Wednesday, August 29, 2007

Okane

Als ich heute morgen meine Uhr piepsen hörte (Wecker Funktion!), entschloss ich spontan, liegenzubleiben. Das führte dann dazu, dass ich erst zwischen 10 und 11 aus dem Bett krabbelte, und als ich endlich mit Duschen und Haare waschen fertig war, waren meine Roommates endlich auch wach. Ein echtes Novum. Jetzt weiss ich auch, warum die über 10 Stunden im Bett liegen: Laut eigenen Aussagen schlafen beide enorm schlecht und tun kaum ein Auge zu. Naja, die eine lag gekleidet (inkl. Strapsen) im Bett, ich denke mir da einfach meinen Teil. Überhaupt hat es hier einige komische Gestaltn. Ein waschechtes emo-kid (5 mm schwarzer Eyeliner, pinke Schattierung, kräftig gegelte, schwarze Haare, Piercings. Ein Italiener, welcher per VoiP mit seiner Freundin (?) chattet, aber aktiv versucht, seine umfangreichen Studien über Sushi (von denen redet er seit etwa 15 Minuten) direkt nach Italien zu schreien. Und als Bonus eine Horde halbwüchsiger, die nonstop vor der PS2 im Hotel sitzen. Wofür haben wir Akihabara um die Ecke?

Dinge, die man in Tokyo machen kann, um schnell viel Geld loszuwerden:
- U-Bahn fahren. Interessanterweise ist das aber nicht direkt teuer: In Tokyo hat es zwei Metro-Gesellschaften, die Toei (gehört der Stadt) und Tokyo Metro (ein Verbund privater Netzwerke). Das Problem: Wenn man zwischen den Firmen wechselt, muss man ein neues Ticket lösen. Da die kürzeste Kurzstrecke etwa 130 yen kostet, einmal durch die ganze Stadt aber "nur" 290 yen, sind gewisse Wege sehr ungünstig. Von meinem Hotel zur Uni müsste ich 2 mal umsteigen, was total etwas um die 500 yen ergibt, oder aber ich fahre alles mit einer Gesellschaft, benötige länger dank Umweg, zahle aber nur die Hälfte.
- U-Bahn Mehrfahrtenkarte verlieren: ca 2280 yen.
- In Harajuku in den Laden Laforet gehen, in welchem fünf Dutzend Designer ihre Labels haben (jeweils nur ein kleines bisschen Ladenfläche), und da folgende Artikel kaufen: Jeans 23000 yen (geht noch), Karohemd 15700 yen, Karohemd gegenüber 46000 yen, Lederjacke 154000 yen, passende Schuhe: nochmal soviel. Ich ass stattdessen ein Brötchen, 300 yen. Okane heisst übrigens "Geld".

Dinge, die ich sonst noch kaufen sollte:
Etwas gegen Mückenstiche, die Viecher hats hier in rauhen Mengen und sie sind superagressiv (resistent gegen Smog und Klimaanlagen, sowas gibts in Zürich nicht).
Kleider. Man kommt sich alle paar Minuten so vor, als sei man mit den zerissenen Jeans an einer weissen Hochzeit gelandet, sitze in der vordersten Reihe und gerade läuft eine Modenschau zur Unterhaltung. Es is wirklich beeindruckend, wieviel Wert (Geld) auf Style gelegt wird. Und dabei geht alles. Heutige Höhepunkte: Zwei Freundinnen/Geschwister, welche in Maid-Kostümen durch die Strassen schlenderten, eine in pink und die andere in schwarz. Zwei Schritte daneben jemand mit mehr Piercings als ich Haare habe, begleitet von einem Typen, welcher eine Frisur hatte, die Cloud vor Neid erblassen würde. Ich geh mich jetzt umziehen, ich hab Komplexe.

Thema Brötchen: Es gibt hier eine steigende Mengen "französischer" Boulangerien. Da versteht zwar niemand französisch, aber es gibt tolle und vor allem höchst interessante Gebäckdinge. Mit Schlagrahm gefülltes Croissant. Kleine Pizza aus Brioche-Teig, belegt mit Pilzen und Schweinebraten. Oder belegt mit Rührei, gebratenem und kräftig gewürztem Rindfleisch und Tomatensauce (das war übrigens sehr gut, wenn auch schwer vorstellbar). Oder belegt mit Wienerwürstchen, Zwiebeln, Käse und Ketchup (das war ein ziemlicher Reinfall). Schokoladenbrötchen sind ganz anständig, meist aber eher etwas fad.

