Monday, October 29, 2007

Alohool!

29.10.07, Montag, 20:00. Ich werde hier noch zum Säufer. Der Grund für die fehlenden Updates ist relativ simpel: Ich schreibe diese Texte gerne Abends nach dem Essen, aber meine letzte Woche war einfach zu hektisch.

Dienstag: D. aus der Schweiz getroffen, ein Architekt, der hier auch ein Austauschsemester macht. Sieht überhaupt nicht wie ein Architekt aus, ist sportlich und fährt mit dem Fahrrad durch die Stadt. Respekt, bald wirds nämlich Winter, darum habe ich mich gegen Velo und für U-Bahn entschieden. ;) Wir waren zusammen in Shibuya in einem anständigen Lokal und haben uns durch die unverständliche Karte gequält. Und Alkohol getrunken.

Mittwoch: Ich wusste davon zwar nichts, aber scheinbar fand im Verlauf der letzten Woche ein Sports Festival (im kleinen Rahmen) an der Uni statt. Ich habe davon erst sehr spät erfahren und war nicht umbedingt begeistert, jetzt dafür auch noch teuer (Hallen-)Sportschuhe kaufen zu müssen, meine sind natürlich in der Schweiz. Aber meine Labkollegen waren fleissig dabei und haben tatsächlich das Fussballturnier gewonnen. Preis: Gutscheine im Wert von etwa 8000 yen, kein Vermögen, lässt sich aber sinnvoll investieren, also sind wir Abends überraschend in ein gutes Restaurant in der Nähe gegangen und haben einiges an Essen bestellt. Und Alkohol.

Donnerstag: Wie die Woche davor fand am Abend der Tangokurs auf etwas zu hohem Niveau statt, aber immerhin konnte ich diesmal wacker mithalten, da die gezeigte Figur auf Dingen beruht, die ich etwas besser kann. Oder sagen wir, etwas weniger schlecht. Nachher sind wir dann in einer ähnlichen Konstellation Essen gegangen, N. kam zwar nicht zum Tango aber stiess dann noch zu uns hinzu, und wir haben Hokkaido-Spezialitäten gegessen. Und Alkohol getrunken.

Freitag: Mit N. abgemacht, gemeinsam ziemlich lange einen Sitzplatz zum Essen gesucht, Freitags gehen alle aus, wir haben sicher 10 Beizen abgeklappert. Doch noch etwas gefunden, ein bisschen gehobener und somit ein paar eher ungewöhnliche Delikatessen vernascht. Nur ein Bier und ein Lime-Sour gehabt, damit ich nicht ins Bett falle und einschlafe!

Samstag: Viel zu früh aufgestanden, aufgrund niederer Gelüste meinen Zug verpasst und dann doch noch irgendwann in Kashiwa-Campus angekommen. Dort, in unserer Depandance (leider ist unser Lab zur Hälfte dort, fast zwei Stunden von meiner Wohnung entfernt), fand nämlich "Open Campus" statt. Zwei Tage lang zeigen alle Labs ihre Arbeit an interessierte Aussenstehende, wir hatten hübsche Demos auf den Notebooks mit Stimmerkennung ("Wie alt klingen Sie?", "Sind sie eine Frau oder ein Mann?", beide funktionieren natürlich nicht perfekt, ich selber bin 53 Jahre alt), Stimmveränderung ("Timetravel Phone", man kann einstellen, dass man wie ein Kind oder erwachsen klingt, Vater und Sohn war immer die beste Kombination: "Du klingst wie mein Bruder!" - "Und du wie meine Schulkameraden!") und theoretische Erklärung. Ich selber war eigentlich nicht als Erklärer gedacht, aber wenn ich schonmal da war, wurde ich natürlich 'netterweise' miteinbezogen. Auf Englisch gings ja noch, aber auf Japanisch wars ein klein wenig schwierig. Insgesamt habe ich etwas mehr als ein Dutzend Labs angeschaut (zwei Stockwerke), und unseres war mit Abstand das best-gemachte (ich selbst war ja unbeteiligt). Hut ab vor meinen Mitstudenten! Um den Opencampus gebührend abzuschliessen sind wir dann im strömenden Regen (wieder ein Schirm hinüber durch Wind) nach Kashiwa gefahren und haben dort gross zu Abend gegessen, mit etwa 20 Leuten und vom Sensei gesponsort. Ach ja, und sehr viel Alkohol getrunken.

Sonntags bin ich etwa um zwei Uhr früh nach Hause gekommen, habe den Nachmittag mit Buch und Schreibsachen im Harajuku-Park verbracht, den Leuten beim Frisbee-Spiel zugeschaut und einen der letzten Sommertage genossen (etwa 20°C, dazu sehr sonnig). Idyllisch und erholsam.

Heute war ich Essen einkaufen, meine japanische ID abholen und habe drei Fische ausgenommen und was gutes gekocht. Dazwischen habe ich meine Wohnung etwas gesäubert, im Starbucks einen Kaffee getrunken und etwas japanisch gelernt. Ja, ich hatte einen weiteren Tag erholung bitter nötig. Morgen steht Tango auf dem Programm, Donnerstags und Freitags bin ich eh beschäftigt und Mittwoch fällt mir sicher noch was ein.

Tuesday, October 23, 2007

Keitai, Part II

Hier eine komplette Anleitung, wie man mir aufs mobile Phone e-mails schreiben kann.

Codierung
Die mails müssen dem ISO-2022 Standard entsprechen. Kann man zwar sicher nachschauen, bedeutet aber für Westler folgendes: Keine nicht-japanischen Sonderzeichen. Also kein ä, ö oder ü, kein β oder sonstige Wirrheit. Am besten, man benutzt nur die gewöhnlichen 26 Buchstaben und behilft sich mit ae, ue und oe.
Alles, was länger als 256 Zeichen (nicht ganz sicher mit der Länge) ist, wird abgehackt. Also fasst euch kurz oder schreibt einfach mehrere mails. Ich habe irgendwie 4 MB Flash, da geht sehr viel drauf.

Zeit
Da ich mitlerweile mein Gerät im Griff habe, könnt ihr jederzeit schicken. Das Ding schaltet sich Abends von selber aus und Morgens von selber an.

