kein iTunes benutzen müssen, die anderen Player sind aber entweder klar teurer als die Apple Produkte (ja, ich wunder mich auch) oder haben einfach lausigen Funktionsumfang), stattdessen neue Maus gekauft (Razor Diamondback), das wollte ich schon lange tun, nachdem mir mehrere Logitechmäuse ausgestiegen sind, kehre ich der Firma jetzt den Rücken zu.

Donnerstag: Abends Tango, nachher chinesisch essen mit den Tangoianern. Ausserordentlich günstig aber überhaupt nicht schlecht. In Ikebukuro kann ich bald anfangen, Restaurants zu empfehlen. Kaum ein Wort mit N. wechseln können. :(

Freitag: Ausflug mit dem Office of International stuff nach Kamakura (Tempelanlage, davon habe ich schon sehr viele gesehen, darum wenig spektakulär), zu einer der grössten Buddhastatuen in Japan (aber die ist nur 15m, die in Aomori ist fast doppelt so gross) und nachher nach Enoshima, aber dank Planungsfehlern nur 30 Minuten Zeit, um eine Halbinsel zu besichtigen, das reicht nicht weit, und am Schluss in ein Aquarium, wo wir zuschauen konnten, wie Wasserwesen in schlechten Bedingungen gehalten werden (weniger Quadratmeter als in meinem Zimmer!). Aber vor allem war die Busfahrerei im verstopften Tokyo enorm erschöpfend (und lange... total mehr als 8 Stunden). Mit einem Deutschen (O.) und einem Schweden (T.) herumgezogen und Nerdthemen besprochen (Games, Physik, Mathematik). Als Abwechslung war das sehr gut.
Abends mit den deutschen Freunden von O. in Ginza was zu Essen gesucht und beim Koreaner gelandet, war ein sehr lustiger Abend. Eigentlich fand von Freitag auf Samstag Nacht eine all-night-Milonga statt, aber da ich ziemlich früh aufstehen musste und den ganzen Tag anstrengend unterwegs war, liess ich das dann sein und ging lieber ausschlafen (und Alkohol habe ich auch gehabt, das verträgt sich grausam schlecht mit Tango). Somit quasi N. versetzt, sie wäre da gewesen.

Samstag: Wollte mit N. abmachen, wurde aber meinerseits versetzt, stattdessen mit demselben Haufen Deutscher (plus einem Franzosen, welcher Linguistik studiert und etwa 45 Sprachen spricht, darunter ein quasi muttersprachliches Englisch) um die Häuser gezogen. In Shibuya etwas gegessen (und getrunken, muss mir den Nihonshu namens Hiraizumi merken, der war köstlich), nachher nach Roppongi gefahren und da jeweils zwei Bars und Diskotheken aufgesucht, je einen bis zwei Drinks gehabt und 'getanzt' (dumm rumgehüpft). Ich verstehe endlich, wieso man Hiphop gut finden kann. Nach einem Bier, einem Nihonshu, zwei Drinks und zwei Shots taugt die Musik fast. Man könnte meinen, Hiphop sei spezifisch dafür geschrieben, es betrunken zu hören. Immerhin habe ich mich dabei amüsiert. So um 4 Uhr früh sind wir dann weiter.

Sonntag: Wir hatten nämlich einen grossartigen Plan: Erst die Nacht durchsaufen und dann direkt zum Fischmarkt, damit wir früh genug da sind (wer steht schon um 4 Uhr früh auf?!). Kleiner Fehler: Sonntags hat der Markt geschlossen. Wir standen also mutterseelenalleine vor dem Gebäude (nachdem wir es endlich gefunden hatten) und machten ein paar gute Bilder, wenn auch ohne Fische. So gegen 7 war ich dann zuhause und habe mich bis halb zwei hingelegt.
Schon wärend des ganzen Samstag Abends mit N. e-mails ausgetauscht (ohne Internet ist das übel schwierig, da ich keine Kanjis nachschlagen kann) und mich für Sonntag Nachmittag verabredet. Irgendwann nach vier nach Tsukishima gefahren, das ist ein Stück aufgeschüttete Tokyoter Bucht und da N. getroffen. Um fünf den Sonnenuntergang vom Flussufer angeschaut, nachher etwas herumspaziert und dann die lokale Spezialität gegessen, Monjayaki, eine Art selbstgemachter Pfannkuchen mit vielen Zutaten, schwierig zu beschreiben, findet sich aber Notfalls auf Wikipedia. War sehr köstlich. Vorspeise hat allerdings klar den Sieg davongetragen, Kimchi mit Fleischstücken (Schwein, würde sagen Nierstück oder Hals, aber die schneiden das hier immer etwas seltsam, darum bin ich sehr unsicher, Filet wars auf jedenfall nicht), auf der heissen Platte zusammen angebraten. Das war grossartig. Beim Alkohol habe ich mich arg zurückgehalten, nachdem ich die Nachwirkungen von gestern noch immer spüren konnte, und stattdessen literweise Wasser getrunken. Nachher nochmal etwas spaziert und an Ufern gesessen, von Passanten und Nachtwächtern beim Knutschen gestört/unterbrochen worden und dann nach Hause gegangen. Schreibe jetzt blog. :P

Für Dennis Rechtschreibefehler korrigiert, soviele waren es gar nicht.

Monday, October 29, 2007

Alohool!

29.10.07, Montag, 20:00. Ich werde hier noch zum Säufer. Der Grund für die fehlenden Updates ist relativ simpel: Ich schreibe diese Texte gerne Abends nach dem Essen, aber meine letzte Woche war einfach zu hektisch.

Dienstag: D. aus der Schweiz getroffen, ein Architekt, der hier auch ein Austauschsemester macht. Sieht überhaupt nicht wie ein Architekt aus, ist sportlich und fährt mit dem Fahrrad durch die Stadt. Respekt, bald wirds nämlich Winter, darum habe ich mich gegen Velo und für U-Bahn entschieden. ;) Wir waren zusammen in Shibuya in einem anständigen Lokal und haben uns durch die unverständliche Karte gequält. Und Alkohol getrunken.

Mittwoch: Ich wusste davon zwar nichts, aber scheinbar fand im Verlauf der letzten Woche ein Sports Festival (im kleinen Rahmen) an der Uni statt. Ich habe davon erst sehr spät erfahren und war nicht umbedingt begeistert, jetzt dafür auch noch teuer (Hallen-)Sportschuhe kaufen zu müssen, meine sind natürlich in der Schweiz. Aber meine Labkollegen waren fleissig dabei und haben tatsächlich das Fussballturnier gewonnen. Preis: Gutscheine im Wert von etwa 8000 yen, kein Vermögen, lässt sich aber sinnvoll investieren, also sind wir Abends überraschend in ein gutes Restaurant in der Nähe gegangen und haben einiges an Essen bestellt. Und Alkohol.

Donnerstag: Wie die Woche davor fand am Abend der Tangokurs auf etwas zu hohem Niveau statt, aber immerhin konnte ich diesmal wacker mithalten, da die gezeigte Figur auf Dingen beruht, die ich etwas besser kann. Oder sagen wir, etwas weniger schlecht. Nachher sind wir dann in einer ähnlichen Konstellation Essen gegangen, N. kam zwar nicht zum Tango aber stiess dann noch zu uns hinzu, und wir haben Hokkaido-Spezialitäten gegessen. Und Alkohol getrunken.

Freitag: Mit N. abgemacht, gemeinsam ziemlich lange einen Sitzplatz zum Essen gesucht, Freitags gehen alle aus, wir haben sicher 10 Beizen abgeklappert. Doch noch etwas gefunden, ein bisschen gehobener und somit ein paar eher ungewöhnliche Delikatessen vernascht. Nur ein Bier und ein Lime-Sour gehabt, damit ich nicht ins Bett falle und einschlafe!

Samstag: Viel zu früh aufgestanden, aufgrund niederer Gelüste meinen Zug verpasst und dann doch noch irgendwann in Kashiwa-Campus angekommen. Dort, in unserer Depandance (leider ist unser Lab zur Hälfte dort, fast zwei Stunden von meiner Wohnung entfernt), fand nämlich "Open Campus" statt. Zwei Tage lang zeigen alle Labs ihre Arbeit an interessierte Aussenstehende, wir hatten hübsche Demos auf den Notebooks mit Stimmerkennung ("Wie alt klingen Sie?", "Sind sie eine Frau oder ein Mann?", beide funktionieren natürlich nicht perfekt, ich selber bin 53 Jahre alt), Stimmveränderung ("Timetravel Phone", man kann einstellen, dass man wie ein Kind oder erwachsen klingt, Vater und Sohn war immer die beste Kombination: "Du klingst wie mein Bruder!" - "Und du wie meine Schulkameraden!") und theoretische Erklärung. Ich selber war eigentlich nicht als Erklärer gedacht, aber wenn ich schonmal da war, wurde ich natürlich 'netterweise' miteinbezogen. Auf Englisch gings ja noch, aber auf Japanisch wars ein klein wenig schwierig. Insgesamt habe ich etwas mehr als ein Dutzend Labs angeschaut (zwei Stockwerke), und unseres war mit Abstand das best-gemachte (ich selbst war ja unbeteiligt). Hut ab vor meinen Mitstudenten! Um den Opencampus gebührend abzuschliessen sind wir dann im strömenden Regen (wieder ein Schirm hinüber durch Wind) nach Kashiwa gefahren und haben dort gross zu Abend gegessen, mit etwa 20 Leuten und vom Sensei gesponsort. Ach ja, und sehr viel Alkohol getrunken.

Sonntags bin ich etwa um zwei Uhr früh nach Hause gekommen, habe den Nachmittag mit Buch und Schreibsachen im Harajuku-Park verbracht, den Leuten beim Frisbee-Spiel zugeschaut und einen der letzten Sommertage genossen (etwa 20°C, dazu sehr sonnig). Idyllisch und erholsam.

Heute war ich Essen einkaufen, meine japanische ID abholen und habe drei Fische ausgenommen und was gutes gekocht. Dazwischen habe ich meine Wohnung etwas gesäubert, im Starbucks einen Kaffee getrunken und etwas japanisch gelernt. Ja, ich hatte einen weiteren Tag erholung bitter nötig. Morgen steht Tango auf dem Programm, Donnerstags und Freitags bin ich eh beschäftigt und Mittwoch fällt mir sicher noch was ein.

