23.9.07, kurz nach Mitternacht (jaja, schon wieder eigentlich falsches Datum), Hotelzimmer. Nachdem ich gestern das Sexmuseum verpasst hatte, wollte ich das heute Morgen nachholen. Insofern ein aufwändiges Unterfangen, als ich eigentlich um 9 aufstehen wollte und dann hoch fahren, um quasi als erster reinzukommen, damit ich noch einen Tag übrig habe. Allerdings wurde es gestern wie schon erwähnt ziemlich spät (so irgendwas nach 2) und darum hatte ich nur geringe Lust, früher aufzustehen als umbedingt notwendig. Zu allem Übel stellte ich am Morgen fest, dass meine Herberge überhaupt keine Dusche hat (in der niedrigsten Preiskategorie), wahrscheinlich, weil es an jeder Strassenecke ein öffentliches Bad gibt. Das ist insofern problematisch, als dass ich Nachts ziemlich geschwitzt habe und ungern stinkend rumlaufe. Also bin ich etwas spät aufgestanden, habe meine Sachen gepackt, saubere Sachen in den Rucksack gesteckt, gestrige angezogen und bin zum einem weiteren berühmten Onsen mitten in der Stadt gepilgert. Das war auch da, wo ich schon Internet hatte, darum nahm ich zusätzlich noch das Notebook mit (ja, mein Rucksack war sehr voll). Dort gebadet, Mails und andere online-Sachen erledigt und dann festgestellt, dass schon Nachmittag ist. Trotzdem wollte ich das Museum noch besuchen und als ich endlich mit Gepäck am Bahnhof war, war es nach zwei. Spontan entschloss ich mich, doch nicht nach Myazaki zu fahren, da einfach zuviele Dinge unpassend waren. Ich würde erst spät ankommen, müsste am Montag recht bald los und die Hauptattraktion, das weltgrösste Planetarium, wäre Montags geschlossen und Sonntags war ich zu spät dran. Also bin ich einen Tag früher als geplant nach Hakata gefahren, hier gibts sicher genug Kram, um 24 Stunden mehr zu verbraten.
Zum Sexmuseum: Etwas klein, aber lustige Ansammlung von Kuriosa. Nachbildungen von Walpenisen (Giraffen sind auch gut ausgerüstet) und passenden Vaginas (da könnte man sich drin verstecken) und eine grosse Sammlung an antiken Japanischen Aktmalereien. Big L wird uns sicher gerne mit dem korrekten Namen beglücken, ich weiss es nicht auswendig und habe wie meist wärend des Schreibens kein Internet. Amüsanterweise sind diese Bilder allesamt sehr detailliert (geeignet, um im Biologieunterricht äussere und innere Labia zu unterscheiden...) und ziemlich haarig (damals war Brasilianisch halt noch nicht en vogue), aber da die Darstellung von Schamhaar in Japan zur Zeit immer noch theoretisch verboten ist, wurden alle kaschiert. Indem man auf die Scheibe des Schaukasten an der richtigen Stelle getönt hat. Nur hat das Glas gute 20 cm Distanz zum Papier selber, was bedeutet, dass man mit etwas seitlich stehen problemlos alles sehen kann. Hypocrites!
In Hakata habe ich mir dann ein etwas teureres Hotel geleistet (5150 yen Einzelzimmer, das Doppelzimmer wäre 6200, ich brauche Begleitung, dann wärs richtig billig, nur müsste ich wahrscheinlich dann sowohl den Aufpreis bezahlen wie auch die Begleitung entlöhnen...), weil ich mal wieder ein weiches Bett, unhörbare Nachbarn und eine eigene Dusche wollte. Nur Internet fehlt natürlich wieder, dafür müsste ich nochmal eine Preisklasse hoch. Aber langsam verstehe ich, warum man mehr Geld für Hotels ausgibt, als absolut notwendig wäre. Als ich das erste Mal in Japan war, habe ich bei der Unterkunft gespart was immer möglich war. Diesmal war ich einiges grosszügiger, habe in 20 Tagen knapp 900 CHF statt gut 700 CHF ausgegeben und muss sagen, dass das gar keine schlechte Investition war. Ich habe mich nur einmal über dumme Zimmergenossen aufregen müssen, hatte immer saubere Klos und oft meine Ruhe im Badezimmer. Durchaus einen Aufpreis wert. Nur etwas Schade, dass ich so keine Leute kennenlernen konnte wie in den Lobbies der Youth Hostels. Andererseits sind das eh fast alles doofe Touristen :P
Essay des Tages: Universitäten und Einstellungen dazu.