Adresse
kdansky //ät// softbank,ne,jp
Die Kommas durch Punkte ersetzen und das //ät// ist natürlich ein @. Ich versuche mit grossem Aufwand zu verhindern, dass ich spam auf mein Mobile bekomme. Bis jetzt hat das gut geklappt.

Mailprogramm oder Dienst
Eigentlich gibts hier keine Probleme. Eigentlich. Aber GMX zum Beispiel hängt deutschsprachige Werbung unten an jede Mail. Diese enthält mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit einen Umlaut. Hotmail oder Gmail ist kein Problem, die haben englische Werbung darunter oder gar nichts.

Was passiert, wenn man das nicht beachtet?
Ganz einfach: Ich bekomme ein mail auf mein Mobile, welches nur einen Absender enthält und keinen Text. Sobald irgendwas nicht stimmt, wird der gesamte Inhalt gelöscht.

Sonstige Erreichbarkeit
Ich bin Abends (wir sind hier 8 Stunden früher) öfters im ICQ (Account 17398532, oder Kdansky suchen), Skype (Kdansky) und natürlich immer noch unter meinen üblichen Mails zu erreichen. kdansky - bei - gmx,ch zum Beispiel.

Metagedanken

Ich wurde bald ein halbes Dutzend mal darauf angesprochen, darum schreibe ich hier einmal alles möglichst konzise hin. Die Frage des Abends lautet: "Hast du dir eigentlich mal überlegt, was die Konsequenzen sind, wenn du hier deine Privatsphäre einfach so ausplauderst?"

Kurze Antwort: Ja.

Etwas längere Version: Ja, ich habe mir viele Gedanken gemacht und ich wälze diese Überlegungen bei gewissen Einträgen (ihr könnt euch sicher denken, welche) bei jedem Satz. Ich wäge sehr bewusst ab, was ich schreibe, und vor allem auch, wie ich es schreibe. Ich achte mich insbesonders auf folgendes:

- Keine (negativen) Nennungen anderer Personen. Wie ihr sicher bemerkt habt, nenne ich keine Namen von Leuten, die ich getroffen habe. Davon abgesehen, dass ich faul bin, was Bilder anbelangt, würde ich auch keine Bilder von Leuten veröffentlichen, die dadurch einen Nachteil haben könnten. So werdet ihr nie Bilder von meiner Liebschaft finden. Was nicht heist, dass ich gar keine Bilder von Menschen hochlade, ich sehe zum Beispiel nicht, dass ein Gruppenphoto von meinen Lab-Freunden problematisch wäre, schliesslich schiesse ich sowohl das Photo öffentlich als auch meine Mitgliedschaft dort ist sehr offiziell.
Zwischendurch streite ich mich mit jemandem oder einer Instanz, und schreibe dann hier darüber. Aber ich tue das, weil es mich bewegt, und nicht, um jemanden im Internet an den Pranger zu stellen oder aktiv seinen Ruf zu schädigen. Aber wenn man sich streitet, muss einem klar sein, dass die Bekannten der Person, mit der man gerade zofft, das wahrscheinlich zu hören bekommen.

- Mischung aus objektiver und subjektiver Betrachtung, aber einigermassen klar gekennzeichnet. Wenn ich schreibe, dass am Sonntag in Ikebukuro eine Milonga war, dann ist das garantiert objektiv, wenn ich dann hinzufüge, dass es mir da sehr gefallen hat, ist das subjektiv. Ich versuche, möglichst nicht meine persönliche Meinung als etwas objektives darzustellen und zum Beispiel zu behaupten, dass alle Chinesen laut seien. Ich habe sehr wohl unterschieden, dass ich nur den Eindruck hatte, und auch als Auslgeich von den vielen Chinesen in meinem Lab geschrieben, welche alle sehr nett sind.

- Meine Privatsphäre. Ihr mögt ja denken, ich breite mein Innerstes hier aus, aber es ist durchaus nicht ganz ein Tagebuch (da gibts ein File auf meiner HD, welches ich definitiv erst nach meinem Tod publizieren lasse). Es ist sicher aufgefallen, dass ich eher knapp gefasst bin, wenn es um Intimitäten geht, was aber auch daran liegt, dass ich nicht eine zweite Person reinziehen will. Was hier steht, soll meine Verantwortung bleiben, und wenn jemand mich dann darauf anspricht, dann möchte ich auch der einzige sein, der dafür geradestehen muss. Ich habe erst vor kurzem bedacht, dass man meine Familie oder engen Freunde nach meinem Blog befragen könnte. Das ist mir zwar höchst unangenehm, kann ich aber fast nichts dagegen tun. Man verweise dann halt auf mich.

- Etwas Selbstironie. Ich will mich ja nicht zum Narren machen, aber ich möchte auch nicht als arrogantes Arschloch erscheinen (als Klugscheisser ist ok). Darum fasse man bitte fast alles mit einem Augenzwinkern auf.

- Hoher Wahrheitsgehalt. Ich mag zwischendurch einiges weglassen, aber was ich erzähle, ist zumindest nicht erfunden.

- Unterhaltsamkeit. Ich schreibe diese Texte ohne Verdienst, ich habe nicht mal Banner auf der Seite, ganz einfach, weil es mir nicht darum geht, etwas damit zu verdienen. Ich schreibe es einfach nur, weil mir die Schreiberei Spass macht. Und dazu gehört für mich, dass ich den Text gerne lesen müsste, er muss also irgendwie unterhaltsam sein. Vielleicht nicht ganz offensichtlich, aber sicher nachvollziehbar: Je stärker ich in meiner Privatsphäre rumwühle, desto interessanter wird es. Wenn ich jegliche peinliche oder erfolgreiche Story auslassen würde, hätte ich zwar kein Problem mit Konsequenzen, aber es wäre totlangweilig zu lesen ("Heute in der Mensa gegessen. Abends Bier getrunken.")