Tuesday, October 23, 2007

Keitai, Part II

Hier eine komplette Anleitung, wie man mir aufs mobile Phone e-mails schreiben kann.

Codierung
Die mails müssen dem ISO-2022 Standard entsprechen. Kann man zwar sicher nachschauen, bedeutet aber für Westler folgendes: Keine nicht-japanischen Sonderzeichen. Also kein ä, ö oder ü, kein β oder sonstige Wirrheit. Am besten, man benutzt nur die gewöhnlichen 26 Buchstaben und behilft sich mit ae, ue und oe.
Alles, was länger als 256 Zeichen (nicht ganz sicher mit der Länge) ist, wird abgehackt. Also fasst euch kurz oder schreibt einfach mehrere mails. Ich habe irgendwie 4 MB Flash, da geht sehr viel drauf.

Zeit
Da ich mitlerweile mein Gerät im Griff habe, könnt ihr jederzeit schicken. Das Ding schaltet sich Abends von selber aus und Morgens von selber an.

Adresse
kdansky //ät// softbank,ne,jp
Die Kommas durch Punkte ersetzen und das //ät// ist natürlich ein @. Ich versuche mit grossem Aufwand zu verhindern, dass ich spam auf mein Mobile bekomme. Bis jetzt hat das gut geklappt.

Mailprogramm oder Dienst
Eigentlich gibts hier keine Probleme. Eigentlich. Aber GMX zum Beispiel hängt deutschsprachige Werbung unten an jede Mail. Diese enthält mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit einen Umlaut. Hotmail oder Gmail ist kein Problem, die haben englische Werbung darunter oder gar nichts.

Was passiert, wenn man das nicht beachtet?
Ganz einfach: Ich bekomme ein mail auf mein Mobile, welches nur einen Absender enthält und keinen Text. Sobald irgendwas nicht stimmt, wird der gesamte Inhalt gelöscht.

Sonstige Erreichbarkeit
Ich bin Abends (wir sind hier 8 Stunden früher) öfters im ICQ (Account 17398532, oder Kdansky suchen), Skype (Kdansky) und natürlich immer noch unter meinen üblichen Mails zu erreichen. kdansky - bei - gmx,ch zum Beispiel.

Metagedanken

Ich wurde bald ein halbes Dutzend mal darauf angesprochen, darum schreibe ich hier einmal alles möglichst konzise hin. Die Frage des Abends lautet: "Hast du dir eigentlich mal überlegt, was die Konsequenzen sind, wenn du hier deine Privatsphäre einfach so ausplauderst?"

Kurze Antwort: Ja.

Etwas längere Version: Ja, ich habe mir viele Gedanken gemacht und ich wälze diese Überlegungen bei gewissen Einträgen (ihr könnt euch sicher denken, welche) bei jedem Satz. Ich wäge sehr bewusst ab, was ich schreibe, und vor allem auch, wie ich es schreibe. Ich achte mich insbesonders auf folgendes:

- Keine (negativen) Nennungen anderer Personen. Wie ihr sicher bemerkt habt, nenne ich keine Namen von Leuten, die ich getroffen habe. Davon abgesehen, dass ich faul bin, was Bilder anbelangt, würde ich auch keine Bilder von Leuten veröffentlichen, die dadurch einen Nachteil haben könnten. So werdet ihr nie Bilder von meiner Liebschaft finden. Was nicht heist, dass ich gar keine Bilder von Menschen hochlade, ich sehe zum Beispiel nicht, dass ein Gruppenphoto von meinen Lab-Freunden problematisch wäre, schliesslich schiesse ich sowohl das Photo öffentlich als auch meine Mitgliedschaft dort ist sehr offiziell.
Zwischendurch streite ich mich mit jemandem oder einer Instanz, und schreibe dann hier darüber. Aber ich tue das, weil es mich bewegt, und nicht, um jemanden im Internet an den Pranger zu stellen oder aktiv seinen Ruf zu schädigen. Aber wenn man sich streitet, muss einem klar sein, dass die Bekannten der Person, mit der man gerade zofft, das wahrscheinlich zu hören bekommen.

- Mischung aus objektiver und subjektiver Betrachtung, aber einigermassen klar gekennzeichnet. Wenn ich schreibe, dass am Sonntag in Ikebukuro eine Milonga war, dann ist das garantiert objektiv, wenn ich dann hinzufüge, dass es mir da sehr gefallen hat, ist das subjektiv. Ich versuche, möglichst nicht meine persönliche Meinung als etwas objektives darzustellen und zum Beispiel zu behaupten, dass alle Chinesen laut seien. Ich habe sehr wohl unterschieden, dass ich nur den Eindruck hatte, und auch als Auslgeich von den vielen Chinesen in meinem Lab geschrieben, welche alle sehr nett sind.

- Meine Privatsphäre. Ihr mögt ja denken, ich breite mein Innerstes hier aus, aber es ist durchaus nicht ganz ein Tagebuch (da gibts ein File auf meiner HD, welches ich definitiv erst nach meinem Tod publizieren lasse). Es ist sicher aufgefallen, dass ich eher knapp gefasst bin, wenn es um Intimitäten geht, was aber auch daran liegt, dass ich nicht eine zweite Person reinziehen will. Was hier steht, soll meine Verantwortung bleiben, und wenn jemand mich dann darauf anspricht, dann möchte ich auch der einzige sein, der dafür geradestehen muss. Ich habe erst vor kurzem bedacht, dass man meine Familie oder engen Freunde nach meinem Blog befragen könnte. Das ist mir zwar höchst unangenehm, kann ich aber fast nichts dagegen tun. Man verweise dann halt auf mich.

- Etwas Selbstironie. Ich will mich ja nicht zum Narren machen, aber ich möchte auch nicht als arrogantes Arschloch erscheinen (als Klugscheisser ist ok). Darum fasse man bitte fast alles mit einem Augenzwinkern auf.

- Hoher Wahrheitsgehalt. Ich mag zwischendurch einiges weglassen, aber was ich erzähle, ist zumindest nicht erfunden.

- Unterhaltsamkeit. Ich schreibe diese Texte ohne Verdienst, ich habe nicht mal Banner auf der Seite, ganz einfach, weil es mir nicht darum geht, etwas damit zu verdienen. Ich schreibe es einfach nur, weil mir die Schreiberei Spass macht. Und dazu gehört für mich, dass ich den Text gerne lesen müsste, er muss also irgendwie unterhaltsam sein. Vielleicht nicht ganz offensichtlich, aber sicher nachvollziehbar: Je stärker ich in meiner Privatsphäre rumwühle, desto interessanter wird es. Wenn ich jegliche peinliche oder erfolgreiche Story auslassen würde, hätte ich zwar kein Problem mit Konsequenzen, aber es wäre totlangweilig zu lesen ("Heute in der Mensa gegessen. Abends Bier getrunken.")

Insgesamt soll sich das Niveau, auf dem ich schreibe, etwa "Stammtischanekdote" sein. Etwas aus meinem Leben, persöhnliche Erlebnisse, in einer Reihenfolge erklärt, damit sich am Schluss eine Pointe ergibt. Sollte meinen Ruf nicht ruinieren. Ich schreibe es auch, weil ich von vielen Leuten (etwa zweikommafünf) dazu gedrängt wurde, von meinem Japanaufenthalt zu berichten. Wer sich peinlich berührt fühlt von meinen Bettgeschichten, der soll es halt nicht lesen, ich habe nie behauptet, es sei so toll ;)
Ausserdem, wenn ihr mich Angesicht zu Angesicht zu irgendetwas fragt, gebe ich wahrscheinlich einiges detaillierter Auskunft. Ich habe da einfach ein relativ geringes Schamgefühl. Aber ich würde auch nackt auf dem Balkon rumlaufen, mit einem Gesichtsaudruck von "Was? Noch nie einen nackten Arsch gesehen?" (Nein, ich bin kein Nudist, ich finds einfach nicht so relevant). Ich tus nur nicht, um den empfindlichen Menschen, die es ja gibt, nicht allzufest auf die Füsse zu treten. Gerade nackt wäre das dann doch etwas zu nahe. :)

Falls sich in den Kommentaren was tut (könnte ich mir hierzu gut vorstellen), werde ich eventuell etwas editieren oder antworten.

Saturday, October 20, 2007

Sport ist Mord!

Samstag, 20:30. Eigentlich wollte ich vor zwei Stunden etwas schreiben, aber dann bekam ich Hunger, musste erst etwas kochen und essen und wurde dann auch noch im ICQ belästigt.

Die Zeit seit dem letzten Update war ziemlich hektisch. Meine Stundenpläne sind nicht ganz ideal, weil ich an drei Fakultäten Vorlesungen habe, aber die natürlich nicht dieselben Anfangszeiten benutzen. Das lässt mir ziemliche Löcher frei, die ich nicht sonderlich sinnvoll nutzen kann, oder zumindest fühle ich mich nahher so, als hätte ich von 9 bis 5 durchgehend Vorlesungen gehabt, obwohl es in Wahrheit nur 3 Lektionen à 90 Minuten waren. Donnerstags musste ich schon gutes Zeitmanagement verwenden, um Abends noch den Tangokurs zu erwischen (wenn ich zum Beispiel zwischen Uni und Tango noch zu hause vorbei muss, verpasse ich das Abendessen. Dumme Grossstadt). Trotzdem war es nicht unlösbar, ich ging Donnerstag Abends nach anstrengender, weil anspruchsvoll, Japanisch-Vorlesung wieder nach Ikebukuro eine Tangolektion besuchen und nachher gemeinsam mit ein paar "Bekannten" etwas Essen. Insgesamt sind mir zwei Fehler unterlaufen: Ich habe davor schon etwas gegessen und hatte darum eigentlich keinen Hunger und zweites habe ich mich beim Alkohol zurückgehalten, weil ich annahm, dass ich eventuell nicht alleine nach Hause gehen würde, und da ist betrunken sein nicht ideal (siehe vorletzter Eintrag und so). Aber ich ging alleine nach Hause. Trotzdem ein sehr unterhaltsamer Abend. Und für den Freitag Abend ein Date abgemacht ;)

Freitags stand ich pünktlich (und viel zu früh) auf, war überpünktlich an der Uni, um eine mir empfohlene Architekturvorlesung zu besuchen und stellte dann fest, dass diese aus einem mir unbekannten Grund nicht stattfindet. Also habe ich stattdessen einen Kaffee im Starbucks getrunken. Über Mittag war ich mit J. essen, ich habe "Kaki" (im Teigmantel frittiert) gehabt. Was das auch immer sein mag, schmeckte etwas fischig und sehr glitschig. Mitlerweile weiss ich es: Austern. Sollen ja potent machen...
Nachmittags durfte/musste ich unerwartet einer Präsentation in meinem Lab beiwohnen, in der erst der chinesische Neuankömmling seine Masterarbeit vorstellte und dann mein Professor einen Vortrag über sein Fachgebiet hielt. Obwohl die anderen alle nicht sonderlich wach wirkten, fand ich es hochspannend (es war in Englisch, ich habs gut verstanden). Er redet etwa so gern wie ich.

