Ich wurde bald ein halbes Dutzend mal darauf angesprochen, darum schreibe ich hier einmal alles möglichst konzise hin. Die Frage des Abends lautet: "Hast du dir eigentlich mal überlegt, was die Konsequenzen sind, wenn du hier deine Privatsphäre einfach so ausplauderst?"
Kurze Antwort: Ja.
Etwas längere Version: Ja, ich habe mir viele Gedanken gemacht und ich wälze diese Überlegungen bei gewissen Einträgen (ihr könnt euch sicher denken, welche) bei jedem Satz. Ich wäge sehr bewusst ab, was ich schreibe, und vor allem auch, wie ich es schreibe. Ich achte mich insbesonders auf folgendes:
- Keine (negativen) Nennungen anderer Personen. Wie ihr sicher bemerkt habt, nenne ich keine Namen von Leuten, die ich getroffen habe. Davon abgesehen, dass ich faul bin, was Bilder anbelangt, würde ich auch keine Bilder von Leuten veröffentlichen, die dadurch einen Nachteil haben könnten. So werdet ihr nie Bilder von meiner Liebschaft finden. Was nicht heist, dass ich gar keine Bilder von Menschen hochlade, ich sehe zum Beispiel nicht, dass ein Gruppenphoto von meinen Lab-Freunden problematisch wäre, schliesslich schiesse ich sowohl das Photo öffentlich als auch meine Mitgliedschaft dort ist sehr offiziell.
Zwischendurch streite ich mich mit jemandem oder einer Instanz, und schreibe dann hier darüber. Aber ich tue das, weil es mich bewegt, und nicht, um jemanden im Internet an den Pranger zu stellen oder aktiv seinen Ruf zu schädigen. Aber wenn man sich streitet, muss einem klar sein, dass die Bekannten der Person, mit der man gerade zofft, das wahrscheinlich zu hören bekommen.
- Mischung aus objektiver und subjektiver Betrachtung, aber einigermassen klar gekennzeichnet. Wenn ich schreibe, dass am Sonntag in Ikebukuro eine Milonga war, dann ist das garantiert objektiv, wenn ich dann hinzufüge, dass es mir da sehr gefallen hat, ist das subjektiv. Ich versuche, möglichst nicht meine persönliche Meinung als etwas objektives darzustellen und zum Beispiel zu behaupten, dass alle Chinesen laut seien. Ich habe sehr wohl unterschieden, dass ich nur den Eindruck hatte, und auch als Auslgeich von den vielen Chinesen in meinem Lab geschrieben, welche alle sehr nett sind.
- Meine Privatsphäre. Ihr mögt ja denken, ich breite mein Innerstes hier aus, aber es ist durchaus nicht ganz ein Tagebuch (da gibts ein File auf meiner HD, welches ich definitiv erst nach meinem Tod publizieren lasse). Es ist sicher aufgefallen, dass ich eher knapp gefasst bin, wenn es um Intimitäten geht, was aber auch daran liegt, dass ich nicht eine zweite Person reinziehen will. Was hier steht, soll meine Verantwortung bleiben, und wenn jemand mich dann darauf anspricht, dann möchte ich auch der einzige sein, der dafür geradestehen muss. Ich habe erst vor kurzem bedacht, dass man meine Familie oder engen Freunde nach meinem Blog befragen könnte. Das ist mir zwar höchst unangenehm, kann ich aber fast nichts dagegen tun. Man verweise dann halt auf mich.
- Etwas Selbstironie. Ich will mich ja nicht zum Narren machen, aber ich möchte auch nicht als arrogantes Arschloch erscheinen (als Klugscheisser ist ok). Darum fasse man bitte fast alles mit einem Augenzwinkern auf.
- Hoher Wahrheitsgehalt. Ich mag zwischendurch einiges weglassen, aber was ich erzähle, ist zumindest nicht erfunden.
- Unterhaltsamkeit. Ich schreibe diese Texte ohne Verdienst, ich habe nicht mal Banner auf der Seite, ganz einfach, weil es mir nicht darum geht, etwas damit zu verdienen. Ich schreibe es einfach nur, weil mir die Schreiberei Spass macht. Und dazu gehört für mich, dass ich den Text gerne lesen müsste, er muss also irgendwie unterhaltsam sein. Vielleicht nicht ganz offensichtlich, aber sicher nachvollziehbar: Je stärker ich in meiner Privatsphäre rumwühle, desto interessanter wird es. Wenn ich jegliche peinliche oder erfolgreiche Story auslassen würde, hätte ich zwar kein Problem mit Konsequenzen, aber es wäre totlangweilig zu lesen ("Heute in der Mensa gegessen. Abends Bier getrunken.")
Insgesamt soll sich das Niveau, auf dem ich schreibe, etwa "Stammtischanekdote" sein. Etwas aus meinem Leben, persöhnliche Erlebnisse, in einer Reihenfolge erklärt, damit sich am Schluss eine Pointe ergibt. Sollte meinen Ruf nicht ruinieren. Ich schreibe es auch, weil ich von vielen Leuten (etwa zweikommafünf) dazu gedrängt wurde, von meinem Japanaufenthalt zu berichten. Wer sich peinlich berührt fühlt von meinen Bettgeschichten, der soll es halt nicht lesen, ich habe nie behauptet, es sei so toll ;)
Ausserdem, wenn ihr mich Angesicht zu Angesicht zu irgendetwas fragt, gebe ich wahrscheinlich einiges detaillierter Auskunft. Ich habe da einfach ein relativ geringes Schamgefühl. Aber ich würde auch nackt auf dem Balkon rumlaufen, mit einem Gesichtsaudruck von "Was? Noch nie einen nackten Arsch gesehen?" (Nein, ich bin kein Nudist, ich finds einfach nicht so relevant). Ich tus nur nicht, um den empfindlichen Menschen, die es ja gibt, nicht allzufest auf die Füsse zu treten. Gerade nackt wäre das dann doch etwas zu nahe. :)
Falls sich in den Kommentaren was tut (könnte ich mir hierzu gut vorstellen), werde ich eventuell etwas editieren oder antworten.
Tuesday, October 23, 2007
Metagedanken
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4:25 AM
Labels: Metagedanken
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