Insgesamt soll sich das Niveau, auf dem ich schreibe, etwa "Stammtischanekdote" sein. Etwas aus meinem Leben, persöhnliche Erlebnisse, in einer Reihenfolge erklärt, damit sich am Schluss eine Pointe ergibt. Sollte meinen Ruf nicht ruinieren. Ich schreibe es auch, weil ich von vielen Leuten (etwa zweikommafünf) dazu gedrängt wurde, von meinem Japanaufenthalt zu berichten. Wer sich peinlich berührt fühlt von meinen Bettgeschichten, der soll es halt nicht lesen, ich habe nie behauptet, es sei so toll ;)
Ausserdem, wenn ihr mich Angesicht zu Angesicht zu irgendetwas fragt, gebe ich wahrscheinlich einiges detaillierter Auskunft. Ich habe da einfach ein relativ geringes Schamgefühl. Aber ich würde auch nackt auf dem Balkon rumlaufen, mit einem Gesichtsaudruck von "Was? Noch nie einen nackten Arsch gesehen?" (Nein, ich bin kein Nudist, ich finds einfach nicht so relevant). Ich tus nur nicht, um den empfindlichen Menschen, die es ja gibt, nicht allzufest auf die Füsse zu treten. Gerade nackt wäre das dann doch etwas zu nahe. :)

Falls sich in den Kommentaren was tut (könnte ich mir hierzu gut vorstellen), werde ich eventuell etwas editieren oder antworten.

Saturday, October 20, 2007

Sport ist Mord!

Samstag, 20:30. Eigentlich wollte ich vor zwei Stunden etwas schreiben, aber dann bekam ich Hunger, musste erst etwas kochen und essen und wurde dann auch noch im ICQ belästigt.

Die Zeit seit dem letzten Update war ziemlich hektisch. Meine Stundenpläne sind nicht ganz ideal, weil ich an drei Fakultäten Vorlesungen habe, aber die natürlich nicht dieselben Anfangszeiten benutzen. Das lässt mir ziemliche Löcher frei, die ich nicht sonderlich sinnvoll nutzen kann, oder zumindest fühle ich mich nahher so, als hätte ich von 9 bis 5 durchgehend Vorlesungen gehabt, obwohl es in Wahrheit nur 3 Lektionen à 90 Minuten waren. Donnerstags musste ich schon gutes Zeitmanagement verwenden, um Abends noch den Tangokurs zu erwischen (wenn ich zum Beispiel zwischen Uni und Tango noch zu hause vorbei muss, verpasse ich das Abendessen. Dumme Grossstadt). Trotzdem war es nicht unlösbar, ich ging Donnerstag Abends nach anstrengender, weil anspruchsvoll, Japanisch-Vorlesung wieder nach Ikebukuro eine Tangolektion besuchen und nachher gemeinsam mit ein paar "Bekannten" etwas Essen. Insgesamt sind mir zwei Fehler unterlaufen: Ich habe davor schon etwas gegessen und hatte darum eigentlich keinen Hunger und zweites habe ich mich beim Alkohol zurückgehalten, weil ich annahm, dass ich eventuell nicht alleine nach Hause gehen würde, und da ist betrunken sein nicht ideal (siehe vorletzter Eintrag und so). Aber ich ging alleine nach Hause. Trotzdem ein sehr unterhaltsamer Abend. Und für den Freitag Abend ein Date abgemacht ;)

Freitags stand ich pünktlich (und viel zu früh) auf, war überpünktlich an der Uni, um eine mir empfohlene Architekturvorlesung zu besuchen und stellte dann fest, dass diese aus einem mir unbekannten Grund nicht stattfindet. Also habe ich stattdessen einen Kaffee im Starbucks getrunken. Über Mittag war ich mit J. essen, ich habe "Kaki" (im Teigmantel frittiert) gehabt. Was das auch immer sein mag, schmeckte etwas fischig und sehr glitschig. Mitlerweile weiss ich es: Austern. Sollen ja potent machen...
Nachmittags durfte/musste ich unerwartet einer Präsentation in meinem Lab beiwohnen, in der erst der chinesische Neuankömmling seine Masterarbeit vorstellte und dann mein Professor einen Vortrag über sein Fachgebiet hielt. Obwohl die anderen alle nicht sonderlich wach wirkten, fand ich es hochspannend (es war in Englisch, ich habs gut verstanden). Er redet etwa so gern wie ich.

Abends traf ich mich mit N., wir gingen an ein Matsuri (mitten in Toyko, im Herbst, aber es war ein Matsuri). Der Nachteil: Es fing um etwa 6 an, in Strömen zu regnen. Da im Regen Stände im Freien nicht sonderlich toll sind, setzten wir uns stattdessen in eine Izakaya, haben etwas gegessen (viel) und getrunken (sie nicht so viel, ich sehr wenig). Ich habe mich zu dem Zeitpunkt noch gefragt, ob wir auch nachher noch was "unternehmen". Mitlerweile weiss ich, dass sie sogar eine Zahnbürste mitgebracht hatte... Der Abend verlief im weiteren nach Wunsch, die Probleme vom letzten mal wurden mit Hilfe einer Packung "BIG BOY", in tiefschwarzer Farbe mit einer Abbildung eines Pferdekopfes auf der Schachtel (ja, dieser Kauf war einer der männlichsten Momente meines Lebens), kleinen, geschickten Fingern, einigem an Geduld und etwas Gefriemel überwunden. Ich rate euch: Erliegt (Erlegt? Erlieget??) nicht der Versuchung des täglichen e-mail Spams. Die Vorteile wiegen die Nachteile nicht auf. Warum viele Leute keine Kondome mögen? Garantiert wegen dem elenden Gewurstel!
Samstags bin ich dann um acht erwacht (und wieder "Müde geworden") und um zwölf dann wirklich aufgestanden und nach ausgiebigem Duschen irgendwie dann doch noch aus dem Haus gewankt, wo wir vom schönsten Wetter der letzten zwei Wochen begrüsst wurden. Ich ging dann noch an einem weiteren Ort eine Tangolektion nehmen (ziemlich gut auf meinem Niveau, guter Zeitpunkt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das Lehrerpaar sonderlich sympatisch finde). Nachher wars leider schon dunkel und somit habe ich das wunderbare Wetter komplett verpasst. Naja, ich hab dafür die gesamte Zeit in den Armen hübscher Frauen verbracht (Tango!), ich würde sagen, das war ein guter Tausch. Und der Titel des Posts? 3 Stunden Tango und davor andere körperliche Betätigungen, ich fühle mich ziemlich erschöpft. Aber genauso zufrieden. Jetzt muss ich nur noch meine Bettwäsche aus dem Trockner holen und dann kann ich mich selig schlafen legen.