Abends traf ich mich mit N., wir gingen an ein Matsuri (mitten in Toyko, im Herbst, aber es war ein Matsuri). Der Nachteil: Es fing um etwa 6 an, in Strömen zu regnen. Da im Regen Stände im Freien nicht sonderlich toll sind, setzten wir uns stattdessen in eine Izakaya, haben etwas gegessen (viel) und getrunken (sie nicht so viel, ich sehr wenig). Ich habe mich zu dem Zeitpunkt noch gefragt, ob wir auch nachher noch was "unternehmen". Mitlerweile weiss ich, dass sie sogar eine Zahnbürste mitgebracht hatte... Der Abend verlief im weiteren nach Wunsch, die Probleme vom letzten mal wurden mit Hilfe einer Packung "BIG BOY", in tiefschwarzer Farbe mit einer Abbildung eines Pferdekopfes auf der Schachtel (ja, dieser Kauf war einer der männlichsten Momente meines Lebens), kleinen, geschickten Fingern, einigem an Geduld und etwas Gefriemel überwunden. Ich rate euch: Erliegt (Erlegt? Erlieget??) nicht der Versuchung des täglichen e-mail Spams. Die Vorteile wiegen die Nachteile nicht auf. Warum viele Leute keine Kondome mögen? Garantiert wegen dem elenden Gewurstel!
Samstags bin ich dann um acht erwacht (und wieder "Müde geworden") und um zwölf dann wirklich aufgestanden und nach ausgiebigem Duschen irgendwie dann doch noch aus dem Haus gewankt, wo wir vom schönsten Wetter der letzten zwei Wochen begrüsst wurden. Ich ging dann noch an einem weiteren Ort eine Tangolektion nehmen (ziemlich gut auf meinem Niveau, guter Zeitpunkt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das Lehrerpaar sonderlich sympatisch finde). Nachher wars leider schon dunkel und somit habe ich das wunderbare Wetter komplett verpasst. Naja, ich hab dafür die gesamte Zeit in den Armen hübscher Frauen verbracht (Tango!), ich würde sagen, das war ein guter Tausch. Und der Titel des Posts? 3 Stunden Tango und davor andere körperliche Betätigungen, ich fühle mich ziemlich erschöpft. Aber genauso zufrieden. Jetzt muss ich nur noch meine Bettwäsche aus dem Trockner holen und dann kann ich mich selig schlafen legen.

Wednesday, October 17, 2007

Aftermath

Mittwoch, 17.10.07, 21:50. Eigentlich wollte ich heute Abend Tango tanzen gehen (und ich bin auch erfolgreich losgehetzt (Tokyo ist so saugross, egal, wo man hin will, man muss mindestens dreissig Minuten einplanen, und nochmal soviel, um ein unbekanntes Geschäft im zehnten Stock zu finden). Da ich vorher noch nach Akihabara wollte (jaja, Pron und so, nein, ich habe mir etwas gekauft, was mir Kanjis übersetzt. Und aus Stylegründen ist es ein DS-"game". Da sag noch einer, dass der DS uncool wäre!!), wurde es natürlich an allen Enden eng und ich konnte nicht mehr kochen und musste unterwegs essen. Jetzt bin ich zwar nicht satt aber Hunger habe ich auch nicht. Das ist mühsam. Zurück zum Tango: Ich bin also nach Yotsuya gefahren, weil mir die Webpage einen positiven Eindruck vermittelt hat (teilweise Englisch!!) und habe da dann wie geplant etwa 15 Minuten rumgesucht. Nur als ich dann das Studio betreten habe, war mir auf einmal sehr viel weniger nach Tango zu mute. Ein Lehrerpaar, dazu ein uralter Herr (60+) waren schon da. Ich wurde ignoriert, nagut, ich war auch 15 Minuten zu früh, eventuell war das ja noch eine laufende Privatstunde. Was mich aber wirklich gestört hat: Die Tanzfläche umfasste vielleicht 20 Quadratmeter, oder weniger. Wie soll man auf sowenig Platz bitte sinnvoll üben? Da kann ich ja keine drei Schritte machen?
Ich habe den Raum also verlassen, auch um abzuwarten, bis 8 Uhr sei. Türe zu, ich stehe im Dunkeln, ohne Licht. Na super. Also habe ich frischfröhlich beim Nachbarn geklingelt, weil dessen Klingel beleuchtet war und ich sie für einen Lichtschalter hielt. ARG! Immerhin war der Lift noch da (und ebenfalls leuchtender Knopf) und ich konnte mich aus dem Staub machen, bevor die Situation peinlich wurde. Unten angekommen, entschied ich mich, zu schauen, wer das Gebäude betritt bis die Lektion anfängt. Und 15 Minuten später war meine Motivation deutlich gesunken, nochmal hoch zu gehen, da zwei Männer (über 50) und eine Frau (über 40) auftauchten (yeah, mit mir 4:1?). Ich meine, ich tanze ja gerne, aber in so einem Fall fühle ich mich deplaziert. Also habe ich stattdessen im 99yen-Shop daneben einen Frustkauf getätigt (Schokolade!) und bin nach hause gefahren. Nicht so prickelnd, eh?

Dienstags war nicht der Rede wert. Vorlesungen gehabt, wärenddessen sehr empfehlenswerten webcomic entdeckt (DM of the Rings) und das wars auch schon.

Sunday, October 14, 2007

Sabishikunai

Montag, 15.10.07, Mittag. Da fällt mir ein, dass ich ziemlichen Hunger habe.

Anyway: Samstags wollte ich eigentlich entweder einen Tangokurs oder eine Milonga (und einen Kurs zu finden) besuchen, aber als ich so gegen Mittag anfing, das zu planen, scheiterte ich ekligerweise am Zeitdruck. Alles am frühen Nachmittag und ich weiss nicht mal, wo (+30 Minuten suchen einplanen, dann +45min für in die Nähe fahren mit ÖV, das wird schnell knapp). Dann wurds mir zu blöd, mich da abzustressen und ich habe lieber Wäsche gewaschen, Kartoffen gegessen und D20 gelesen. Früh ins Bett (1 Uhr, hey, das ist früh!) und Sonntag für Tango geplant.

Sonntag aufgestanden, realisiert, dass die Erkältung schlimmer wurde und ich eventuell minimal erhöhte Temperatur habe. Mich einen Narren gescholten und trotzdem hübsch gemacht und nach Ikebukuro gefahren und eine Milonga besucht. War im kleinen Kreis (vielleicht 20 Paare) und die meisten kannten sich zumindest flüchtig. Am-Falschen-Platz-Gefühl Ahoi. Ich hatte eigentlich nicht vor, selber gross zu tanzen, da ich weiss, wie schlecht ich bin und niemanden verletzen möchte, aber habe schlussendlich doch etwa 30 Minuten auf der Tanzfläche verbracht. Ja, ich wurde von einem halben Dutzend Japanerinnen aufgefordert. Das würde ich nicht glauben, wenn ich es nicht erlebt hätte ;)
Ich kam auch mit ein paar Leuten ins Gespräch und habe einige Adressen gefunden, wo es gute Kurse gibt. Primary Objective completed.

New secondary Objective acquired (press Alt-F4 to read briefing). (Ich vermisse games, eh?) Als ich dann von einer der hübschesten Damen im Saal (und als Bonus schätzte ich sie auf etwa 22, d.h. maximal 30) gefragt wurde, ob ich auch noch mit den Lehrern, ihren Freundinnen und ihr etwas Essen gehen würde, habe ich natürlich nicht nein gesagt. Erstens aus Prinzip, zweitens weil sie so nett gefragt hat und drittens war 19:30 und ich am verhungern. Ikebukuro liess sich natürlich nicht lumpen, wir sind in ein typisches japanisches Restaurant (viel Alkohol-Ausschank, viel Essen dazwischen) und haben uns die Köpfe zugedröhnt. Und die schon erwähnte Japanerin machte sich an mich ran. So offensichtlich, dass ich ein mir unbekanntes Problem hatte: Was genau macht man, wenn einem der Tangolehrer gegenüber am Tisch zuzwinkert und dabei sehr eindeutige Gesten verwendet, weil eine hübsche Japanerin gerade mein Ohr anknabbert?! Ich habe mich dann an "when in doubt, smile" gehalten, und ich lebe noch.