Und zum heutigen Tag: Ich wurde Abends von meinen zukünftigen Lab-Kollegen zum Sashimi-Essen eingeladen. Prinzipiell ist Sashimi ja roher Fisch, also ganz ok. Aber was ich da alles gegessen habe: Walfisch-Sashimi (geht so), Walfisch-Speck (ziemlich naja), Tempura-Knorpel (im Teigmantel fritiert, immer noch Knorpel, gar nicht mal sooo übel, aber immer noch Knorpel), Fischleber (ziemlich gut), Natto (so schlimm wie man sagt), sonstige Fisch-Innereien, Unmengen von Sake (der teuerste Nihonshu kostete 500 yen pro Glas und ein Glas war geschätzt 3 dl, zur Feier des Tages haben wir den teuren bestellt, 25% Alkohol...). Anzumerken wäre noch, dass von den 6 anderen nur einer Englisch konnte, der aber eine gute Stunde später kam. Ausserdem sass er am anderen Tischende, ich kommunizierte also den ganzen Abend Japanisch und HandFussisch komm. Zu Beginn lief das schleppend, dann mit etwas Alkohol sehr flott und mit mehr Alkohol dann irgendwann gar nicht mehr. ;) Am Schluss feierten wir dann noch im Lab weiter, bei Wein (9% Riesling aus Deutschland, quasi Traubensaft), Alcopops (saures Rivella mit 5% Alkohol, gar nicht mal schlecht), Bier und Cup-Noodles. Thema des Abends: S. (Assistant) will etwas von O. (Researcher) aber es läuft nicht so recht. Es wurde mir aber hoch und heilig versichtert, dass dieses Lab nicht das einzige mit Liebeleien sei sondern dass das quasi Standard sei.
Und wenn ihr meint, meine lausigen Sprachkenntnisse hätten verhindert, dass ich schmutzige Witze reisse, habt ihr euch aber schwer getäuscht. Nur die Frequenz war niedriger, ich musste immer warten, bis ich den Faden wieder finde. Reiner Männerabend, sag ich nur. Betrunkene Japaner sind übrigens noch schwerer verständlich als nüchterne.

9 comments:

Anonymous said...

mach foto von der japanerin in strapse!
mfg.
lomb

Anonymous said...

Na hoffentlich ist dir morgen nicht schlecht. Nach all dem Durcheinander - essen und vor allem -trinken.
Und vielleicht ist doch was dran an der Aussage deiner Zimmergenossen dass sie schlecht schlafen. Soweit ich gehört habe seien Japaner nicht so direkt und umschreiben ein Problem eher. Vermutlich schnarchst du die ganze Nacht fürchterlich und sie können erst richtig einschlafen wenn du wach wirst....

Anonymous said...

Na hoffentlich ist dir morgen nicht schlecht. Nach all dem Durcheinander - essen und vor allem -trinken.
Und vielleicht ist doch was dran an der Aussage deiner Zimmergenossen dass sie schlecht schlafen. Soweit ich gehört habe seien Japaner wie auch Amerikaner nicht so direkt und umschreiben ein Problem eher. Vermutlich schnarchst du die ganze Nacht fürchterlich und sie können erst richtig einschlafen wenn du wach wirst....

Anonymous said...

so nun weiss ich auch dass ein edit nicht funkioniert ...

Kdansky said...

Für edit müsstest du dich einloggen, google Account funktioniert. Und die mit den Strapsen ist aus dem UK. Nichts Japaner. :P

Anonymous said...

Rechnest du noch oder lebst du schon? Der Kaje, der alte Taschenrechner kann einfach nicht aufhören damit und muss den ganzen Tag die U-Bahn-Preise mit dem ZVV vergleichen:)

Grüsse
Nina

Kdansky said...

Ah, beim Gedanke, wieviele schnippische Kommentare ich mir nicht anhören muss weil ich hier in den Ferien bin, läuft mir doch ein wohliger Schauer über den Rücken!

Anonymous said...

dein Blog ist schon ein fixer must-read bei mir. Weiter so. Ich hoffe, dass dir die Lust am schreiben nicht vergeht. Bei mir in Ö ist nicht so viel los. Obwohl, es ist angenehm kühl und ein Mücken-Problem haben wir auch nicht mehr.

cheers,
Dagna

Anonymous said...

Wie ich deinen Posts entnehmen kann sind deine Sexualhormone unter dem Einfluss von fremder Kultur, schwülem (nein keine Angst, das ist keine versteckte Anspielung auf schwul und wie du ja selber gerne sagst: "if balls are not touching it's not gay") Wetter, einem, so kommt es mir jedenfalls vor, drastisch reduzierten Mass an täglicher Computerstrahlung und dem gelegentlichen Genuss von Alkohol erwacht. Welcome to the real world, Neo! Da mausert sich der King of the Nerds zum Tango-Gigolo, jetzt nur noch ein Friseurtermin und du hast die japanischen Mädels im Sack!
Go get 'em Tigerrrrrrr!