Wednesday, October 17, 2007

Aftermath

Mittwoch, 17.10.07, 21:50. Eigentlich wollte ich heute Abend Tango tanzen gehen (und ich bin auch erfolgreich losgehetzt (Tokyo ist so saugross, egal, wo man hin will, man muss mindestens dreissig Minuten einplanen, und nochmal soviel, um ein unbekanntes Geschäft im zehnten Stock zu finden). Da ich vorher noch nach Akihabara wollte (jaja, Pron und so, nein, ich habe mir etwas gekauft, was mir Kanjis übersetzt. Und aus Stylegründen ist es ein DS-"game". Da sag noch einer, dass der DS uncool wäre!!), wurde es natürlich an allen Enden eng und ich konnte nicht mehr kochen und musste unterwegs essen. Jetzt bin ich zwar nicht satt aber Hunger habe ich auch nicht. Das ist mühsam. Zurück zum Tango: Ich bin also nach Yotsuya gefahren, weil mir die Webpage einen positiven Eindruck vermittelt hat (teilweise Englisch!!) und habe da dann wie geplant etwa 15 Minuten rumgesucht. Nur als ich dann das Studio betreten habe, war mir auf einmal sehr viel weniger nach Tango zu mute. Ein Lehrerpaar, dazu ein uralter Herr (60+) waren schon da. Ich wurde ignoriert, nagut, ich war auch 15 Minuten zu früh, eventuell war das ja noch eine laufende Privatstunde. Was mich aber wirklich gestört hat: Die Tanzfläche umfasste vielleicht 20 Quadratmeter, oder weniger. Wie soll man auf sowenig Platz bitte sinnvoll üben? Da kann ich ja keine drei Schritte machen?
Ich habe den Raum also verlassen, auch um abzuwarten, bis 8 Uhr sei. Türe zu, ich stehe im Dunkeln, ohne Licht. Na super. Also habe ich frischfröhlich beim Nachbarn geklingelt, weil dessen Klingel beleuchtet war und ich sie für einen Lichtschalter hielt. ARG! Immerhin war der Lift noch da (und ebenfalls leuchtender Knopf) und ich konnte mich aus dem Staub machen, bevor die Situation peinlich wurde. Unten angekommen, entschied ich mich, zu schauen, wer das Gebäude betritt bis die Lektion anfängt. Und 15 Minuten später war meine Motivation deutlich gesunken, nochmal hoch zu gehen, da zwei Männer (über 50) und eine Frau (über 40) auftauchten (yeah, mit mir 4:1?). Ich meine, ich tanze ja gerne, aber in so einem Fall fühle ich mich deplaziert. Also habe ich stattdessen im 99yen-Shop daneben einen Frustkauf getätigt (Schokolade!) und bin nach hause gefahren. Nicht so prickelnd, eh?

Dienstags war nicht der Rede wert. Vorlesungen gehabt, wärenddessen sehr empfehlenswerten webcomic entdeckt (DM of the Rings) und das wars auch schon.

Sunday, October 14, 2007

Sabishikunai

Montag, 15.10.07, Mittag. Da fällt mir ein, dass ich ziemlichen Hunger habe.

Anyway: Samstags wollte ich eigentlich entweder einen Tangokurs oder eine Milonga (und einen Kurs zu finden) besuchen, aber als ich so gegen Mittag anfing, das zu planen, scheiterte ich ekligerweise am Zeitdruck. Alles am frühen Nachmittag und ich weiss nicht mal, wo (+30 Minuten suchen einplanen, dann +45min für in die Nähe fahren mit ÖV, das wird schnell knapp). Dann wurds mir zu blöd, mich da abzustressen und ich habe lieber Wäsche gewaschen, Kartoffen gegessen und D20 gelesen. Früh ins Bett (1 Uhr, hey, das ist früh!) und Sonntag für Tango geplant.

Sonntag aufgestanden, realisiert, dass die Erkältung schlimmer wurde und ich eventuell minimal erhöhte Temperatur habe. Mich einen Narren gescholten und trotzdem hübsch gemacht und nach Ikebukuro gefahren und eine Milonga besucht. War im kleinen Kreis (vielleicht 20 Paare) und die meisten kannten sich zumindest flüchtig. Am-Falschen-Platz-Gefühl Ahoi. Ich hatte eigentlich nicht vor, selber gross zu tanzen, da ich weiss, wie schlecht ich bin und niemanden verletzen möchte, aber habe schlussendlich doch etwa 30 Minuten auf der Tanzfläche verbracht. Ja, ich wurde von einem halben Dutzend Japanerinnen aufgefordert. Das würde ich nicht glauben, wenn ich es nicht erlebt hätte ;)
Ich kam auch mit ein paar Leuten ins Gespräch und habe einige Adressen gefunden, wo es gute Kurse gibt. Primary Objective completed.

New secondary Objective acquired (press Alt-F4 to read briefing). (Ich vermisse games, eh?) Als ich dann von einer der hübschesten Damen im Saal (und als Bonus schätzte ich sie auf etwa 22, d.h. maximal 30) gefragt wurde, ob ich auch noch mit den Lehrern, ihren Freundinnen und ihr etwas Essen gehen würde, habe ich natürlich nicht nein gesagt. Erstens aus Prinzip, zweitens weil sie so nett gefragt hat und drittens war 19:30 und ich am verhungern. Ikebukuro liess sich natürlich nicht lumpen, wir sind in ein typisches japanisches Restaurant (viel Alkohol-Ausschank, viel Essen dazwischen) und haben uns die Köpfe zugedröhnt. Und die schon erwähnte Japanerin machte sich an mich ran. So offensichtlich, dass ich ein mir unbekanntes Problem hatte: Was genau macht man, wenn einem der Tangolehrer gegenüber am Tisch zuzwinkert und dabei sehr eindeutige Gesten verwendet, weil eine hübsche Japanerin gerade mein Ohr anknabbert?! Ich habe mich dann an "when in doubt, smile" gehalten, und ich lebe noch.