Nachdem wir etwas gegessen (und getrunken) hatten, und ziemlich betrunken waren (die Japaner, ich hab zuviel Körpermasse, das ist immer für einen Lacher gut), gingen wir natürlich noch... eins trinken. Oh ja, ich muss erwähnen: Penisjokes sind massiv öffentlichkeitsfähig, insbesonders wenn die Pointe lautet: "Ich habe den grössten." Daran könnte ich mich hier gewöhnen, das tut dem Ego gut. Und wenn ich wieder in die Schweiz komme, wirds problematisch. Zurück zur Story. "Wir", leider konnte der Grossteil der Gruppe nicht mehr länger bleiben (es war gerade mal Zehn Uhr. Und vor 45 Minuten wurde ich noch zu Saufgelage eingeladen), d.h. also N., eine ihrer Freundinnen und ich, machten uns dann auf den Weg in eine Whisky-bar, um einen Single Malt oder zwei zu schlürfen (einer reicht, danke, ich muss noch laufen können, ja?). Dann stellte sich heraus, dass N. 27 ist, keinen Freund hat und offenbar das dringende Bedürfnis nach Körperkontakt hat. Und nachdem sie etwa eine Stunde darüber nachgedacht hatte, ob sie alleine nach Hause oder doch lieber die Nacht in Gesellschaft verbringen will, habe ich sie halt eingepackt... Zu zweit nach Hause (kleiner Spaziergang tat uns auch gut), Mein Bett verwüstet. Kondom zu klein. Fuck! bzw eben nicht. Trotzdem kaum ein Auge zu getan. Und um diesen wundervollen Satz zu zitieren: I did not. have. sex. with that woman. Und ich habe keine Vorlesungen am Montag mehr.

Eigentlich wollte ich heute noch an eine Milonga, aber irgendwie weiss ich nicht, ob ich dazu überhaupt fit genug wäre ;) Ich glaube ich beschränke mich auf Lektionn am Dienstag, Donnerstag und Samstag. Und ich bin am verhungern. NEED NAHRUNG NOW.

Thursday, October 11, 2007

Betrüger

Von hinten nach vorne. Vor 10 Minuten habe ich meine Post geleert und die erste Rechnung für die Monatsmiete gefunden. 5900 yen Miete (billig), 1500 yen Nebenkosten (im Verhältnis), 27500 yen Cleaning Charge (HOLD IT!). Ich soll also die Reinigungsrechnung des Typen vor mir bezahlen? Wie sinnvoll ist das denn? Insbesonders, wenn diese Rechnung höher ist als sämtliche Mieten aufsummiert, die ich hier je entrichten werde? Das ist ja geradewegs Betrug (ich habe natürlich auch auf keinem Vertrag zugestimmt, so etwas zu entrichten (und das werde ich morgen dem Verwalter auch predigen), im Gegensatz zu den anderen Kosten). Ich meine, es geht mir nicht ums Geld (300 CHF mehr oder weniger in 5 Monaten sind sowas von irrelevant), aber man kann doch nicht einfach einen Vertrag abschliessen und dann eine Rechnung über den sechsfachen Betrag schicken? Was kommt nächsten Monat? "Charge for Mailbox rent: 37800 yen"? Ich koche.

Ansonsten: Die letzten Tage verlieren (zu) gemütlich, ein Grossteil meiner Vorlesungen findet diese Woche nicht statt (3/4 Japanischlektionen, 2 der anderen Vorlesungen) und Montag war Feiertag. Trotzdem habe ich wenig unternommen. Etwas durch die Stadt gewandert (ich kenne die Umgebung langsam einigermassen zu Fuss), mehr Dinge eingekauft (leider immer noch keine Jacke, aber dafür eine Haarbürste), mehr Dinge gekocht (es ist gar nicht so einfach, mit den falschen Gewürzen, verkehrten Fleischstücken und völlig anders schmeckenden Milchprodukten etwas brauchbares zu produzieren, aber zum Ausgleich habe ich einen Gasherd).
Nach wie vor kein Tango gefunden, aber immerhin eine Spur, morgen werde ich mich darum kümmern. Den "gesamten" Papierkram habe ich endlich auch vom Hals (davon abgesehen, dass ich heute einen Anruf bekam, dass weitere Dokumente für mich angekommen seien, ich gehe wohl schonmal präventiv 25 Passfotos machen). Kreditkarte wurde wieder mal gesperrt, und ich habe etwas Mühe, anzurufen und das zu korrigieren (mein Prepaid hat nur 3000 yen drauf und ich bin nicht sicher, ob das reichen wird, davon abgesehen, dass es sauteuer ist und man hier sowieso nur sehr selten mit CC bezahlen kann). Vom Postkonto per Karte abgeben kostet 4 CHF per Transfer (wobei ich keine Ahnung habe, was meine Limite ist, aber 100'000 yen auf einen Schlag geht nicht, 50'000 yen schon).

Des weiteren habe ich Entzugserscheinungen. Weniger von WoW als viel mehr von Games allgemein, insbesonders wöchentliches Pen&Paper Rollenspiel. Das Hobby bedeutet mir sehr viel und ist hier natürlich völlig unmöglich. Und Games als Kompensation geht auch nicht, da auf dem Macbooc natürlich nichts läuft, davon abgesehen dass das etwa so gut funktionieren würde wie Nikotin anstatt Morphium. Es ist einfach nicht dasselbe!

Sunday, October 7, 2007

Klassisches Wochenende

Sonntag Abend. Ich habe ein sehr klassisches Wochenende verbracht. Gestern Nachmittag ging ich erstmal nach Harajuku, um eventuell für ein paar Gierige hier ein paar Bilder von hübschen Mädels zu machen, aber primär, um ein paar Dinge einzukaufen, unter anderem die restlichen Bände von Tenjou Tenge (Manga, japanisch), ich habe erst 8 Stück. Ich habe vor einer Woche einen Laden gefunden, der die Dinger im Sonderverkauf hatte (100 yen das Stück). Gestern habe ich auch verstanden, warum. Räumungsverkauf. Den Laden gibts nicht mehr und ich darf jetzt die restlichen Bände suchen gehen. Hätte ich die doch vor zwei Wochen auch gekauft. Mist.
Nächste Station war Schuhe + Jacke. Ich habe keine Jacke für Herbstwetter und nur ein Paar gewöhnliche Schuhe, etwas knapp, falls die nass werden oder ähnliches. Es ist in Harajuku traumhaft einfach, coole Kleidung zu finden. Allerdings auch nicht ganz billig (dank dem guten Wechselkurs immer noch 20% billiger als in der Schweiz) und mit einem dramatischen Nachteil: Die meisten Boutiquen haben drei Grössen für Jacken. S, M und L. Übersetzt auf Schweizer Grössen wären das XXS, XS und S. Sprich: Ich habe etwa 25 Jacken anprobiert und davon passten mir 3 (einmal L und zweimal XL, was es nur in einem Laden hatte). Die L-ige war hässlich und die zwei grossen Exemplare waren einfach "bland". Unscheinbare Kleidung kann ich auch in der Schweiz kaufen. Schuhe bot sich ein anderes Bild. Grösse 43 ist kein Problem (entweder als 43, 28 oder 8.5 angeschrieben), aber dafür sind Schuhe hier teurer als in der Schweiz. Trotzdem wurde ich da fündig und konnte ein billiges Paar ergaunern (dafür nicht ganz so übertrieben stylisch, aber bei Schuhen kümmerts mich nicht, ich bin ja keine Frau :P ). Ach ja, und eine Tasche habe ich auch noch gekauft. Hier laufen alle Männer mit Handtaschen rum, die bei uns in der Frauenabteilung stehen würden. Ich habe mir aber Mühe gegeben, eine männliche zu wählen. Trotzdem etwas viele Schnallen und Fächlein irgendwie... *schulterzuck*
Und zu guter Letzt Nahrungsmittel, einen brauchbaren Wein (Pinot Noir) in einer Weinhandlung (Note to self: Mein Vokabular für Wein ist mangelhaft) und einige Dies-Und-Das-Dinge.

Am Rande: Vor 10 Minuten gabs hier ein Erdbeben. Knapp spürbar. Leichtes Wackeln meines Zimmers. Yay, fun!

Samstag Abends wurde ich dann von einem hier getroffenen Austauschstudenten zum Party machen eingeladen, eine Lokale Bekannte würde uns irgendwohin führen. Kann ich schlecht ausschlagen, zumal die Alternativpläne sehr uninteressant gewesen wären. Leider stellte sich am Ziel heraus, dass die Leute zwar alle ganz nett, der Ort aber europäischer nicht sein könnte. Englische Pop und Hiphop Musik wie in der generischsten Züricher Disco, zu laut, verraucht und das üblicher besoffene Rumgehopse mit der Fehlbezeichnung "Tanzen". Dazu ein 2:1 Verhältnis Männer/Frauen. Nicht mein Ding. Naja, dank Drinks und einer Partie Pool (gegen einen betrunkenen Amerikaner, aber er war soooooo viel besser, was aber daran liegen kann, dass ich sehr lausig bin (ich habe 5 Partien gespielt in meinem Leben...), aber am Schluss gewann ich doch 2 aus 3 games, alle drei Games endeten in Fouls (Schwarze Kugel und so)) ging der Abend doch noch vergnüglich zu Ende. Und um 5 Uhr früh fuhren auch wieder U-Bahnen.

Heute, Sonntag, bin ich so gegen zwei aufgestanden, gegen 17:30 aus dem Haus gegangen und habe endlich einen guten Laden gefunden für Essen. Mit etwa 20 Kilo Nahrung (kein Scherz, Kartoffeln, Zwiebeln, Grundnahrunsmittel halt, alles im gros) zurückgekämpft und ein kleines Steak gebraten (wollte eigentlich noch Geschnetzeltes machen, stellte dann aber fest, dass ich kein Mehl habe, um die Sauce zu binden). Klein heisst: das kleinste, dass ich kaufen konnte. 481 Gramm. Dazu etwa 3 Nudeln gegessen. Und den Pinot Noir getrunken.

Thursday, October 4, 2007

Schweizermacher

Freitag, 5.10.07, Nachmittag. In Tokyo leben unzählige Schweizer. Nachdem ich gestern erst mit J. einen Kaffee trinken ging und Stundenpläne und Formularitäten diskutierten, wurde ich von R. angeschrieben, ebenfalls ein ETHler, der hier einen Teil seines Masters verbringt. Wir haben dann Abends noch ein paar Bierchen (und Nihonshu) getrunken. Und heute früh bei der Fremden-Registration habe ich einen St.Galler getroffen, der hier arbeitet. WTH?
Nachdem am Donnerstag nur Franzosen vorhanden waren sind jetzt Schweizer angesagt. Sehr schön, was kommt als nächstes? Meine Sprachkenntnisse sind langsam erschöpft.