Ich beobachte hier fast täglich den von mir so getauften "Tôdai-Effekt". Der zeigt sich wiefolgt: Wenn man mit Japanern als Ausländer in Japan spricht, ist die erste Frage in 99% der Fälle: "Woher kommst du?", die zweite Frage: "Wie lange bist du schon hier?" und die dritte: "Machst du Ferien oder bist du geschäftlich hier?". Meine Antwort bei der dritten ist dann immer, dass ich zur Zeit zwar Ferien machen würde, aber ab oktober ein Austauschstudent in Tokyo sei. Frage vier ist ebenfalls offensichtlich, nämlich Uni und Studienrichtung. Und hier kommt der Tôdai-Effekt. Sobald ich sage, an welcher japanischen Uni ich sein werde, reissen alle Gesprächspartner die Augen auf, machen "eeeeeeeeehhhhhhh?????" oder "ERAI!!" (in etwa: "Beneidenswert! Wie toll!") und sind hin und weg, dass jemand an eine so unglaublich tolle Uni geht, schliesslich ist Tôdai die berühmteste Uni Japans, und gilt auch als konkurrenzlos beste. Der Effekt ist an sich sehr praktisch, es ist sozusagen ein Schubladenwechsel (Beispielschubladen: "Dummer Ausländer", "Ausländer, der Japanisch kann und darum nicht so dumm ist", "Hochintelligenter, toller Tôdai-Student") zu meinen Gunsten.
Und hier kommt das Essay: Die ETH hat in der Schweiz quasi den selben Status wie Tôdai hier, theoretisch müsste sie sogar einen noch besseren Ruf haben, schliesslich ist sie in internationalen Rankings immer deutlich vor Tôdai (top 3 vs top 10 in etwa). Aber wenn man in der Schweiz sagt, dass man an der ETH studiert, wechselt man von der "Arroganter/Fauler Student"-Schublade in die "Hochnäsiger, elitärer Sozialphobiker ohne Freunde, den man tunlichst nicht kennen sollte", oder aber der Gesprächspartner weiss gar nicht, was die ETH ist. Typisch Schweiz: Anstatt Erfolg positiv zu sehen, ist Missgunst angesagt. "Streber" im negativen Sinne gibts hier (fast) nicht, fleissig sein ist eine Tugend. Ich möchte ja nicht die totale Leistungsgesellschaft propagieren, aber da wir mehr oder weniger in einer sind, sollten wir vielleicht nicht von klein auf lernen, dass man ja nicht besser als der Durchschnitt sein sollte, wenn man keinen Ärger will. Je untalentierter und vor allem fauler man ist, desto beliebter wird man. Sehr sinnvoll, oder?
Tuesday, September 25, 2007
Sexmuseum
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6 comments:
wie recht du mit dem letzten absatz hast....nur bei mädls wars erlaubt gut/fleißig zu sein...
"klugscheisser :(" Dren
Tja, die armen Nerds, Intelligenz und Sex klappt wohl nicht, fies...
Hm, bin doch eigentlich auch ganz schlau und Sex hab ich auch, nur bin ich kein Nerd. Vielleicht liegts daran das Nerds schlechter sozialiert sind und Themen ansprechen die keine Sau interessieren (Untertitel von Filmen, Coriolis-Kraft etc. pp).
Das hatte jetzt einfach nur gar nichts mit dem Post zu tun und war einfach nur eine grosse Ladung Vorurteile...
Sollte das jetzt auf ironische Art bestätigen, dass man als dummer Mensch "besser" sozialisiert ist?
ETH ungleich Erfolg. Zudem: noch ist das Studium nicht abgeschlossen old Kaje! Immer schon langsam mit den jungen Pferden.
Nein, sicher nicht, aber ich denke, dass dem Nerd aka 0815-ETHler, ein bisschen der Bezug zu Themen die den Rest der Welt interessieren abgehen und es deshalb zu weniger Kommunikation (fehlende Themen die man bereden könnte) oder zu langer Kommunikation über Themen ohne Relevanz, , in den Augen von 0815-Menschen mit hoher Intelligenz aber nicht ETH (und dazu gehören ja die meisten Frauen, also ich meine zu den 0815-Menschen :-)) ergo wenig Sozialisation ergo wenig Sex. Sad but true, my friend!
Man vergisst einfach immer, dass in den USA die Uni deswegen wichtig ist weil gut 60%(!) der Leute einen College-Abschluss haben. Leider hat der Rest der Welt diese Haltung übernommen ...
In der Schweiz ist das Studienfach zum Glück eindeutig wichtiger als die Uni (liegt auch daran dass die niveaumässigen Unterschiede zwischen den Unis minim sind, viel Stoff im Leben/Beruf definitiv nicht alles ist und verschiedene Leute an unterschiedlichen Unis verschieden gut lernen). Klar muss man am einen Ort vielleicht mehr lernen als am anderen (z.B. an der ETH oder HSG), aber am Schluss zählt wie gut jemand in der "Praxis" ist, und da scheinen halt die Unterschiede nicht gross zu sein ...
Studienfächer wie sie die ETH anbietet sind überall als "verfreakt" verschriehen. Und gerade die ETH zieht ja auch viele einseitig interessierte/begabte Leute an. Da die ETH halt nur diese Fächer anbietet liegt der Schluss von "ETH" auf "Freak" auf der Hand, und in der Praxis bewahrheitet er sich ja auch des öfteren ...
Aber cooler Blog, weiter so! :)
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