Nachdem wir etwas gegessen (und getrunken) hatten, und ziemlich betrunken waren (die Japaner, ich hab zuviel Körpermasse, das ist immer für einen Lacher gut), gingen wir natürlich noch... eins trinken. Oh ja, ich muss erwähnen: Penisjokes sind massiv öffentlichkeitsfähig, insbesonders wenn die Pointe lautet: "Ich habe den grössten." Daran könnte ich mich hier gewöhnen, das tut dem Ego gut. Und wenn ich wieder in die Schweiz komme, wirds problematisch. Zurück zur Story. "Wir", leider konnte der Grossteil der Gruppe nicht mehr länger bleiben (es war gerade mal Zehn Uhr. Und vor 45 Minuten wurde ich noch zu Saufgelage eingeladen), d.h. also N., eine ihrer Freundinnen und ich, machten uns dann auf den Weg in eine Whisky-bar, um einen Single Malt oder zwei zu schlürfen (einer reicht, danke, ich muss noch laufen können, ja?). Dann stellte sich heraus, dass N. 27 ist, keinen Freund hat und offenbar das dringende Bedürfnis nach Körperkontakt hat. Und nachdem sie etwa eine Stunde darüber nachgedacht hatte, ob sie alleine nach Hause oder doch lieber die Nacht in Gesellschaft verbringen will, habe ich sie halt eingepackt... Zu zweit nach Hause (kleiner Spaziergang tat uns auch gut), Mein Bett verwüstet. Kondom zu klein. Fuck! bzw eben nicht. Trotzdem kaum ein Auge zu getan. Und um diesen wundervollen Satz zu zitieren: I did not. have. sex. with that woman. Und ich habe keine Vorlesungen am Montag mehr.

Eigentlich wollte ich heute noch an eine Milonga, aber irgendwie weiss ich nicht, ob ich dazu überhaupt fit genug wäre ;) Ich glaube ich beschränke mich auf Lektionn am Dienstag, Donnerstag und Samstag. Und ich bin am verhungern. NEED NAHRUNG NOW.

Thursday, October 11, 2007

Betrüger

Von hinten nach vorne. Vor 10 Minuten habe ich meine Post geleert und die erste Rechnung für die Monatsmiete gefunden. 5900 yen Miete (billig), 1500 yen Nebenkosten (im Verhältnis), 27500 yen Cleaning Charge (HOLD IT!). Ich soll also die Reinigungsrechnung des Typen vor mir bezahlen? Wie sinnvoll ist das denn? Insbesonders, wenn diese Rechnung höher ist als sämtliche Mieten aufsummiert, die ich hier je entrichten werde? Das ist ja geradewegs Betrug (ich habe natürlich auch auf keinem Vertrag zugestimmt, so etwas zu entrichten (und das werde ich morgen dem Verwalter auch predigen), im Gegensatz zu den anderen Kosten). Ich meine, es geht mir nicht ums Geld (300 CHF mehr oder weniger in 5 Monaten sind sowas von irrelevant), aber man kann doch nicht einfach einen Vertrag abschliessen und dann eine Rechnung über den sechsfachen Betrag schicken? Was kommt nächsten Monat? "Charge for Mailbox rent: 37800 yen"? Ich koche.

Ansonsten: Die letzten Tage verlieren (zu) gemütlich, ein Grossteil meiner Vorlesungen findet diese Woche nicht statt (3/4 Japanischlektionen, 2 der anderen Vorlesungen) und Montag war Feiertag. Trotzdem habe ich wenig unternommen. Etwas durch die Stadt gewandert (ich kenne die Umgebung langsam einigermassen zu Fuss), mehr Dinge eingekauft (leider immer noch keine Jacke, aber dafür eine Haarbürste), mehr Dinge gekocht (es ist gar nicht so einfach, mit den falschen Gewürzen, verkehrten Fleischstücken und völlig anders schmeckenden Milchprodukten etwas brauchbares zu produzieren, aber zum Ausgleich habe ich einen Gasherd).
Nach wie vor kein Tango gefunden, aber immerhin eine Spur, morgen werde ich mich darum kümmern. Den "gesamten" Papierkram habe ich endlich auch vom Hals (davon abgesehen, dass ich heute einen Anruf bekam, dass weitere Dokumente für mich angekommen seien, ich gehe wohl schonmal präventiv 25 Passfotos machen). Kreditkarte wurde wieder mal gesperrt, und ich habe etwas Mühe, anzurufen und das zu korrigieren (mein Prepaid hat nur 3000 yen drauf und ich bin nicht sicher, ob das reichen wird, davon abgesehen, dass es sauteuer ist und man hier sowieso nur sehr selten mit CC bezahlen kann). Vom Postkonto per Karte abgeben kostet 4 CHF per Transfer (wobei ich keine Ahnung habe, was meine Limite ist, aber 100'000 yen auf einen Schlag geht nicht, 50'000 yen schon).

Des weiteren habe ich Entzugserscheinungen. Weniger von WoW als viel mehr von Games allgemein, insbesonders wöchentliches Pen&Paper Rollenspiel. Das Hobby bedeutet mir sehr viel und ist hier natürlich völlig unmöglich. Und Games als Kompensation geht auch nicht, da auf dem Macbooc natürlich nichts läuft, davon abgesehen dass das etwa so gut funktionieren würde wie Nikotin anstatt Morphium. Es ist einfach nicht dasselbe!