Von wegen Registration: Nachdem man ein Zimmer hat, muss man mit den Papieren zur Gemeinde (Foreign Registration beim City Office), dann mit der dortigen Bestätigung (für die man ZWEI Photos braucht, haben die denn keinen Scanner/Kopierer?) eine ID an der Uni beantragen und mit der ID kann man dann Kurse belegen. Nein, das ist nicht umständlich und auch nicht mühsam... Insbesonders wenn man die Bestätigung vom City Office selber anfragen muss und vergisst, ein Doppel zu verlangen. Jetzt muss ich nochmal vorbei. Und per Post wird natürlich auch nichts geschickt, das heisst, ich muss in zwei Wochen ein drittes mal vorbei, um mein Provisorium gegen ein echtes Zertifikat einzutauschen. AAAAARGHHHH!

Ansonsten war ich gestern im "Don Kihote" (mitsingen: don don don don ki, don kihoooote, läuft seit Jahren ununterbrochen), einer Kette, die auf sehr wenig Ladenfläche sehr viele Waren verkauft, zu sehr günstigen Preisen. Allerdings sehr unberechenbares Sortiment. Grossen Topf für 2000 yen gefunden, aber bei Besteck und Geschirr komplett gescheitert. Dafür Fön gefunden (2000 yen) und Haarbürste nicht gekauft weil dreimal so teuer wie in der Schweiz (1500 yen? Wenn der Fön 2000 ist? WTF?). Einige sonstige Utensilien gefunden, wie zum Beispiel kleine Klammern, um einen Duschvorhang korrekt aufzuhängen. Mein Vormieter (ich vermute ja, es sei eine Vormieterin, aber das ist Klischee und darum Maskulinum Generikum) hat den Duschvorhang in der Mitte gefaltet, damit er nicht länger als die Duschwannenkante ist. Effekt: Sieht etwas eleganter aus, hat aber hinten und vorne einen Spalt, bei dem Wasser durchsickert. Man soll bei Gebrauchsgegenständen nie das Design über die Nützlichkeit stellen. Besonders bei limitiertem Budget und kurzfristigem Aufenthalt. Das Schwierigste beim Einkaufen war nämlich nicht, die richtigen Sachen zu finden, sondern die Dinge nicht zu kaufen, die ich zwar brauchen könnte, aber sich nicht wirklich lohnen (brauche ich wirklich einen schönen Teppich? Tuts das Parket nicht eigentlich auch?).

Und ich weiss nicht, ob in meiner Wohnung schon Internet aufgeschaltet wurde, bezahlt habe ichs zwar, aber mir wurde gesagt, dass es nicht sicher sei, ob es bis Freitag Abend läuft. Und Montags ist Feiertag, d.h. ich bin die nächsten drei Tage eventuell von der Aussenwelt abgeschnitten. Schreibt mir spannende mails aufs Keitai :P (Bilder gehen nicht, hab ich selber probiert).

Wednesday, October 3, 2007

Shopping Spree

3.10.07, 21:33, Tokyo, Shirokanedai 4-6-61, Zimmer C-207. Ich sitze hier an meinem Schreibtisch in dem Zimmer, das ich die nächsten fünf Monate bewohnen werde. Ein durchaus spannder Gedanke, schliesslich ist es das erste mal, dass ich alleine lebe. Naja, in den Sommerferien war ich öfters in Zürich auch mal ein paar Wochen (so eine bis zwei) für mich alleine, aber das hier ist schon sehr anders. Hier kommt am Montag niemand nach Hause, um mich (leider mit Recht) darauf hinzuweisen, dass ich noch Geschirr abzuwaschen hätte. Katastrophalerweise kann ich das Geschirr hier noch viel weniger stehenlassen. Aus zwei einfachen Gründen: Erstens habe ich dafür nicht wirklich den Platz, und zweitens (und vor allem) habe ich dafür nicht genug Geschirr. Ich bin heute für gut 40'000 yen einkaufen gegangen und immer noch grauenhaft schlecht ausgerüstet. Meine Einkaufsliste (grob nach Preis sortiert):

- Duvet, Daunen sind schrecklich teuer, aber die Winter sind hier kalt und ich hasse diese Plastikdecken. Und ab und zu muss man sich was gönnen.
- Kissen
- Bezüge für Duvet, Kissen und Matratze. Und ich will nicht hören, dass die Dinger hässlich sind. Die Alternativen waren unvergleichlich schlimmer (braun kariert, weiss uni, grau uni, gar keins, ein anderes Geschäft suchen, und es war so schon spät genug).
- Pfannen, eine zum Braten und eine zum Kochen. Beide zu klein. Da mir das einzige gefundene Geschäft zu teuer war, habe ich dann Tomatensauce in einer Bratpfanne gemacht. Das war nicht mal ein Problem. Und ich habe einen Gasherd! Hurra! Das rockt!
- Wasserläser. 2 Stück. Man weiss nie, ob man nicht ein zweites braucht...
- Weingläser. 3 Stück. Sonst wasche ich zu oft ab.
- Messer, Gabel, Löffel. Da hässlich und teuer Einzelexemplare.
- Waschmittel. Als ich die Wohnung betreten habe, musste ich als erstes den Boden saugen. Dann habe ich mir ernsthaft überlegt, auch noch feucht aufzunehmen (eine Beschäftigung, die ich abgrundtief hasse) und dann erleichtert festgestellt, dass ich weder Besen, Waschbehälter, Seife noch Putzlappen habe und die Sache verschoben.
- Putzlappen.
- Küchenbesteck. zB grosse Kochstäbchen oder Holzschaufelteildingswiedasauchimmerheisst.
- Holzbrett zum drauf schneiden.
- Korkzieher. Hah! Den vergesse ich öfters mal, wenn ich eine Flasche Wein knacken will, diesmal nicht! Habe mitlerweile festgestellt, dass die Wohnung schon einen hatte. Toll. Jetzt habe ich zwei in miserabler Qualität...

Und natürlich etwas zu Essen. Als echter Schweizer weiss ich natürlich, was man traditionell kocht, wenn man in einer leeren Küche ein Gericht machen willt: Spaghetti Napoli! Also habe ich gekauft: Spaghetti, ungesalzene Butter, italienische Pelati aus der Dose, Cabernet-Sauvignon / Merlot - Rotwein aus Chile (hat zwar nicht direkt was damit zu tun, kann man aber immer brauchen), Zwiebeln, Salami, Vanilleglace in 2kg-Box, Knoblauch, Olivenöl, Gewürze (d.h. Salz und Pfeffer) und dann wurde es langsam knapp mit der Tragkapazität.

Und jetzt kommen die Tiraden! Ich habe immer noch keinen Teller, siehe Bild. Ich habe exakt ein Messer. Und das ist ein nicht scharfes Küchenmesser (100 yen Shop). Ich frage mich, wie ich den Salami schneiden will.
Der Wein ist ein Desaster. Er ist bitter. Ich meine: Bitter??!! Wieso zur Hölle ist ein Wein bitter?! Das ist ein Aroma, das da nichts zu suchen hat. Ich weiss allerdings auch wieso: Mir wurde gesagt, dass die Japaner in ausländischen Wein eine Haltbarkeitsmittel panschen. Ich habe das nicht geglaubt, weil das jeglichem Gesunden Menschenverstand widerspricht und wenn man je einem Oenologen begegnet, wird man dieses Treffen wahrscheinlich nicht überleben. Scheint aber wahr zu sein, ich kann mir diesen Nachgeschmack sonst nicht erklären, ich habe zuvor noch nie einen bitteren Wein getrunken.
Die Preise für gewisse Dinge hier sind lächerlch. Ich kann zwar fast meine ganze Küche im 100-yen-Shop ausrüsten, aber Pfannen unter 3000 yen gibt es nicht. Und die 3000-yen Exemplare sind 22 cm im Durchmesser (die 25cm Version ist dann 6000 yen, 32 cm habe ich nicht gefunden). Ich will eine Migros und eine IKEA. Ach ja, und ich habe keinen Backofen. Und Kalbfleisch gibt es hier auch nicht. Ragout ist übrigens auch unüblich. Na toll. Dann muss ich wohl Schweinsfilet essen, aber nicht im Teig. Und da ich hier noch kein Internet habe, wollte ich jetzt ein WEP cracken gehen und habe einen gcc installiert (und ein paar mehr dev-Dinge, so 2 GB Tools, danke Apple ADC Xdev), aber das Netz ist ungesichtert. Wie uncool. Da kann ich ja posten.

Tuesday, October 2, 2007

Langeweile?

Da mir in den letzten zwei Tagen relativ langweilig war, habe ich nichts geschrieben. Erstaunlich, was alles langweilig sind kann, nachdem man drei Wochen kreuz und quer unterwegs war. Jetzt höre ich Nightwish - Once und bin in der richtigen Schreibstimmung, also dürft ihr euch jetzt meine Ergüsse antun.

Die "Wo-sind-meine-Kurse"-Geschichte ging wiefolgt weiter: Ich habe den Account meiner netten Pultnachbarin im Lab missbraucht, um Zugriff auf den online-Syllabus (so ein schönes Wort) zu bekommen. Dann habe ich meine nette Pultnachbarin missbraucht, um die rein japanischen Beschreibungen zu verstehen, insbesonders die "Raum xy" und "Zeit yz" Dinge. Mitlerweile habe ich Rikachan (eine Firefox-Extension) installiert, um das zu vereinfachen. Ach ja, und Firefox. Und Openoffice. Aber Openoffice funktioniert nur mit X11, welches ich zuhause auch installiert hatte. Interessanterweise gehts trotzdem nicht, darum kann ich keine M$-Dokumente lesen. Steht auf meiner ToDo-List.

Zurück zum Stundenplan. Nachdem ich gute zwei Stunden rumgesurft habe, mit einer relativ komplizierten Technik:
1. Benutze (Englische!) Liste der Labs und Professoren, um interessantes Gebiet zu ermitteln.
2. Suche auf der Webpage des Labs den Namen des Professors.
3. Wechsle die Sprache der Page auf Japanisch.
4. Copypaste den Namen in die Suchmaschine für Kurse.
5. Copypaste Kursbeschreibungen (so vorhanden) in Google, um eine schlechte Übersetzung zu erhalten. Aber da solche Beschreibungen meistens Aufzählungen von Fachworten sind, gibt das ein erstaunlich gutes Resultat.

Mythenmetz'sche Abschweifung: Ich habe soeben festgestellt, warum hier das Tippen so unbequem ist. Der Stuhl ist viel zu niedrig eingestellt, aber da der Notebook-Bildschirm auch so niedrig unten ist, ist mir das nicht aufgefallen.

Mitlerweile habe ich eine Handvoll interessanter Kurse gefunden (wobei ich gerne mehr zur Auswahl hätte), die ich diese und nächste Woche mal einem Gutachten unterziehe und dann eventuell belege, das eilt hier netterweise nicht (ähnliches Prinzip wie an der ETH). Heute war ich im Robotics-Kurs, derjenige, den ich laut mails mit hiesigen Verantwortlichen nicht verstehen würde, weil zu uninformatisch. Sah aber sehr verständlich aus, zumal in Englisch. Auch die Bestimmungen für Kreditpunkte sehen einfach aus: Schreibe Report über zwei (in Englisch abgefasste) Papers im Gebiet Robotik. Tausendfach besser als Prüfungen, so kann ich meine Lücken besser umschiffen (und/oder einfach Leute fragen, die mehr davon verstehen als ich selber). In ebenjenem Kurs einen Dänen getroffen, der hier auch ne Weile studiert und mich mit ihm gut unterhalten (liegt durchaus daran, dass er Informatik-Major ist, und wir somit ein gutes Gesprächsthema hatten).

Morgen werde ich in meine Bleibe in Shiroganedai für die nächsten fünf Monate einziehen. Ich gehe jetzt rausfinden, wo das ist und wie man dahin kommt. Und Nachmittags besuche ich dann just for fun eine Mastervorlesung über "Regional Planning", in Englisch. Nimmt mich ja wunder, was dieses Civil Engineering Department so zu bieten hat.

Schlechter siehts es für Tango aus. Es gibt (wahrscheinlich) keine Stundengruppierung (Club oder Circle genannt), welche Tango tanzt. Da werde ich wohl wo anders schauen müssen, schade :(

Dinge, die mich unglaublich amüsiert haben:
- Aktuelle OOTS Strips
- Top Gear, The Amphibious Challenge (fast so gut wie Limousine Challenge), auf Youtube zu finden.

Absolut Mist an der Uni Tokyo: Man muss für jeden Mist einen Antrag ausfüllen und ein Photo beilegen. Zum Beispiel, um sich zu bewerben, um ein Visa zu beantragen, um sich für die Studentenwohnung zu bewerben, um in die Studentenwohnung einzuziehen, um eine StudentenID zu erhalten. Ganz recht, das war massiv redundant. Nachdem ich mit mit Foto beworben habe, müsste ich doch eigentlich nicht alles nochmal ausfüllen? Weit gefehlt. Die Japaner tippen scheinbar unglaublich gerne Formulare ab oder heften sie irgendwohin. Als ob ich auswendig die Daten wüsste, an denen meine Primarschule begonnen hat. Für sowas habe ich zuhause einen Ordner. Naja, dann leidet halt die Genauigkeit. Das kann hier sowieso keiner nachprüfen... Sowas regt mich auf. Deppenverein.

Sunday, September 30, 2007

Semesterbeginn

Das Wochenende habe ich gut überstanden. Samstags habe ich mich mit K. getroffen, wir sind zusammen Essen, Trinken, Karaoke singen und noch mehr Trinken gegangen, war ein sehr vergnüglicher Abend. The Pillows, Angela, Maya Sakamoto :)

Sonntags habe ich ein paar Dinge eingekauft, ein paar weitere Dinge versucht einzukaufen (eine neue Maus), aber nicht das gewünschte Exemplar gefunden und ein paar Sushi gegessen. Das Sushi-Kaiten in Akihabara, in dem ich vor zwei Jahren mal war, gibts noch, haha. Ausserdem habe ich versucht, herauszufinden, wann ich wo Vorlesungen habe. Fehlanzeige. Ich weiss bis jetzt nicht, wann die Sachen stattfinden, da die Japaner es nicht für notwendig halten, dass aufzuschreiben. Es gibt scheinbar eine webpage, die diese Informationen hat (zumindest wurde mir der Link geschickt, ist leider alles japanisch und schwer verständlich), aber ich habe natürlich noch keinen Account hier, und kann darum nicht einloggen. Warum publizieren die die Stundenpläne nicht einfach? Ist das dermassen top-secret? Und im Augenblick ist überhaupt niemand im Lab, den ich fragen könnte. Bah. Hoffentlich habe ich nicht zuviele Kurse am Montag Morgen (d.h. jetzt).

Friday, September 28, 2007

Die letzten drei Tage

Ich sammle wohl in nächster Zeit etwas die Infos zusammen und mach nicht täglich einen Post. Es ist nämlich zeitweise schwierig, etwas sinnvolles zu finden, was man gemacht hat, wenn nicht ganz soviel los ist. Beispiele folgen ;)

Das erste Ryokan, in dem ich war, war sehr, sehr hübsch, hatte schöne Zimmer, bequeme Futons und nettes Personal. Trotzdem bin ich möglichst schnell umgezogen. Wieso? Zuviele teilweise enorm mühsame Regeln. Curfew um 1? In Tokyo?? "Please put your shoes in the shoebox. We are not responsible for theft." Ich werd zu etwas gezwungen und muss trotzdem Verantwortung tragen? Sauber! Und dutzendweise Zettel an jeglichen Flächen, was man alles nicht darf oder tun muss. Ausserdem etwas ausserhalb der Stadt (passend zu curfew!), ausserdem auch kein Internet. Also habe ich gewechselt und bin jetzt in Laufweite von der Uni.

Trotzdem gabs ein paar lustige Ereignisse bei dem alten Hotel. Ich habe mit einer Koreanerin und einem Franzosen geschwatzt, wobei der Franzose kein Japanisch und nur sehr wenig Englisch und die Koreanerin natürlich nur Koreanisch, etwas Englisch und minimal Japanisch spricht. Da der Franzose unglaublich glücklich war, dass ihn endlich mal jemand versteht, war da irgendwie sonst nichts zu wollen. Dabei war es irgendwie ganz nett mit der Koreanerin vorher... Und was haben wir daraus gelernt: Sprich nie aus Höflichkeit einen Franzosen an, der etwas depressiv ausschaut (weil er nix versteht), wenn du mit der Koreanerin beschäftigt sein könntest.

Für den Tag darauf gibts wirklich enorm wenig zu erzählen. Ich habe mich um meine japanisch-Kurse gekümmert, meinen Pass abgeholt (Hurra, ich bin Student! Hurra, ich habe einen Pass!), einige Formulare organisiert, und etwas Informationen aufgeholt, die man in drei Wochen reisen einfach verpasst.

Heute Abend war ich das erste (und hoffentlich letzte) mal in Kashiwa, der Dependance unserer Fakultät. Welcome-Party für die neu eingetroffenen Chinesen (und mich). Gab lecker Chinesisches Essen, Alkohol und Unterhaltung.

Tuesday, September 25, 2007

End of the Holiday as we know it

25.9.07 - Eigentlich glaube ich ja nicht an Schicksal (übrigends gibt es im Englischen zwei Wörter, Destiny und Fate, und im Japanischen auch, Ume und Sadame, aber kenne die Unterschiede nicht) und ziehe es vor, von Zufall zu sprechen, aber ab und an wird hier schon etwas seltsam gewürfelt. Ich habe im Shinkansen von Kyoto nach Shin-Oosaka vor einer guten Woche etwas smalltalk mit meiner Sitznachbarin gemacht und das nicht erwähnt (wenn ich das tun würde, müsste ich etwa zwei Leute täglich vorstellen). Heute bin ich auf dem Rückweg in Shin-Oosaka ausgestiegen und derselben Person begegnet. Sachen gibts.
Dies ist wohl auf längere Sich der letzte Text, der im Shinkansen entsteht, da mein JR-Pass heute ausläuft (darum fahre ich auch die 1000 km von Hakata nach Tokyo, so ein Ticket kostet 40% eines dreiwöchigen Passes). Von jetzt an bin ich wohl in und um Tokyo, was auch bedeutet, dass ich öfters Internet haben werde, hoffentlich täglich. Ich werde versuchen, einen Instantmessenger zum laufen zu bringen (Firewalls) und Skype abends anzuschmeissen. Ich müsste überall sehr einfach als Kdansky zu finden sein, wenn ihr mich sehen wollt. Ansonsten schickt mir über die üblichen Kanäle eure Nicknames, damit ich euch aufnehmen kann. ICQ speichert die Namen ja auf dem Server, da müsste ich alles haben, aber MSN und skype sind sicher lokal.

Nachtrag um 9: Ich habe im zweiten Anlauf in Tokyo eine Bleibe gefunden, ein enorm stilvolles, aber etwas unpraktisches Ryokan (Curfew???) und das beste Tonkatsu bis anhin gegessen. Ausserdem konnte der Koch durchaus gut Englisch, das ist immer amüsanter, wenn ich vom Japanischen ausweichen kann, wenn mir die Worte fehlen.

In Hakata braucht man lokale Bekannte

24.9.07, allerdings schreibe ich das Tags darauf im Shinkansen nach Tokyo. Gestern war mir einfach nicht danach und ich hatte wieder mal sowieso kein Internet. Ich habe den ganzen Tag ich Hakata zugebracht, wie schon im vorigen Eintrag erwähnt. Wie viele Orte in Japan hat auch Fukuoka/Hakata einen Ruf. Nachdem ich heute ein wissenschaftlich einwandfreie, qualitative Studie* durchgeführt habe, komme ich zum Schluss, dass die Nullhypothese erfüllt wird und die weibliche Bevölkerung hier tatsächlich besonders hübsch ist. Hey, ich habe mir das nicht ausgedacht! Leider hatte ich wenig davon, Hakata leidet beim Nightlife etwas am Wald-vor-lauter-Bäumen-Phänomen. Will sagen: Es gibt hier so unglaublich viele Clubs, Bars und Restaurants, dass ich schlicht nichts finden konnte, was meinem Geschmack entsprach, und nachdem ich zehn Türen geöffnet und durch mehrere Dutzend Fenster geschaut hatte, verging mir die Lust, ausserdem war es sowieso spät und meine Füsse waren kaputt. Also habe ich den Montag Abend lesend verbracht.