Sunday, October 7, 2007

Klassisches Wochenende

Sonntag Abend. Ich habe ein sehr klassisches Wochenende verbracht. Gestern Nachmittag ging ich erstmal nach Harajuku, um eventuell für ein paar Gierige hier ein paar Bilder von hübschen Mädels zu machen, aber primär, um ein paar Dinge einzukaufen, unter anderem die restlichen Bände von Tenjou Tenge (Manga, japanisch), ich habe erst 8 Stück. Ich habe vor einer Woche einen Laden gefunden, der die Dinger im Sonderverkauf hatte (100 yen das Stück). Gestern habe ich auch verstanden, warum. Räumungsverkauf. Den Laden gibts nicht mehr und ich darf jetzt die restlichen Bände suchen gehen. Hätte ich die doch vor zwei Wochen auch gekauft. Mist.
Nächste Station war Schuhe + Jacke. Ich habe keine Jacke für Herbstwetter und nur ein Paar gewöhnliche Schuhe, etwas knapp, falls die nass werden oder ähnliches. Es ist in Harajuku traumhaft einfach, coole Kleidung zu finden. Allerdings auch nicht ganz billig (dank dem guten Wechselkurs immer noch 20% billiger als in der Schweiz) und mit einem dramatischen Nachteil: Die meisten Boutiquen haben drei Grössen für Jacken. S, M und L. Übersetzt auf Schweizer Grössen wären das XXS, XS und S. Sprich: Ich habe etwa 25 Jacken anprobiert und davon passten mir 3 (einmal L und zweimal XL, was es nur in einem Laden hatte). Die L-ige war hässlich und die zwei grossen Exemplare waren einfach "bland". Unscheinbare Kleidung kann ich auch in der Schweiz kaufen. Schuhe bot sich ein anderes Bild. Grösse 43 ist kein Problem (entweder als 43, 28 oder 8.5 angeschrieben), aber dafür sind Schuhe hier teurer als in der Schweiz. Trotzdem wurde ich da fündig und konnte ein billiges Paar ergaunern (dafür nicht ganz so übertrieben stylisch, aber bei Schuhen kümmerts mich nicht, ich bin ja keine Frau :P ). Ach ja, und eine Tasche habe ich auch noch gekauft. Hier laufen alle Männer mit Handtaschen rum, die bei uns in der Frauenabteilung stehen würden. Ich habe mir aber Mühe gegeben, eine männliche zu wählen. Trotzdem etwas viele Schnallen und Fächlein irgendwie... *schulterzuck*
Und zu guter Letzt Nahrungsmittel, einen brauchbaren Wein (Pinot Noir) in einer Weinhandlung (Note to self: Mein Vokabular für Wein ist mangelhaft) und einige Dies-Und-Das-Dinge.

Am Rande: Vor 10 Minuten gabs hier ein Erdbeben. Knapp spürbar. Leichtes Wackeln meines Zimmers. Yay, fun!

Samstag Abends wurde ich dann von einem hier getroffenen Austauschstudenten zum Party machen eingeladen, eine Lokale Bekannte würde uns irgendwohin führen. Kann ich schlecht ausschlagen, zumal die Alternativpläne sehr uninteressant gewesen wären. Leider stellte sich am Ziel heraus, dass die Leute zwar alle ganz nett, der Ort aber europäischer nicht sein könnte. Englische Pop und Hiphop Musik wie in der generischsten Züricher Disco, zu laut, verraucht und das üblicher besoffene Rumgehopse mit der Fehlbezeichnung "Tanzen". Dazu ein 2:1 Verhältnis Männer/Frauen. Nicht mein Ding. Naja, dank Drinks und einer Partie Pool (gegen einen betrunkenen Amerikaner, aber er war soooooo viel besser, was aber daran liegen kann, dass ich sehr lausig bin (ich habe 5 Partien gespielt in meinem Leben...), aber am Schluss gewann ich doch 2 aus 3 games, alle drei Games endeten in Fouls (Schwarze Kugel und so)) ging der Abend doch noch vergnüglich zu Ende. Und um 5 Uhr früh fuhren auch wieder U-Bahnen.

Heute, Sonntag, bin ich so gegen zwei aufgestanden, gegen 17:30 aus dem Haus gegangen und habe endlich einen guten Laden gefunden für Essen. Mit etwa 20 Kilo Nahrung (kein Scherz, Kartoffeln, Zwiebeln, Grundnahrunsmittel halt, alles im gros) zurückgekämpft und ein kleines Steak gebraten (wollte eigentlich noch Geschnetzeltes machen, stellte dann aber fest, dass ich kein Mehl habe, um die Sauce zu binden). Klein heisst: das kleinste, dass ich kaufen konnte. 481 Gramm. Dazu etwa 3 Nudeln gegessen. Und den Pinot Noir getrunken.

Thursday, October 4, 2007

Schweizermacher

Freitag, 5.10.07, Nachmittag. In Tokyo leben unzählige Schweizer. Nachdem ich gestern erst mit J. einen Kaffee trinken ging und Stundenpläne und Formularitäten diskutierten, wurde ich von R. angeschrieben, ebenfalls ein ETHler, der hier einen Teil seines Masters verbringt. Wir haben dann Abends noch ein paar Bierchen (und Nihonshu) getrunken. Und heute früh bei der Fremden-Registration habe ich einen St.Galler getroffen, der hier arbeitet. WTH?
Nachdem am Donnerstag nur Franzosen vorhanden waren sind jetzt Schweizer angesagt. Sehr schön, was kommt als nächstes? Meine Sprachkenntnisse sind langsam erschöpft.

Von wegen Registration: Nachdem man ein Zimmer hat, muss man mit den Papieren zur Gemeinde (Foreign Registration beim City Office), dann mit der dortigen Bestätigung (für die man ZWEI Photos braucht, haben die denn keinen Scanner/Kopierer?) eine ID an der Uni beantragen und mit der ID kann man dann Kurse belegen. Nein, das ist nicht umständlich und auch nicht mühsam... Insbesonders wenn man die Bestätigung vom City Office selber anfragen muss und vergisst, ein Doppel zu verlangen. Jetzt muss ich nochmal vorbei. Und per Post wird natürlich auch nichts geschickt, das heisst, ich muss in zwei Wochen ein drittes mal vorbei, um mein Provisorium gegen ein echtes Zertifikat einzutauschen. AAAAARGHHHH!