Ausserdem habe ich mich tagsüber mehrfach verirrt, obwohl die Stadt wie ein Gitter aufgebaut ist. Die Japaner sind wohl das einzige Volk auf der Welt, die die Strassen so schlecht anschreiben (nämlich gar nicht, die Blocks haben Namen, die Strassen nur selten), dass es notwendig ist, alle paar hundert Meter ein grosses Schild mit einem Ausschnitt des Stadtplanes aufzustellen. Freundlicherweise sind diese Karten immer so gedreht, dass direkt davor stehend "vorne" = "oben" ist, was die Orientierung kurzfristig erleichtert. Langfristig allerdings steckt der Teufel im Detail. Auf unseren Karten hat es nämlich solche kleinen Pfeile drauf, die Norden anzeigen. Hier hält man das nicht für notwendig. Wer will schon wissen, wo Norden ist?? ICH! Ich habe angefangen, mich am Sonnenstand zu orientieren, um die Himmelsrichtungen zu bestimmen. Warum komme ich mir so lächerlich dabei vor, wenn ich in einer der technisiertesten Gegenden der Welt eine der ältesten Orientierungstechniken verwende? Grossstadtdschungel par excéllance.

Sexmuseum

23.9.07, kurz nach Mitternacht (jaja, schon wieder eigentlich falsches Datum), Hotelzimmer. Nachdem ich gestern das Sexmuseum verpasst hatte, wollte ich das heute Morgen nachholen. Insofern ein aufwändiges Unterfangen, als ich eigentlich um 9 aufstehen wollte und dann hoch fahren, um quasi als erster reinzukommen, damit ich noch einen Tag übrig habe. Allerdings wurde es gestern wie schon erwähnt ziemlich spät (so irgendwas nach 2) und darum hatte ich nur geringe Lust, früher aufzustehen als umbedingt notwendig. Zu allem Übel stellte ich am Morgen fest, dass meine Herberge überhaupt keine Dusche hat (in der niedrigsten Preiskategorie), wahrscheinlich, weil es an jeder Strassenecke ein öffentliches Bad gibt. Das ist insofern problematisch, als dass ich Nachts ziemlich geschwitzt habe und ungern stinkend rumlaufe. Also bin ich etwas spät aufgestanden, habe meine Sachen gepackt, saubere Sachen in den Rucksack gesteckt, gestrige angezogen und bin zum einem weiteren berühmten Onsen mitten in der Stadt gepilgert. Das war auch da, wo ich schon Internet hatte, darum nahm ich zusätzlich noch das Notebook mit (ja, mein Rucksack war sehr voll). Dort gebadet, Mails und andere online-Sachen erledigt und dann festgestellt, dass schon Nachmittag ist. Trotzdem wollte ich das Museum noch besuchen und als ich endlich mit Gepäck am Bahnhof war, war es nach zwei. Spontan entschloss ich mich, doch nicht nach Myazaki zu fahren, da einfach zuviele Dinge unpassend waren. Ich würde erst spät ankommen, müsste am Montag recht bald los und die Hauptattraktion, das weltgrösste Planetarium, wäre Montags geschlossen und Sonntags war ich zu spät dran. Also bin ich einen Tag früher als geplant nach Hakata gefahren, hier gibts sicher genug Kram, um 24 Stunden mehr zu verbraten.

Zum Sexmuseum: Etwas klein, aber lustige Ansammlung von Kuriosa. Nachbildungen von Walpenisen (Giraffen sind auch gut ausgerüstet) und passenden Vaginas (da könnte man sich drin verstecken) und eine grosse Sammlung an antiken Japanischen Aktmalereien. Big L wird uns sicher gerne mit dem korrekten Namen beglücken, ich weiss es nicht auswendig und habe wie meist wärend des Schreibens kein Internet. Amüsanterweise sind diese Bilder allesamt sehr detailliert (geeignet, um im Biologieunterricht äussere und innere Labia zu unterscheiden...) und ziemlich haarig (damals war Brasilianisch halt noch nicht en vogue), aber da die Darstellung von Schamhaar in Japan zur Zeit immer noch theoretisch verboten ist, wurden alle kaschiert. Indem man auf die Scheibe des Schaukasten an der richtigen Stelle getönt hat. Nur hat das Glas gute 20 cm Distanz zum Papier selber, was bedeutet, dass man mit etwas seitlich stehen problemlos alles sehen kann. Hypocrites!

In Hakata habe ich mir dann ein etwas teureres Hotel geleistet (5150 yen Einzelzimmer, das Doppelzimmer wäre 6200, ich brauche Begleitung, dann wärs richtig billig, nur müsste ich wahrscheinlich dann sowohl den Aufpreis bezahlen wie auch die Begleitung entlöhnen...), weil ich mal wieder ein weiches Bett, unhörbare Nachbarn und eine eigene Dusche wollte. Nur Internet fehlt natürlich wieder, dafür müsste ich nochmal eine Preisklasse hoch. Aber langsam verstehe ich, warum man mehr Geld für Hotels ausgibt, als absolut notwendig wäre. Als ich das erste Mal in Japan war, habe ich bei der Unterkunft gespart was immer möglich war. Diesmal war ich einiges grosszügiger, habe in 20 Tagen knapp 900 CHF statt gut 700 CHF ausgegeben und muss sagen, dass das gar keine schlechte Investition war. Ich habe mich nur einmal über dumme Zimmergenossen aufregen müssen, hatte immer saubere Klos und oft meine Ruhe im Badezimmer. Durchaus einen Aufpreis wert. Nur etwas Schade, dass ich so keine Leute kennenlernen konnte wie in den Lobbies der Youth Hostels. Andererseits sind das eh fast alles doofe Touristen :P

Essay des Tages: Universitäten und Einstellungen dazu.
Ich beobachte hier fast täglich den von mir so getauften "Tôdai-Effekt". Der zeigt sich wiefolgt: Wenn man mit Japanern als Ausländer in Japan spricht, ist die erste Frage in 99% der Fälle: "Woher kommst du?", die zweite Frage: "Wie lange bist du schon hier?" und die dritte: "Machst du Ferien oder bist du geschäftlich hier?". Meine Antwort bei der dritten ist dann immer, dass ich zur Zeit zwar Ferien machen würde, aber ab oktober ein Austauschstudent in Tokyo sei. Frage vier ist ebenfalls offensichtlich, nämlich Uni und Studienrichtung. Und hier kommt der Tôdai-Effekt. Sobald ich sage, an welcher japanischen Uni ich sein werde, reissen alle Gesprächspartner die Augen auf, machen "eeeeeeeeehhhhhhh?????" oder "ERAI!!" (in etwa: "Beneidenswert! Wie toll!") und sind hin und weg, dass jemand an eine so unglaublich tolle Uni geht, schliesslich ist Tôdai die berühmteste Uni Japans, und gilt auch als konkurrenzlos beste. Der Effekt ist an sich sehr praktisch, es ist sozusagen ein Schubladenwechsel (Beispielschubladen: "Dummer Ausländer", "Ausländer, der Japanisch kann und darum nicht so dumm ist", "Hochintelligenter, toller Tôdai-Student") zu meinen Gunsten.
Und hier kommt das Essay: Die ETH hat in der Schweiz quasi den selben Status wie Tôdai hier, theoretisch müsste sie sogar einen noch besseren Ruf haben, schliesslich ist sie in internationalen Rankings immer deutlich vor Tôdai (top 3 vs top 10 in etwa). Aber wenn man in der Schweiz sagt, dass man an der ETH studiert, wechselt man von der "Arroganter/Fauler Student"-Schublade in die "Hochnäsiger, elitärer Sozialphobiker ohne Freunde, den man tunlichst nicht kennen sollte", oder aber der Gesprächspartner weiss gar nicht, was die ETH ist. Typisch Schweiz: Anstatt Erfolg positiv zu sehen, ist Missgunst angesagt. "Streber" im negativen Sinne gibts hier (fast) nicht, fleissig sein ist eine Tugend. Ich möchte ja nicht die totale Leistungsgesellschaft propagieren, aber da wir mehr oder weniger in einer sind, sollten wir vielleicht nicht von klein auf lernen, dass man ja nicht besser als der Durchschnitt sein sollte, wenn man keinen Ärger will. Je untalentierter und vor allem fauler man ist, desto beliebter wird man. Sehr sinnvoll, oder?

Saturday, September 22, 2007

Beppu - City of a Thousand Baths

Es ist viertel vor Neun, ich habe Hunger und heute noch fast nichts gegessen, ich sitze in der Stadt zwischen ein paar Hotels und eines davon hat ein offenes Wireless. Zwischendurch muss man halt einfallsreich sein. Ich habe mich eine Weile nicht gemeldet, weil ich schlicht kein Internet auftreiben konnte, das kommt einfach vor. Heute war ich Baden, Baden und Baden. Das war toll, aber jetzt gehe ich Essen.