Ansonsten war ich gestern im "Don Kihote" (mitsingen: don don don don ki, don kihoooote, läuft seit Jahren ununterbrochen), einer Kette, die auf sehr wenig Ladenfläche sehr viele Waren verkauft, zu sehr günstigen Preisen. Allerdings sehr unberechenbares Sortiment. Grossen Topf für 2000 yen gefunden, aber bei Besteck und Geschirr komplett gescheitert. Dafür Fön gefunden (2000 yen) und Haarbürste nicht gekauft weil dreimal so teuer wie in der Schweiz (1500 yen? Wenn der Fön 2000 ist? WTF?). Einige sonstige Utensilien gefunden, wie zum Beispiel kleine Klammern, um einen Duschvorhang korrekt aufzuhängen. Mein Vormieter (ich vermute ja, es sei eine Vormieterin, aber das ist Klischee und darum Maskulinum Generikum) hat den Duschvorhang in der Mitte gefaltet, damit er nicht länger als die Duschwannenkante ist. Effekt: Sieht etwas eleganter aus, hat aber hinten und vorne einen Spalt, bei dem Wasser durchsickert. Man soll bei Gebrauchsgegenständen nie das Design über die Nützlichkeit stellen. Besonders bei limitiertem Budget und kurzfristigem Aufenthalt. Das Schwierigste beim Einkaufen war nämlich nicht, die richtigen Sachen zu finden, sondern die Dinge nicht zu kaufen, die ich zwar brauchen könnte, aber sich nicht wirklich lohnen (brauche ich wirklich einen schönen Teppich? Tuts das Parket nicht eigentlich auch?).

Und ich weiss nicht, ob in meiner Wohnung schon Internet aufgeschaltet wurde, bezahlt habe ichs zwar, aber mir wurde gesagt, dass es nicht sicher sei, ob es bis Freitag Abend läuft. Und Montags ist Feiertag, d.h. ich bin die nächsten drei Tage eventuell von der Aussenwelt abgeschnitten. Schreibt mir spannende mails aufs Keitai :P (Bilder gehen nicht, hab ich selber probiert).

Wednesday, October 3, 2007

Shopping Spree

3.10.07, 21:33, Tokyo, Shirokanedai 4-6-61, Zimmer C-207. Ich sitze hier an meinem Schreibtisch in dem Zimmer, das ich die nächsten fünf Monate bewohnen werde. Ein durchaus spannder Gedanke, schliesslich ist es das erste mal, dass ich alleine lebe. Naja, in den Sommerferien war ich öfters in Zürich auch mal ein paar Wochen (so eine bis zwei) für mich alleine, aber das hier ist schon sehr anders. Hier kommt am Montag niemand nach Hause, um mich (leider mit Recht) darauf hinzuweisen, dass ich noch Geschirr abzuwaschen hätte. Katastrophalerweise kann ich das Geschirr hier noch viel weniger stehenlassen. Aus zwei einfachen Gründen: Erstens habe ich dafür nicht wirklich den Platz, und zweitens (und vor allem) habe ich dafür nicht genug Geschirr. Ich bin heute für gut 40'000 yen einkaufen gegangen und immer noch grauenhaft schlecht ausgerüstet. Meine Einkaufsliste (grob nach Preis sortiert):

- Duvet, Daunen sind schrecklich teuer, aber die Winter sind hier kalt und ich hasse diese Plastikdecken. Und ab und zu muss man sich was gönnen.
- Kissen
- Bezüge für Duvet, Kissen und Matratze. Und ich will nicht hören, dass die Dinger hässlich sind. Die Alternativen waren unvergleichlich schlimmer (braun kariert, weiss uni, grau uni, gar keins, ein anderes Geschäft suchen, und es war so schon spät genug).
- Pfannen, eine zum Braten und eine zum Kochen. Beide zu klein. Da mir das einzige gefundene Geschäft zu teuer war, habe ich dann Tomatensauce in einer Bratpfanne gemacht. Das war nicht mal ein Problem. Und ich habe einen Gasherd! Hurra! Das rockt!
- Wasserläser. 2 Stück. Man weiss nie, ob man nicht ein zweites braucht...
- Weingläser. 3 Stück. Sonst wasche ich zu oft ab.
- Messer, Gabel, Löffel. Da hässlich und teuer Einzelexemplare.
- Waschmittel. Als ich die Wohnung betreten habe, musste ich als erstes den Boden saugen. Dann habe ich mir ernsthaft überlegt, auch noch feucht aufzunehmen (eine Beschäftigung, die ich abgrundtief hasse) und dann erleichtert festgestellt, dass ich weder Besen, Waschbehälter, Seife noch Putzlappen habe und die Sache verschoben.
- Putzlappen.
- Küchenbesteck. zB grosse Kochstäbchen oder Holzschaufelteildingswiedasauchimmerheisst.
- Holzbrett zum drauf schneiden.
- Korkzieher. Hah! Den vergesse ich öfters mal, wenn ich eine Flasche Wein knacken will, diesmal nicht! Habe mitlerweile festgestellt, dass die Wohnung schon einen hatte. Toll. Jetzt habe ich zwei in miserabler Qualität...

Und natürlich etwas zu Essen. Als echter Schweizer weiss ich natürlich, was man traditionell kocht, wenn man in einer leeren Küche ein Gericht machen willt: Spaghetti Napoli! Also habe ich gekauft: Spaghetti, ungesalzene Butter, italienische Pelati aus der Dose, Cabernet-Sauvignon / Merlot - Rotwein aus Chile (hat zwar nicht direkt was damit zu tun, kann man aber immer brauchen), Zwiebeln, Salami, Vanilleglace in 2kg-Box, Knoblauch, Olivenöl, Gewürze (d.h. Salz und Pfeffer) und dann wurde es langsam knapp mit der Tragkapazität.

Und jetzt kommen die Tiraden! Ich habe immer noch keinen Teller, siehe Bild. Ich habe exakt ein Messer. Und das ist ein nicht scharfes Küchenmesser (100 yen Shop). Ich frage mich, wie ich den Salami schneiden will.
Der Wein ist ein Desaster. Er ist bitter. Ich meine: Bitter??!! Wieso zur Hölle ist ein Wein bitter?! Das ist ein Aroma, das da nichts zu suchen hat. Ich weiss allerdings auch wieso: Mir wurde gesagt, dass die Japaner in ausländischen Wein eine Haltbarkeitsmittel panschen. Ich habe das nicht geglaubt, weil das jeglichem Gesunden Menschenverstand widerspricht und wenn man je einem Oenologen begegnet, wird man dieses Treffen wahrscheinlich nicht überleben. Scheint aber wahr zu sein, ich kann mir diesen Nachgeschmack sonst nicht erklären, ich habe zuvor noch nie einen bitteren Wein getrunken.
Die Preise für gewisse Dinge hier sind lächerlch. Ich kann zwar fast meine ganze Küche im 100-yen-Shop ausrüsten, aber Pfannen unter 3000 yen gibt es nicht. Und die 3000-yen Exemplare sind 22 cm im Durchmesser (die 25cm Version ist dann 6000 yen, 32 cm habe ich nicht gefunden). Ich will eine Migros und eine IKEA. Ach ja, und ich habe keinen Backofen. Und Kalbfleisch gibt es hier auch nicht. Ragout ist übrigens auch unüblich. Na toll. Dann muss ich wohl Schweinsfilet essen, aber nicht im Teig. Und da ich hier noch kein Internet habe, wollte ich jetzt ein WEP cracken gehen und habe einen gcc installiert (und ein paar mehr dev-Dinge, so 2 GB Tools, danke Apple ADC Xdev), aber das Netz ist ungesichtert. Wie uncool. Da kann ich ja posten.

Tuesday, October 2, 2007

Langeweile?

Da mir in den letzten zwei Tagen relativ langweilig war, habe ich nichts geschrieben. Erstaunlich, was alles langweilig sind kann, nachdem man drei Wochen kreuz und quer unterwegs war. Jetzt höre ich Nightwish - Once und bin in der richtigen Schreibstimmung, also dürft ihr euch jetzt meine Ergüsse antun.

Die "Wo-sind-meine-Kurse"-Geschichte ging wiefolgt weiter: Ich habe den Account meiner netten Pultnachbarin im Lab missbraucht, um Zugriff auf den online-Syllabus (so ein schönes Wort) zu bekommen. Dann habe ich meine nette Pultnachbarin missbraucht, um die rein japanischen Beschreibungen zu verstehen, insbesonders die "Raum xy" und "Zeit yz" Dinge. Mitlerweile habe ich Rikachan (eine Firefox-Extension) installiert, um das zu vereinfachen. Ach ja, und Firefox. Und Openoffice. Aber Openoffice funktioniert nur mit X11, welches ich zuhause auch installiert hatte. Interessanterweise gehts trotzdem nicht, darum kann ich keine M$-Dokumente lesen. Steht auf meiner ToDo-List.

Zurück zum Stundenplan. Nachdem ich gute zwei Stunden rumgesurft habe, mit einer relativ komplizierten Technik:
1. Benutze (Englische!) Liste der Labs und Professoren, um interessantes Gebiet zu ermitteln.
2. Suche auf der Webpage des Labs den Namen des Professors.
3. Wechsle die Sprache der Page auf Japanisch.
4. Copypaste den Namen in die Suchmaschine für Kurse.
5. Copypaste Kursbeschreibungen (so vorhanden) in Google, um eine schlechte Übersetzung zu erhalten. Aber da solche Beschreibungen meistens Aufzählungen von Fachworten sind, gibt das ein erstaunlich gutes Resultat.

Mythenmetz'sche Abschweifung: Ich habe soeben festgestellt, warum hier das Tippen so unbequem ist. Der Stuhl ist viel zu niedrig eingestellt, aber da der Notebook-Bildschirm auch so niedrig unten ist, ist mir das nicht aufgefallen.

Mitlerweile habe ich eine Handvoll interessanter Kurse gefunden (wobei ich gerne mehr zur Auswahl hätte), die ich diese und nächste Woche mal einem Gutachten unterziehe und dann eventuell belege, das eilt hier netterweise nicht (ähnliches Prinzip wie an der ETH). Heute war ich im Robotics-Kurs, derjenige, den ich laut mails mit hiesigen Verantwortlichen nicht verstehen würde, weil zu uninformatisch. Sah aber sehr verständlich aus, zumal in Englisch. Auch die Bestimmungen für Kreditpunkte sehen einfach aus: Schreibe Report über zwei (in Englisch abgefasste) Papers im Gebiet Robotik. Tausendfach besser als Prüfungen, so kann ich meine Lücken besser umschiffen (und/oder einfach Leute fragen, die mehr davon verstehen als ich selber). In ebenjenem Kurs einen Dänen getroffen, der hier auch ne Weile studiert und mich mit ihm gut unterhalten (liegt durchaus daran, dass er Informatik-Major ist, und wir somit ein gutes Gesprächsthema hatten).

Morgen werde ich in meine Bleibe in Shiroganedai für die nächsten fünf Monate einziehen. Ich gehe jetzt rausfinden, wo das ist und wie man dahin kommt. Und Nachmittags besuche ich dann just for fun eine Mastervorlesung über "Regional Planning", in Englisch. Nimmt mich ja wunder, was dieses Civil Engineering Department so zu bieten hat.

Schlechter siehts es für Tango aus. Es gibt (wahrscheinlich) keine Stundengruppierung (Club oder Circle genannt), welche Tango tanzt. Da werde ich wohl wo anders schauen müssen, schade :(

Dinge, die mich unglaublich amüsiert haben:
- Aktuelle OOTS Strips
- Top Gear, The Amphibious Challenge (fast so gut wie Limousine Challenge), auf Youtube zu finden.

Absolut Mist an der Uni Tokyo: Man muss für jeden Mist einen Antrag ausfüllen und ein Photo beilegen. Zum Beispiel, um sich zu bewerben, um ein Visa zu beantragen, um sich für die Studentenwohnung zu bewerben, um in die Studentenwohnung einzuziehen, um eine StudentenID zu erhalten. Ganz recht, das war massiv redundant. Nachdem ich mit mit Foto beworben habe, müsste ich doch eigentlich nicht alles nochmal ausfüllen? Weit gefehlt. Die Japaner tippen scheinbar unglaublich gerne Formulare ab oder heften sie irgendwohin. Als ob ich auswendig die Daten wüsste, an denen meine Primarschule begonnen hat. Für sowas habe ich zuhause einen Ordner. Naja, dann leidet halt die Genauigkeit. Das kann hier sowieso keiner nachprüfen... Sowas regt mich auf. Deppenverein.