Und hier die lange Fassung, geschrieben etwas später, gepostet drei Tage danach:
Nachdem mir bei der Ankunft erstmal die Französische Journalisten über den Weg lief und wir kurz Hallo sagten (die Welt ist klein), war es Zeit, sich touristisch zu betätigen; Beppu ist eine der bekanntesten (wenn nicht sogar die bekannteste) Stadt, wenn es darum geht, sich in heisses Wasser zu legen. Es gibt hier wirklich an jeder Strassenecke ein Bad, die Stadt ist voller Auspuffrohre, aus denen weiss-gelblicher Dampf strömt. Natürlich liess ich mir die Chance nicht entgehen, hier ausgiebig zu baden. Ich habe das hoch auf dem Berg gelegene Bad ausprobiert. Natürlich ist alles im Freien, inkl. Duschen (ohne Dusche, nur mit Wasserkübel und Hahn, man muss den Kübel füllen und über sich schütten. Eindeutig nicht von Leuten erdacht, die lange Haare waschen müssen, das dauert quasi ewig), und das Bad selbst ist auf einem Felsvorsprung gelegen. Der Ausblick aufs Tal war grossartig, gerade, wenn man sich dazu nackt in der Sonne aalen kann. Dazu hatte das heisse Wasser angenehme 38°C, eigentlich etwas kühl, aber in der drückenden Mittagshitze gerade angenehm. Als zweites bin ich in das nebenan gelegene Schlammbad gegangen. Nach dem Hochgenuss der ersten ein ziemlicher Reinfall. Einerseits relativ teuer (1050 yen Eintritt, 400 yen ist normal, luxusbäder sind um die 700, gerade in Beppu hat es auch viele, die gar nichts bis nur 100 yen verlangen), und dann fehlte einfach der Service. Weder Seife noch Shampoo vorhanden (üblicherweise findet man anständige Kanebo-Flüssigseife oder vergleichbare Produkte vor), Schliessfach kostet sogar nochmal 100 yen extra und das Bad selber ist auch eher zweifelhaft. Natürlich erwarte ich von einem Schlammbad keine totele Sauberkeit (wäre ja etwas sinnlos), aber die unschlammigen Orte waren auch dreckig, das heisst rostig, teilweise von Schwefelablagerungen überwachsen, die Saune war klein, dreckig und stank nach Schwefel, und die Bäder waren alle zu kalt (35°C oder so). Ach ja, und "mixed bathing (naked)" bedeutet hier dasselbe wie in der Schweiz: Male only.

Ich liess mir sagen, dass vor einigen Jahrzehnten die meisten Bäder keine Ausländer rein liessen, einfach darum, weil die Ausländer nicht verstanden, wie man japanisch korrekt badet. Man steigt nämlich nicht einfach ins heisse Wasser, sondern schrubbt sich zuerst draussen ab und benutzt das gemeinsame Wasser erst, wenn man schon sauber ist, zur Entspannung. Macht eigentlich auch Sinn, so kann man mit viel weniger Wasser viel mehr Leute bedienen. Mitlerweile haben die westler gelernt zu baden (es hat viele lustige Schilder als Hilfe, mit teilweise amüsantem Englisch "do not use soap!!") und darum darf ich auch überall rein. Aber ich habe einige Japaner gesehen, die sich selber nicht daran halten, Dreckskerle!

Und am Rande sollte man Pinkelzonen in Schwimmbädern einrichten, so wie Raucherzonen im Restaurant. Wasser fliesst ja nicht mehr als Luft, ich sehe also kein Problem.

Abends bin ich in Beppu eins trinken gegangen (schliesslich Samstag), hatte auch einen amüsanten Abend in einer Bar beim flirten mit einer Beppuanerin. Mit ein paar kleineren Hindernissen. Selbstverständlich war sie nicht single (obwohl alleine da. Fishy?), aber viel mehr genervt hat mich der Barkeeper. Dessen Job ist es, Drinks zu servieren und mich zu unterhalten, wenn sonst keine Gäste da sind. Aber wenn ich offensichtlich mit einer Frau flirte, dann hat er die Beine in die Hand zu nehmen und ein paar Gläser zu putzen! Dabei war sie schon älter als ich und ich älter als er! *aufreg*
Naja, um 2 Uhr morgens bin ich dann nach Hause gelaufen, gerade, als weitere (weibliche) Gäste auftauchten, aber ich hatte mein japanisch verschossen und zuviel Alkohol im Blut (um sinnvoll mehr japanisch zu sprechen). Crap.

Aso Mountain

21.9.07 - Die gestrige Nacht war grässlich. Die Klimaanlage blies mir kalt ins Gesicht (das konnte ich durch umpositionieren des Futons immerhin ändern), aber ich fand trotz langen Probierens nicht heraus, wie man das dumme Ding abschaltet. Doof, dass die Fernbedienungen nur mit Kanjis angeschrieben sind. Und umso ärgerlicher, dass ich die Konkurrenzmarke begriffen habe, weil ich einmal eine englisch beschriftete Bedienung in der Hand hatte und mir merken konnte, was was bedeutet. Als ob das nicht genug wäre, lässt meine Erkältung langsam nach. Gut für meine Stimme, aber was das bei einem kaputten Rachen und verstopfter Nase/Ohren bedeutet, könnt ihr euch ja vorstellen. Heftiges Husten, um den Schleim loszuwerden. Ziemlich garstig, und ich konnte bis um drei Uhr früh kein Auge zumachen. Jetzt bin ich auf dem Weg nach Aso, einem riesigen Krater mitten in Kyushu, und hoffe, rechtzeitig da anzukommen, um noch ein paar Schritte zu wanden. Sonst müsste ich morgen früh aufstehen!

Und diese Mac-Wortkorrektur ist toll. Da sie sich bei jedem start auf Englisch umstellt (und wieder einschaltet), sind quasi alle Worte rot markiert in diesem Text (Ausnahmen: war, die, toll ...). Aber aus irgendeinem Grund ist "Kyushu" im Vokabular und darum nicht rot. Beeindruckend.

And now for something completely different. Chinesen. Chinesen haben hier in Japan einen ziemlich schlechten Ruf und sind sehr unbeliebt. Natürlich geht das auf langjährige Feindschaft und Vorurteile zurück. Aber nicht nur. Chinesen haben ungeschickterweise einen komplett anderen Verhaltenskodex als Japaner, was selbst mir massiv auffällt. Sie reisen in grossen Gruppen, verstopfen damit sämtliche Ein- und Ausgänge, weil sie nicht auf die Seite gehen (dafür würde sich jeder Japaner fünfzigmal entschuldigen), rufen dauernd laut in der Gegend rum, die Kinder rennen und kreischen dauernd, kurzum, nach japanischem Verständnis zeigen sie jegliches schlechte Benehmen, das in der Öffentlichkeit möglich ist. Ach, und ausserdem haben die Chinesen in Japan allesamt sehr viel Geld und zeigen das auch. Sie laufen mit vollgestopften Einkaufstüten in auffälligen Markenlamotten rum, haben alle möglichen Gadgets dabei (der 5 jährige neben mir besitzt einen DS Lite, welchen er auf voller Lautstärke im Zug laufen lässt). Kein Wunder haben die Chinesen hier einen so schlechten Ruf, sie arbeiten mit grossem Elan daran, ihn so zu halten. Ich selber setze mich meist in einen Wagen, in dem keine Chinesen sind, da das den Lärmpegel um gut die Hälfte reduziert...

21:50, Minshukan irgendwas. Ich wollte gerade "ich fühle mich gerade wunderbar" schreiben und das genüsslich ausführen, als mich ein Tropfen Wasser im Ohr irritierte, und ich aufstand, um mir ein Wattestäbchen zu holen, um das zu änderen. Ich öffnete mein Necessaire und schon war meine gute Laune verflogen. Eine Crème-Tube wurde irgendwie verbogen und ist hinten aufgebrochen und jetzt habe ich weisse, fettige Crème auf meiner Zannbürste, Rasierpinsel, und und und. Trotzdem. Ich fühle mich gerade blendend. Ich sitze auf etwa sechs zusammengefalteten Futons gegen die Wand gelehnt, es herrscht eine angenehme Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Zimmer, und ich komme gerade vom Baden. Ich habe es nämlich endlich geschafft, ein anständiges Onsen zu finden. Erst Waschen, dann draussen heiss Baden, gefolgt von etwas heisserem Wasser drinnen, dann in die finnische Sauna und zum Schluss ins kalte Becken. Beim Haare föhnen wurde mir dann etwas schummrig vom Temperaturschock, aber nur ganz kurz. Jetzt fühle ich mich wunderbar schlaff und entspannt nach einem harten Nachmittag, habe Wasserflasche (leider keinen Wein oder sowas) und Schokoladenkekse neben mir, Notebook vor mir und es fehlt mir eigentlich nur Internet.

Ich bin nämlich heute auf den hiesigen, riesigen Vulkan geklettert. Ein dramatischer Anblick, die Fotos können das wohl gar nicht wiedergeben (wenn ich endlich mal alle Uploade, aber ich will das am Stück machen und dazu brauche ich anständiges High-Speed-Internet. Ich hatte Glück, denn im Augenblick ist er sehr aktiv und man kann nur etwa alle zwei Tage hoch gehen, ohne im Schwefeldampf zu ersticken. Alles ist voller Warnhinweise, die in fragwürdigem Englisch darauf hinweisen, dass Leute mit Asthma, Herzkrankheiten oder ähnlichem nicht hoch gehen sollten. Zudem hats überall Schutzbunker gegen fliegendes Geröll.

Und noch ein Essay: Heute auf dem Heimweg vom Onsen dachte ich mir: "Ach, wie schön, ich fühle mich gut (ok, erkältet, aber das ignoriere ich jetzt einfach), habe toll gebadet, gehe jetzt nach Hause und esse ein paar Kekse und trinke was kaltes dazu und dann lese ich den aktuellen Pratchett - Wintersmith weiter. Ach wie toll!" Als nächstes habe ich mich gefragt, warum ich mich zuhause nie auf ein Buch freue und bin habe dann einen interessanten Gedankengang gemacht. Quintessenz: Computer sind schuld. Aber nicht so, wie man denken würde. Aber ich habe grob geschätzt, wieviel Zeit ich täglich auf die eine oder andere Art vor dem PC verbringe. Sicher zu viel. Aber davon abgesehen, was mache ich da eigentlich? Ich kam zum Schluss, dass ich wohl mehr als 75% der Zeit einfach nur Text lese. WoW ist primär chat, Foren sind Text, surfen ist Text, Chats sind Text, Essays oder Fachliteratur sind Text, News sind Text und Blogs sind Text, fast alles Studiumsbezogene ist auch Text. Dazwischen vielleicht ab und an etwas youtube zur Auflockerung, aber eigentlich verbringe ich die meiste Zeit mit lesen (oder schreiben). Kein Wunder, bin ich nur bedingt dafür zu begeistern, etwas zu lesen, wenn ich schon jeden Tag einen grossen Teil meiner Zeit lesend verbringe. Hier ist das natürlich völlig anders, Internet habe ich selten und ich bin viel laufend unterwegs oder schaue mir Dinge an. Aber lesen tu ich selten. Darum freue ich mich so darauf.